Valentinstag
11 Gebote für die Lust
07.02.2020
Ein lustvolles Sexualleben trotz langjähriger Beziehung – ja, das geht! Sexualtherapeutin Brigitte Moshammer-Peter verrät, wie die Leidenschaft wieder wächst – und warum
Verführung Macht ist.
Eines gleich vorweg: „Mit dem Klischee, dass Frauen in langjährigen Beziehungen weniger Sex wollen als ihre Männer, möchte ich aufräumen“, stellt Expertin Brigitte Moshammer-Peter energisch fest. „Im Gegenteil: Sie wünschen sich oft mehr Sex. Und vor allem: Sie wünschen sich anderen, guten Sex!“ Doch was bedeutet „guter Sex“? „In Langzeitbeziehungen ist oft das Problem, das sich das Thema Sexualität abschleift und man immer bei demselben bleibt.“ In ihren 11 Geboten für mehr Leidenschaft und Verführung verrät die Sexualtherapeutin, wie man dieser Langeweile entgegenwirken kann – und mehr Lust ins Leben bringt.
1 Auf Erkundungsreise am eigenen Körper
Nur wer den eigenen Körper kennt und sich darin wohlfühlt, kann lustvollen und erfüllenden Sex erleben. Dazu ist es vonnöten, sich selbst berühren zu können und zu wissen, wie welche Stelle des Körpers sich anfühlt, aussieht, riecht und schmeckt. Wichtig ist es, das Erforschen als eine Art Entdeckungsreise zu sehen.
Nur wer den eigenen Körper kennt und sich darin wohlfühlt, kann lustvollen und erfüllenden Sex erleben. Dazu ist es vonnöten, sich selbst berühren zu können und zu wissen, wie welche Stelle des Körpers sich anfühlt, aussieht, riecht und schmeckt. Wichtig ist es, das Erforschen als eine Art Entdeckungsreise zu sehen.
2 Solosex richtig genießen
Was für manche spätestens ab der Pubertät eine Selbstverständlichkeit ist, bleibt für andere ein Leben lang schwierig. Dennoch sollte sich jeder mindestens einmal selbst zum Orgasmus gebracht haben, denn schließlich weiß jeder selbst, wo er am liebsten berührt werden möchte und welche Intensität die angenehmste ist, um die Lust zu steigern. Eigene Vorlieben in der Art der Berührung kennenzulernen ist (zuerst einmal) das Ziel, nicht der Orgasmus. Dennoch kann eine zusätzliche Aktivierung des (hoffentlich gut trainierten) Beckenbodens zum Erreichen des Höhepunktes nicht schaden – und auch wenn man „nur“ mit sich alleine Sex hat, ist es durchaus hilfreich, die Atmung und die Stimme einzubauen, auch dadurch kann man leichter zum Orgasmus kommen.
3 Der Weg ist das Ziel
Für viele ist Sex nichts anderes als ein Wettlauf zum Orgasmus. Dabei ist ein Orgasmus im Verhältnis zum eigentlichen Sexualakt wirklich sehr kurz. Viel lustvoller und erfüllender ist es, den Weg zum Ziel zu machen, also den Akt als solches zu genießen, und der Orgasmus ist dann nur noch die krönende Draufgabe.
4 Lass uns richtig Liebe machen
Schneller, unverbindlicher Sex ist für viele sehr lustvoll, dennoch ist es kein Vergleich zu dem Erleben, wenn man Sex mit jemandem hat, den man wirklich liebt. Natürlich gibt es auch beim Sex, der keinerlei Verpflichtung mit sich bringt, jede Menge Körpersensationen. Wirklich wundervoll wird es aber erst dann, wenn nicht nur zwei Körper, sondern auch zwei Seelen sich verbinden und gemeinsam Erfüllung erleben.
5 Blümchensex kann auch richtig schön sein
Der Klassiker unter allen Sexpraktiken gerät in Zeiten, da jederzeit Pornos in allen erdenklichen Varianten im Internet abrufbar sind, in den Hintergrund. Dennoch oder vielleicht sogar gerade deshalb sollte man zumindest einmal auch diese Variante versucht haben. In der Langsamkeit und Achtsamkeit des Blümchensex kann man viel genauer fühlen und genießen, einander begegnen, ineinander versinken und die Welt rundherum vergessen – und eben das ist, wonach sich die meisten beim Sex eigentlich sehnen.
6 Richtiges Spiel mit dem Vor- und Nachspiel
Die Erregungskurve von Frauen verläuft wesentlich flacher als jene der Männer, was bedeutet, dass es bei Frauen länger dauert, bis die Erregung ansteigt. Das Vorspiel sollte sich aber nicht nur auf das Berühren der erogenen Zonen beschränken, denn schließlich ist unser größtes Sexualorgan das Gehirn, und auch das will angeregt werden. Während Männer nach dem Orgasmus sofort wieder zur Tagesordnung übergehen können, dauert es bei Frauen eine ganze Weile, bis die Erregung wieder vollkommen abgeklungen ist. In dieser Zeitspanne brauchen Frauen noch etwas Nähe und einen liebvollen Ausklang in Geborgenheit. Nicht zuletzt wird beim Orgasmus auch das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet, und so tut das Kuscheln nach dem Sex auch der Beziehung gut – davon profitieren beide Partner.
