Ein Rezept für die Liebe – gibt es so etwas denn überhaupt? Und ob! Wie Sie – in nur kurzer Zeit – mehr Glück in Ihre Partnerschaft bringen können, erklären zwei Beziehungsexperten.
Frisch verliebt zu sein, ist wohl eines der allerschönsten Gefühle im Leben. Die Liebe über viele Jahre hinweg aufrechtzuerhalten, kann hingegen ziemlich herausfordernd sein. Schließlich teilt man als Paar nicht nur die schönen Momente miteinander, sondern auch die Sorgen, die Launen, das Haushaltschaos (inklusive herumliegender Socken) und schlicht und einfach den Alltag, in dem es zwischen Kind und Kegel – seien wir uns doch ehrlich – einfach ganz schön zugehen kann.
Glücklich – ein Leben lang
Seit nunmehr 50 Jahren betrachten die beiden Psychotherapeuten John Gottman und Julie Schwartz Gottman die Liebe unter dem Mikroskop. Die Liebe ist also sozusagen ihr Lebenswerk. Die Kernfrage ihrer Forschung: Was führt dazu, dass die Liebe bestand hat? In ihrem brandneuen Buch „Das 7-Tage-Rezept für erfüllte Liebe“ (Ullstein Taschenbuch, 13,99 Euro) haben sie einige ihrer Erkenntnisse zusammengefasst. Probieren Sie doch einige davon selbst aus, um Ihre Partnerschaft bereits innerhalb weniger Tage zum Positiven zu verändern.
Die sieben besten Tipps für Liebesglück
1. Kleine Dinge, möglichst oft
Das Wichtigste über das „Liebesrezept“ gleich zu Beginn: Es ist kurz. „Ganz kleine Dosen Liebe, jeden Tag verabreicht, sind alles, was für eine gesunde Beziehung nötig ist“, schreiben die Gottmans. Warum? Weil genau das eine glückliche Beziehung ausmacht – nicht eine einmalige große Geste, sondern eine Million winziger Dinge. Jeden Tag. Ein Leben lang. Denn: „Die Liebe ist eine Praxis. Eher ein Handeln als ein Gefühl.“
2. Fokus aufs Positive
Im „Love Lab“, ihrem Liebeslabor, haben die Gottmans tausende Paare auf ihrem Weg begleitet, Millionen von Datenpunkten untersucht und letztlich drei Parameter eruiert, die nötig sind, damit eine Beziehung lange gut läuft: Neugier auf einander, Zärtlichkeit und Zuwendung. Auch Streit gehört dazu, schon klar. „Wir wissen aus dem Love Lab dass die besten Beziehungen nicht die Partner haben, die einander in erster Linie sagen, was mit dem jeweils anderen nicht stimmt. Vielmehr beruhen sie auf Partnern, die sich vorwiegend sagen, was gut ist.“
3. Kontakt aufnehmen
Kleine Kinder, stressige Jobs und endlose To-Dos im Alltag können dazu führen, dass viele Paare neben, allerdings kaum mehr miteinander leben (Hand aufs Herz - wer kennt das nicht?). Die Gottmans raten dazu, so oft wie möglich miteinander in Kontakt zu treten. Sogenannte Beziehungs- oder Kontaktangebote können schon über kleine, flüchtige und scheinbar unbedeutende Momente erfolgen: Ein Partner scrollt auf dem Handy und bemerkt: „Oh, hier ist ein interessanter Artikel.“ Auch ein tiefer Seufzer kann ein Kontaktangebot sein. Damit das scheinbar subtile Angebot glückt, ist es wichtig, dass der jeweils andere es a) als solches wahrnimmt und b) auch darauf einsteigt, anstatt es abzulehnen. Das Rezept lautet: Zu- statt Abwendung.
4. Große Fragen stellen
Am Anfang ist eine Beziehung super aufregend, voller explorativer Fragen und Interesse füreinander. Doch mit der Zeit treten meist andere Fragen an die Stelle vertrauter Gespräche. Zum Beispiel: „Hast du den Müll rausgebracht?“ Oder: „Wer bringt heute die Kinder in die Schule?“ „So hektisch das Leben auch sein mag, wir können nicht zulassen, dass wir einander nur noch Fragen nach endlosen Checklisten stellen“, regen die Gottmans zum Nachdenken an. Ihr Tipp: das Interesse aneinander zu behalten, einander große, offene Fragen zu stellen: „Welche Lebensträume hast du im Augenblick?“ Oder (etwas leichtere Kost): „Wenn du morgen früh mit drei neuen Fähigkeiten aufwachen könntest, welche würdest du dir aussuchen?“ Sein Sie mal gespannt auf die Antworten.
5. Danke sagen
Jeder Mensch, jedes Paar und jede Beziehung ist individuell. Doch eines haben wir, so die Gottmans, alle gemeinsam: „Wir alle wollen geschätzt werden. Für unsere Bemühungen anerkannt werden. Wir wollen alle gesehen werden.“ Aus ihrer Erfahrung wissen die beiden Therapeuten, dass eine glückliche Beziehung eine hoch entwickelte Wertschätzungskultur erfordert. Leichter gesagt, als getan. Nur allzu leicht tappt man in die Falle, nur das zu sehen, was der andere falsch macht. „Wenn Sie aber nur nach dem Negativen Ausschau halten, werden Sie genau diese mit Leichtigkeit finden.“ Der Tipp der Gottmans: Den Filter wechseln, das eigene Gehirn umerziehen, das Positive fokussieren und – ganz besonders wichtig – dem Partner Wertschätzung und Dank auch zu zeigen. Das kann folgendermaßen aussehen: „Danke, dass du jeden Morgen den Kaffee machst. Dann fängt der Tag für mich genau richtig an.“ Damit sprechen Sie Ihrem Partner nicht nur Wertschätzung aus, Sie bauen, indem Sie hinzufügen, wie Sie sich durch die Tat Ihres Partners fühlen, auch eine emotionale Verbindung auf.
6. Bitten aussprechen
Diese entsteht auch, wenn Sie klarmachen, was Sie brauchen. Dazu gehört auch, um etwas zu bitten, anstatt etwa mit Vorwürfen um sich zu werfen. Bedürfnisse zu haben ist keine Schwäche und Gedanken lesen kann sowieso niemand. Eine konkrete Bitte könnte so aussehen: „Ich bin heute todmüde. Könntest du die Kinder ins Bett bringen?“ Anstelle von: „Schon wieder muss ich die Kinder ins Bett bringen, obwohl ich so müde bin.“ Spüren Sie den Unterschied?
7. Zu früh oder zu spät?
Falls Sie sich nun fragen, ob gerade der richtige Zeitpunkt für all diese Interventionen ist – auch darauf haben die Gottmans Antworten. Zum einen gibt es kein Zu-Früh, um für die Liebe gute Gewohnheiten einzuführen. „Je früher, desto besser. Die meisten Paare warten viel zu lange, bis sie sich Hilfe suchen – im Durchschnitt vier bis sechs Jahre.“ Zum anderen gibt es kein Zu-Spät. „In all den Jahren unserer Forschung und Beratungspraxis sind wir nur außerordentlich selten Paaren begegnet, für die es wirklich ‚zu spät‘ war.“ Denn wenn Menschen ihre ungesunden Muster gegen gesunde eintauschen, können sie ihre Zukunft selbst zum Positiven verändern.