Auch in Österreich hunderte Betroffene. Vier Millionen Frauen weltweit sind Opfer von Zwangsarbeit und Prostitution.
(c) sxcDas Buch „WareFrau" berichtet über das Schicksal tausender
Afrikanerinnen, die gezwungenwerden ihren Körper zu verkaufen - mit falschen
Versprechungen, Drohungen gegendie Familie und Angst einflößenden
Voodoo-Ritualen.
„Es gibt auch in ÖsterreichHunderte
Betroffene", so Autorin Corinna Milborn, die gemeinsam mit MaryKreutzer das
240 Seiten dicke Buch verfasst hat, im
Gespräch.
Zwangsarbeiterinnen in
Bordellen
Bis zu 100.000 Frauenaus Nigeria arbeiten in
Europa als Prostituierte, erzählen die Autorinnen. Siealle sind Opfer von
Menschenhändlern, die Mädchen mit falschen Papieren ausAfrika einfliegen
lassen.
Zu finden sind die Zwangsarbeiterinnen in Bordellenund
auf dem Straßenstrich in jeder größeren Stadt - ums Eck in Wien, aber auchin
Linz, Salzburg oder Klagenfurt, so Milborn, bekannt unter anderem auch
alsCo-Autorin von Waris Dirie („Wüstenblume").
„Ich hab überhaupt
nicht damitgerechnet. Es waren für uns völlig unbekannte Welten und sicher
auch sehrerschreckend, wenn man draufkommt, was dahinter
steckt."
Dichtes Netz aus Zwängen
Acht
betroffene Frauenzwischen 19 und 35 Jahren schildern in dem Buch ihr
persönliches Schicksal.Einer Prostituierten in Italien diene nur eine
zerschlissene, schmutzigeMatratze mitten im Wald und ein Klappsessel der
Fahrbahn als Arbeitsplatz.
Joyverkauft ihren Körper in Wien für
zehn Euro pro Stunde und muss eine horrendeSumme an Menschenhändler
abzahlen. "Die Betroffenen stecken in so einemdichten Netz aus Zwängen",
erklärte Milborn. Dazu zählt auch Erpressung:Eine 24-jährige Nigerianerin
verweigerte die Prostitution, ihr Bruder wurdedaraufhin
niedergeschossen.
Täter auch Frauen
Auch
die Arbeit derMenschenhändler in Nigeria, die gesellschaftlichen Bedingungen
in Afrika unddie Hintergründe des Frauenhandels werden von den Autorinnen
durchleuchtet,Freier und Menschenhändler kommen zur Wort.
Die
Täter sind auch Frauen, dennnicht Männer, sondern so genannte "Madames" sind
für die Auswahl derMädchen und deren Beaufsichtigung bei der Arbeit
verantwortlich.
Lesen Sie auf der nächten Seite
weiter!
Blick auf
Österreich
Ausgangspunkt der Arbeitvon Milborn und
Kreutzer war vor etwa zwei Jahren die Feststellung, dass inWien plötzlich
mehr afrikanische Frauen als Prostituierte arbeiten. Die Arbeitam Buch "Ware
Frau" begann, als Joana Adesuwa Reiterer den beidenkurz darauf ihre
"unglaubliche Geschichte" erzählte:
Die Nigerianerinverliebte
sich in einen Menschenhändler, heiratete den Mann, der sich ihr gegenüberals
Reiseunternehmer ausgab, und zog mit ihm nach Wien. Dort wollt der
Zuhälterdie 27-Jährige zur "Madame" seiner Mädchen machen. Reiterer
konntesich befreien und versucht heute mir ihrem Verein "Exit" (www.ngo-exit.com
)weiteren Opfern in Österreich zu helfen.
Kritik übt das
Buch auchan der heimischen Polizei
Prostituierte
erzählenvon nicht aufgenommen Anzeigen gegen Menschenhändler, Pass-Diebstahl
oderDokumenten-Fälschung. „Es war sehr erschreckend, jemand geht zur Polizei
und espassiert einfach nichts", urteilt
Milborn.
Auch von Seiten des Staatsortet die
Autorin Nachholbedarf. Trotz Resolutionen und etlichen Maßnahmen kämenichts
bei den Betroffenen an. Der Opferschutz in Österreich sei viel zugering.
„Ich wünsche mir mehr Augenmerk für die Betroffenen", so
Milborn.
Das Buch soll daher vor allem Mut
machen Tabus zubrechen, denn schlimm sei vorallem das „Wegsehen der
Gesellschaft", betonte sie. „Ohne Nachfrage gäbees das Ganze ja
nicht."
Buchtipp: |
"Ware Frau", Mary Kreutzer und Corinna Milborn |
|
Ecowin Verlag, 19,95 Euro |