7 Lass uns drüber reden
Seine sexuellen Wünsche und Fantasien zu kennen, ist eine Sache, sie zu kommunizieren, ist noch etwas ganz anderes. Die meisten Liebenden würden die sexuellen Wünsche ihrer Partner gerne erfüllen. Es scheitert schlicht daran, dass sie diese nicht kennen. Um seine sexuellen Fantasien zu kommunizieren, braucht es viel Mut und Vertrauen, aber es lohnt sich. Fragen Sie Ihren Partner nach seinen Wünschen und Fantasien. Es ist eine hervorragende Möglichkeit, ihn besser und intimer kennenzulernen, und vielleicht hat er ja eine aufregende Idee, die das Sexleben noch aufregender macht.
8 Abwechslung ist das halbe (Sex-)Leben
Das Sexleben wird in langen Partnerschaften ganz von allein schlechter, dazu muss man nichts tun. Hat ein Partner bei einem Sexualakt einmal eine bestimmte Praktik abgelehnt, oder einen Wunsch zurückgewiesen, wird das Versuchte oft für alle Ewigkeit ausgespart und das Paar einigt sich im Laufe der Jahre auf den kleinsten gemeinsamen Nenner in Sachen Sex. Die anfängliche Leidenschaft fällt bald dem Alltag zum Opfer, und was übrig bleibt, ist oftmals nichts als langweilige Routine. Um das Sexleben in langjährigen Partnerschaften aufregend zu erhalten, braucht es den guten Willen beider und immer wieder mal etwas Neues. Egal, ob es gilt, neue Stellungen zu probieren oder Sextoys ins Liebesspiel einzubauen, guter Sex braucht Abwechslung.
9 Öfter mal den Ort wechseln
Natürlich ist das Bett der wahrscheinlich angenehmste Ort für Sex, aber wohl auch der langweiligste. Um das Sexleben aufregend zu gestalten, sollte man zumindest fallweise andere Orte ausprobieren. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Vorsichtig sollte man allerdings bei Sex im Freien sein, denn wird man dabei ertappt, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten.
10 Stellungswechsel – Die Abwechslung macht’s
Nicht nur, dass Sex in der immer gleichen Variante unendlich langweilig ist, verschiedene Stellungen bringen auch unterschiedliche Reize. So werden bei der Missionarsstellung ganz andere Bereiche stimuliert als beispielsweise bei der Reiterstellung oder im Löffelchenmodus. Der Wechsel ermöglicht das Spiel mit Erregung, mal um die Lust zu steigern und dann wieder um das Liebesspiel länger hinauszuzögern.
11 Stimmwunder
Während sich Frauen bei ihren Freundinnen oft und gern über die mangelnden Liebeskünste ihrer Partner beklagen, prahlen Männer mit Vorliebe über ihre Fähigkeiten. Nur wenn Mann und Frau zusammen sind, wird es meist sehr still – und das betrifft nicht nur die Kommunikation. Bei vielen wird Sex zur stillsten Zeit der Beziehung. Es wird nicht gesprochen, nicht gestöhnt und schon gar nicht geschrien. Nicht nur, dass der Partner durch Lautäußerungen wertvolle Rückmeldungen bekommt, was gefällt, unter Einsatz der Stimme kommt man auch leichter zum Orgasmus.
Brigitte Moshammer-Peter, Sexualtherapeutin
Die Wiener Psychotherapeutin (www.psychotherapeutin.cc) im Interview.
Welche Rolle spielt Verführung im Sexleben?
Moshammer-Peter: Eine ganz wichtige, sie findet aber leider oft in Langzeitbeziehungen nicht mehr statt. Da geht es auch darum, was zieht man an, wie sieht man einander an, wie verführt man einander. Das zu pflegen, ist wichtig. Und es zu modifizieren!
Kann eine Affäre eine Langzeitbeziehung beleben, wie etwa Esther Perel behauptet?
Moshammer-Peter: Das zu verallgemeinern, betrachte ich kritisch. Affären können beleben, können aber auch eine Beziehung zerstören. Da muss man genau hinsehen, warum gab es eine Affäre, was wurde dort gelebt, was in der Beziehung nicht gelebt wird etc. Wenn Seitensprünge Beziehungen beleben würden, gäbe es weniger Scheidungsanwälte.
Wann ist eine Beziehung aus Ihrer Sicht nicht mehr zu retten?
Moshammer-Peter: Wenn die beiden einander hassen, wenn Verachtung herrscht und wenn die beiden nur mehr in die Paartherapie kommen, um dem anderen zu beweisen, dass er der „Schuldige“ ist. Und auch wenn die Kommunikation abgebrochen ist. Kommunikation ist alles – in der Liebe und auch im Sexleben.
Ist eine gute Beziehung ohne Sex möglich?
Moshammer-Peter: Ja, ganz eindeutig ja – wenn sich beide einig sind darüber. Wenn das für beide kein wichtiges Thema ist, dann ist das gar kein Problem. Wichtig ist immer nur, sein eigenes Verhältnis zu Sexualität zu definieren. Man muss sich als Paar und auch als Einzelperson überlegen, welche Rolle spielt Sex in meinem Leben und welche soll er spielen. Wenn man sich darüber einig ist, kann eigentlich nicht viel schiefgehen.
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