Österreichs einzige Uni-Rektorin Bruner

Wegen Krebs aus dem Job gemobbt?

01.09.2009

"Ich habe das Gefühl gehabt, der Teppich wird mir unter den Füßen weggezogen." Ingela Bruner erneuert die Mobbing-Vorwürfe im Zusammenhang mit ihrer Krebserkrankung.

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Ingela Bruner bei der Pressekonferenz. (c) APANeuerlich Eklat um einen Rektor an einer österreichischen Uni: Die Rektorin der Universität für Bodenkultur (Boku), Ingela Bruner, hat "wegen unüberbrückbarer, unterschiedlicher Auffassung" mit dem Senat um einvernehmliche Auflösung ihres Vertrags gebeten, der Uni-Rat stimmte zu.

Mobbing
Bei einer Pressekonferenz sprach Bruner auch von "Mobbing" im Zusammenhang mit ihrer Krebserkrankung sowie von "massiven Versuchen, mich einzuschüchtern". Im Gegenzug warfen ihr Senat und Universitätsrat "Führungsmängel" sowie "nachweisbare Unterlassungen und Fehlentscheidungen" vor.

Spannungen zwischen ihr und dem Senat
Bruner begründete ihren Schritt mit den Spannungen zwischen ihr und dem Senat: So beklagte sie etwa, dass der Senatsvorsitzende Gerd Sammer Rechte reklamierte, die "nicht im Universitätsgesetz verankert" seien; Sammer habe "unentwegt in fast allen Fragen die Akkordierung" gefordert, was zeitraubend und ineffizient gewesen sei.

Außerdem würden "Entscheidungen behindert und zu lange dauern", etwa bei auszuschreibenden Professuren, so Bruner. Im Zusammenhang mit ihrer im Frühjahr vergangenen Jahres diagnostizierten Krebserkrankung sah sich Bruner nach eigenen Angaben "zunehmend Mobbing ausgesetzt". Zuletzt sei sie "unmissverständlich gebeten worden, mein Amt krankheitsbedingt zurückzulegen".

Senat und Uni-Rat
Senat und Uni-Rat wiesen in einer Stellungnahme Bruners Mobbing-Vorwürfe zurück, ihr Rücktritt stehe "in keinem Zusammenhang mit Mobbing, mit ihrer Krankheit oder einer veränderten Kompetenzlage im Rahmen des Universitätsgesetzes 2002". Senat und Rektorat hätten "einen hohen Vertrauensvorschuss" in Bruner gesetzt, "leider" habe es aber "nachweisbare Unterlassungen und Fehlentscheidungen der Rektorin" gegeben, die so schwerwiegend seien, dass sich beide Organe "in diesen Tagen eindeutig festgelegt haben, der Rektorin das Vertrauen zu entziehen".

"Frau Bruner ist gut beraten gewesen, einer unmittelbar bevorstehenden Amtsenthebung zuvorzukommen". Interimistisch wird Vizerektor Martin Gerzabek die Leitung der Boku übernehmen.

Weil sie eine Frau ist?
Dass sie eine Frau ist, spielte nach Ansicht Bruners keine Rolle bei den Spannungen. Es habe mit ihrer Bestellung aber viele weitere "Tabu-Brüche" gegeben: Sie war nicht nur die erste Frau an der Spitze einer Universität, sie kam zudem nicht von der Boku und war nicht habilitiert.

Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V) bezeichnete die Entwicklung an der Boku "bedauerlich", er hofft, dass "die Verdienste Bruners, die 'gläsernen Decken' für Frauen im Hochschulbereich durchstoßen zu haben, nachhaltige Wirkung haben". Für den Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) ist Bruners Rücktritt "ein großer Rückschritt für Frauen in der Wissenschaft".

Die ehemalige Vizepräsidentin der Donau-Uni Krems und Ex-OMV-Forschungsleiterin Ingela Bruner (56) ist im Juli 2007 an der Boku als erste Frau zur Rektorin einer staatlichen Universität gewählt worden. Sie wurde Ende Jänner 2007 offiziell in ihr Amt eingeführt.

Bruner wehrt sich - Jahresabschluss mit Gewinn
Die zurückgetretene Rektorin der Universität für Bodenkultur, Ingela Bruner, hat sich gegen Angriffe des Senats und des Universitätsrats gewehrt. So habe man das vergangene Jahr mit Gewinn abgeschlossen, konterte sie in der ORF-Sendung "Thema" auf den Vorwurf der "Führungsschwäche" - "Und das ist ziemlich phänomenal für eine Universität".

Bruner erneuerte ihrerseits die Mobbing-Vorwürfe im Zusammenhang mit ihrer Krebserkrankung. Die Attacken hätten eine Woche vor Weihnachten begonnen. "Ich habe das Gefühl gehabt, der Teppich wird mir unter den Füßen weggezogen." Die Krankheit sei lediglich als Vorwand benutzt worden. Und auch von ihrem Verbleib im universitären Umfeld ist die zurückgetretene Rektorin weiter überzeugt: "Ich bleibe sicher weiterhin der Bildungspolitik verbunden."

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