Weibliche Lust im Wandel
Der neue Sex der Frauen
12.11.2010
Ein Bordell für Frauen? Drei Powerladys diskutieren über Fragen weiblicher Sexualität.
Das älteste Gewerbe der Welt ist noch immer größten Teils der männlichen Kundschaft vorbehalten. Ein Faktum, das sich schon bald ändern könnte. Am kommenden Freitag lädt Judit Rabenstein, Geschäftsführerin des exklusiven Erotikshops Magnolias (www.magnolias.at), zu einer spannenden Podiumsdiskussion zum Thema „Bordell für Frauen?“.
Marktlücke oder Flop?
MADONNA bat vorab Judit Rabenstein, Michaela Schimanko, Eden Bar-Besitzerin und Tochter des legendären Heinz Werner Schimanko († 2005), und Element6-Swinger-Club-Betreiberin Gabi Högler, die im Februar mit dem freizügigen Kunstprojekt in der Wiener Secession für Aufregung sorgte, zum runden Tisch – über die neue Lust der Frauen.
Frau Rabenstein, Sie haben eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bordell für Frauen?“ initiiert. Gibt es dafür überhaupt eine Nachfrage?
Judit Rabenstein: Nachfragen nach einer richtigen Institution als solches haben wir bei uns im Geschäft noch nicht erhalten. Aber es haben sich schon Frauen und Pärchen an uns gewendet, mit der Bitte, ihnen jemanden zu vermitteln, der seriös ist. Sozusagen ein seriöses männliches Escort-Service. Wobei ich gleich dazu sage: So etwas machen wir nicht. Tatsache ist aber, dass sich auch schon Herren bei uns gemeldet haben, die gerne Werbung für ihre Dienstleistungen bei uns machen würden, weil sie wissen, dass unser Geschäft zu 80 Prozent von Frauen frequentiert wird. Wir möchten nun dieses Tabu einmal brechen. Das Thema „käufliche Liebe“ polarisiert und es gibt nur zwei Reaktionen darauf: Entweder die Leute sind von der Idee begeistert oder entsetzt. Dazwischen gibt es nichts.
Aber gibt es denn noch kein Escort-Service für Frauen?
Rabenstein: Doch. Das Problem dabei ist jedoch die Vertrauensfrage. Vor allem Frauen lassen ungern jemanden in ihren privaten Bereich. So kommt es auch zu der Frage, ob nicht ein „Liebeshaus“ sinnvoll wäre.
Gabi Högler: Unser Club ist ja ein solches Liebeshaus – es kommen auch viele Frauen alleine zu uns, um Sex zu haben. Allerdings ohne jegliche Bezahlung, versteht sich.
Rabenstein: Aber in einem Swingerclub spielen Voyeurismus und Exhibitionismus eine große Rolle. Die Frauen, mit denen ich bisher gesprochen habe, wollen sich zurückziehen, nicht zusehen oder beobachtet werden. Deshalb denke ich, dass eine Art Kuschelhotel in der Stadt fehlt.
Högler: Der Unterschied zu einem Swingerclub wäre dann, dass in dem gemeinschaftlichen Raum mit Lounge- und Barbereich außer dem Kennenlernen nichts stattfindet.
Michaela Schimanko: Mein Bruder leitet das Hotel Orient, ein Stundenhotel in der Innenstadt. Da kommen Männer als auch Frauen mit ihrem Partner, woher auch immer sie ihn kennen. Es ist also durchaus so, dass Frauen das Orient für Erlebnisse mit jemandem vom Escort-Service nutzen.
Haben Sie das Gefühl, dass mehr Männer oder mehr Frauen ins Stundenhotel kommen?
Schimanko: Natürlich schon mehr Männer. Ich muss auch ehrlich sagen, ich sehe die Notwendigkeit für käuflichen Sex für Frauen gar nicht so als gegeben. Aber vielleicht bin ich auch nur von selbstbewussten Frauen umzingelt, die sich einen Mann in einer Bar oder woanders einfach so angeln, wenn sie Lust auf einen One-Night-Stand haben.
Rabenstein: Ich denke, dass immer mehr Frauen – auch in diesem Bereich – auf Seriosität und Professionalität setzen. Bei einem One-Night-Stand erhält man oft die Katze im Sack. Viele emanzipierte Frauen sind bereit, einen bestimmten Preis dafür zu bezahlen, dass sie vorher wissen, was sie bekommen, und dass alles ihren Wünschen entsprechen wird. Für viele ist auch schlichtweg das Risiko zu groß, an jemanden Indiskreten und Unseriösen zu geraten.
Högler: Ich denke auch, dass es da einen Bedarf gibt. Ich bezweifle aber, dass er durch das, was man im klassischen Sinne als Bordell versteht, abgedeckt werden kann. Eine solche Institution müsste ganz anders aussehen, weil die sozialen Muster, nach denen Frauen agieren, ganz andere sind als jene von Männern.
Inwiefern hat sich die Sexualität der Frauen und deren Offenheit diesem Thema gegenüber in den letzten Jahren verändert?
Rabenstein: Wir haben vor fünf Jahren unser Geschäft gestartet – und eines habe ich gelernt: Man kann die Menschen in Sachen Sexualität überhaupt nicht einschätzen! Wie offen, verschlossen, was und wie sie ihre Fantasien ausleben – all das hat rein gar nichts mit Alter und Aussehen zu tun. Und schon gar nicht mit Gewicht (lacht). Es gibt so viele vollschlanke Frauen, die einen so tollen Umgang mit ihrer Sexualität haben, dass viele staunen würden.
Schimanko: Die „Eden Bar“ ist ja eher die Vorstufe zum sexuellen Akt (lacht). Deshalb kann ich diesbezüglich nicht viel sagen. Was mich interessieren würde, ist, welchen Altersdurchschnitt haben Ihre KundenInnen?
Rabenstein: Meine Generation ist die Verkrampfteste. Ich bin 36 und muss sagen, dass das ein furchtbares Alter ist, was den offenen Umgang mit Sexualität betrifft. Das hat aber oft etwas damit zu tun, dass man kleine Kinder hat, frisch verheiratet ist und sich gerade eine Karriere aufbaut. Da bleibt kaum Zeit, um sich inspirieren zu lassen und sich erotisch weiterzuentwickeln. Sehr offen ist die Generation 20 bis 25. Für die ist Sex das Selbstverständlichste auf der Welt. Ganz toll finde ich aber Frauen jenseits der 50, die sich gerade im Wechsel befinden oder ihn schon hinter sich haben. Diese Frauen setzen sich mit ihrem Körper ganz anders auseinander.
Högler: Interessant, bei uns ist das ganz anders. Die meisten unserer Gäste sind um die 35 Jahre alt. Viele Paare kommen gerade, weil sie Kinder haben und einmal ungestörte Zweisamkeit genießen wollen, ohne ein kleines Kind im Nebenzimmer, das jeden Moment hineinspazieren könnte.
Rabenstein: ...
...Lesen Sie das gesamte Gespräch in Ihrer MADONNA!
MADONNA vom 13.11.2010
Judit Rabenstein lädt zum Magnolias Kamingespräch mit Bordell-Betreiber Dr. Alexander Gerhardinger am 19. 11. ab 19 Uhr im Scotch Club (Parkring 10, 1010 Wien). Eintritt: 10 Euro p. P., 1 Glas Champagner inklusive. Ladys only! |
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Bild: (c) Kernmayer
Starke Frauen im Gespräch. MADONNA bat anlässlich der am 19. 11. stattfindenden Podiumsdebatte über 'Bordelle für Frauen?' vorab zum runden Tisch.