Globales Regelwerk

Wie Frauen weltweit mit Menstruation umgehen

13.09.2019

Jeden Monat haben Milliarden Frauen ihre Periode. Doch der Zugang zu Hygieneartikeln ist nach wie vor ein Privileg. 

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© Getty Images
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Menstruation gehört zum weiblichen Alltag. Doch auch in unserer vermeintlich aufgeschlossenen Gesellschaft wurde dieses Thema jahrhundertelang tabuisiert. Heute ist das zwar anders, dennoch wurde z. B. auch hierzulande vor wenigen Monaten heftig über eine Menstruationstasse im Supermarkt-Sonderangebot diskutiert. Ein vermeintliches „First World Problem“, denn in anderen Teilen der Welt geht es vielmehr darum, dass frau nicht einmal die Möglichkeit hat, zwischen Tasse oder Tampon zu wählen. Denn weltweit haben Millionen von Frauen keinen Zugang zu Hygieneprodukten wie Binden oder Tampons – schlicht und einfach, weil sie zu teuer sind. In Uganda beispielsweise kostet ein Paket Binden im Schnitt zwei US-Dollar. Das ist mehr, als ein Drittel der Menschen dort am Tag verdient. In Ghana kostet eine Packung Binden bis zu 2 US-Dollar und in Timor-Leste müssen Frauen für 8 Binden etwa 1 US-Dollar zahlen, obwohl fast die Hälfte der Menschen dort weniger als 1,90 US-Dollar am Tag zur Verfügung hat. 
 

Rund 500 Mal menstruiert eine Frau im Schnitt in ihrem Leben – und verbringt damit circa 3.000 Tage menstruierend.

Sanitäre Nachteile. Weil sich viele Mädchen und Frauen die Produkte nicht leisten können, verlassen sie während ihrer Periode das Haus nicht mehr und verpassen dadurch den Schulunterricht, können nicht zur Arbeit gehen oder müssen sich mit Notlösungen wie Blättern oder alten Stofflappen behelfen. Besonders kritisch ist die Situation für Mädchen und Frauen in Krisen- und Katastrophensituationen, wenn es keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen gibt und Hygieneartikel wie Binden Mangelware sind. Die Non-Profit-Organisation WaterAid setzt sich weltweit dafür ein, dass sich diese Situation ändert und Menschen Zugang zu sauberem Wasser, Toiletten und Hygieneprodukten bekommen. „Keine Frau und kein Mädchen sollte mit ihrer Periode ohne Zugang zu einem Hygieneprodukt ihrer Wahl umgehen müssen“, sagt WaterAid-Programm-Managerin Louisa Gosling bei der Vorstellung des Fotoprojekts. Regierungen müssten dafür sorgen, dass dieser Zugang möglich ist. „Frauen brauchen mindestens den Zugang zu sauberem Wasser, um sich und wiederverwendbare Hygieneprodukte waschen zu können, Toiletten, die ihnen Privatsphäre gewähren, angemessene Hygieneprodukte und Entsorgungsmöglichkeiten.“ WaterAid möchte mit seinem Projekt die Regierungen dazu auffordern, den Zugang zu Menstruationsartikeln und zu hygienischen Sanitäranlagen zu priorisieren und dafür zu sorgen, dass Mädchen und Frauen während ihrer Periode nicht mehr von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Die Wohltätigkeitsorganisation setzt sich seit 1981 weltweit dafür ein, sauberes Wasser und hygienische Sanitäranlagen für jeden Menschen zugänglich zu machen. 
 
Teure Tage. Doch selbst in Österreich sind Hygieneprodukte ein Politikum – oder sollten es tatsächlich einmal sein. Denn: Frauen zahlen hierzulande für Periodenprodukte wie Binden, Tampons und Menstruationstassen den Luxussteuersatz von 20 Prozent, der für Produkte gilt, die nicht zum Grundbedarf gehören.  
„Hygieneprodukte während der Periode sind kein Luxus, sondern eine monatliche Notwendigkeit“, erklärte Ex-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SP) in den vergangenen Wochen und gab damit den Anstoß, diese Gegebenheit neu zu diskutieren. Denn im Gegensatz zu anderen notwendigen Dingen des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel oder Arzneimittel aber auch Hotel-Übernachtungen oder Antiquitäten sind Hygieneartikel doppelt so hoch besteuert. Die SPÖ-Frauen wollen das nun ändern und fordern eine Abschaffung der „Tampon-Steuer“. „Die Preise für diese Produkte sind hoch und vor allem für junge Mädchen, die finanziell schlecht gestellt sind, ein Problem“, so Heinisch-Hosek. Die Umsatzsteuer auf Damen-Hygieneprodukte solle von 20 auf 10 Prozent gesenkt werden. 
 
Nachhaltige Alternativen. Abgesehen von den Ausgaben – laut der Onlineplattform Erdbeerwoche gibt eine westliche Frau zwischen 2.500 und 4.500 Euro in ihrem Leben für rund 16.800 Binden und Tampons aus – stellen die Produkte an sich eine Umweltbelastung dar. Denn nach dem Gebrauch landen sie im Müll, wo sie aufgrund der Plastikbestandteile über 500 Jahre brauchen, um zu verrotten. Der Erhebung zufolge, die im „Journal of the Institution of Environmental Sciences“ veröffentlicht wurde, werden allein in Großbritannien pro Tag rund 700.000 Slipeinlagen, 2,5 Millionen Tampons und 1,4 Millionen Binden in Toiletten hinuntergespült, die im Endeffekt dann in den Weltmeeren landen. Dementsprechend ist die richtige Entsorgung ein notwendiger Weg, um die Natur vor zusätzlicher Müllbelastung zu schützen. Weiter können Verbraucherinnen gehen, wenn sie statt Wegwerfprodukten auf wiederverwendbare Alternativen setzen. 
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