Buch von Serien-Star
Gillian Anderson enthüllt: Diese Sex-Fantasien haben Frauen wirklich
14.09.2024Als Sexualtherapeutin begeistert Serien-Star Gillian Anderson in „Sex Education“. Jetzt sorgt die Schauspielerin mit ihrem Buch „want“ für Aufsehen: denn darin enthüllt sie die wahren sexuellen Fantasien von Frauen.
Es war ein Skandal, als Nancy Friday († 2017) im Jahr 1973 ihr erstes Buch „My Secret Garden“ veröffentlichte. Für das Werk hatte die Feministin Interviews mit Frauen gesammelt, in denen diese ganz offen über ihre sexuellen Fantasien sprachen. Der Erfolg des Buchs war ebenso groß wie die Aufregung darüber – die Autorin jedenfalls erreichte damit, was sie und so viele Frauen in den 1970er-Jahren wollten: die Befreiung von Zwängen, ein besseres Bewusstsein über die eigenen Wüsche und einen offenen Umgang mit diesen – innerhalb der Partnerschaft, aber auch in der Gesellschaft.
Rund 50 Jahre später wandelt US-Schauspielerin Gillian Anderson (56) auf Nancy Fridays Spuren. Inspiriert von ihrer Rolle als Sexualtherapeutin Dr. Jean Milburn im Serien-Hit „Sex Education“ (die 4. Staffel läuft aktuell auf Netflix) widmet sich die „Akte X“-Powerlady in einem Buch den Wünschen und Begierden der Frau von heute. Vor eineinhalb Jahren rief Anderson ihre Followerinnen und Fans dazu auf, ihr schriftlich – und natürlich anonym – ihre erotische Vorstellungen zu übermitteln. Rund 1.000 Seiten erhielt die Schauspielerin, Produzentin, Aktivistin und Autorin – die für sie spannendsten fasste sie in ihrem Buch „want“ zusammen. Hier Gillian Andersons Erkenntnisse und Bekenntnisse von Frauen, die zu ihren Begierden und Fantasien stehen.
„Hier ist der Schlüssel“
„Dies wird ein anonymes, erhellendes Buch sein, das Ihre Briefe an mich sammelt. Es wird erkunden, wie Frauen über Sex denken. Denn wenn wir über Sex reden, reden wir über Weiblichkeit und Mutterschaft, Untreue und Ausbeutung, Zustimmung und Respekt, Fairness und Gleichberechtigung, Liebe und Hass, Lust und Schmerz“, schrieb Gillian Anderson in ihrem Aufruf vor eineinhalb Jahren. „Als Frauen wissen wir, dass es beim Sex um mehr geht als nur um Sex. Aber so viele von uns sprechen nicht darüber. Unsere tiefsten, intimsten Ängste und Fantasien bleiben in uns verschlossen, bis jemand mit dem Schlüssel daherkommt. Hier ist der Schlüssel.“
Zum ersten Mal las die Schauspielerin „Die sexuellen Phantasien der Frauen“ von Nancy Friday in ihrer Vorbereitung auf die Rolle der Sexualtherapeutin Dr. Jean Milburn. „Der menschlichen Fantasie sind so gut wie keine Grenzen gesetzt und das gilt natürlich auch für Sexfantasien, trotzdem belegen wir Letztere bis heute mit einem Tabu“, so die Autorin. „In unseren gesellschaftlichen und sexuellen Beziehungen hat sich in den fünfzig Jahren seit Veröffentlichung von ,Die sexuellen Phantasien der Frauen‘ sehr vieles geändert. Haben sich die geheimen Sehnsüchte der Frauen seitdem ebenfalls gewandelt? Ich bin eine Frau mit eigenem Sexleben und eigenen Sexfantasien und war neugierig, ob sich die Fantasien anderer Frauen von meinen unterscheiden oder nicht.“
Fantasien als Safe Space
„Die Briefe haben mir nicht nur Einblicke in die imaginierten Sexwelten von Frauen gewährt, sie haben mir auch gezeigt, wann diese Fantasien überhaupt ins Spiel kommen. Für viele Frauen sind sie in erster Linie ein Mittel, um der Realität zu entfliehen und den Druck des Arbeitslebens, der Mutterschaft und der täglichen Sorgen kurzfristig hinter sich zu lassen“, erklärt Anderson in ihrem Vorwort. „Das Wundervolle an Sexfantasien ist doch, dass wir diese Geschichten selbst schreiben. Wir sind am Drücker, haben die volle Kontrolle und können bis ins letzte Detail bestimmen, wer was mit wem macht, ohne Angst haben zu müssen, von der Gesellschaft verurteilt zu werden oder irgendwelche Konsequenzen zu tragen. (...) Ohne die Gefahr, Schaden zu nehmen oder Kritik zu ernten, erringen wir durch sie die Freiheit, uns selbst und unsere geheimen Wünsche zu erkunden. Die Fantasie ist ein Safe Space und kein Abbild dessen, was wir uns im echten Leben wünschen. Vor allem aber brauchen wir in einer Fantasie von niemandem eine Erlaubnis: Sie ist absolut privat, das Abrufen und Weiterspinnen von Bildern und Geschichten aus der eigenen Erinnerung und Vorstellungskraft.“
Über Fantasien
„Ich habe ein Geheimnis, das ich noch keinem Menschen verraten habe – wenn Sie mich auf der Straße, in der Metro oder im Supermarkt sehen, brüte ich im Kopf höchstwahrscheinlich gerade eine detaillierte glühend-heiße Sexfantasie aus“, schreibt eine bisexuelle Amerikanerin. „In Gedanken werde ich gerade unter der Dusche von einem Mann, dessen Namen ich nichtmal kenne, von hinten rangenommen. Oder ich flirte mit einem Fremden in einer Bar, Kerzenlicht spiegelt sich in meinen Augen, vor mir liegt eine Nacht voller Versprechen.“
Eine heterosexuelle Deutsche erzählt über ihre sexuellen Träume: „Wenn doch nur jede*r drei Leben hätte. Mein erstes wäre so wie das jetzt: Ich bin mit meinem besten Freund aus der Schulzeit verheiratet und wohne mit ihm und unseren Kindern in der kleinen Wohnung mit dem großen Baum davor. (...) In meinem zweiten Leben hingegen wäre ich mit den falschen Männern, den miesen Typen zusammen. Diejenigen, die dich eher brutal anfassen, bei denen zu Genuss immer auch Schmerz gehört und die sich nichts aus dir machen. Sie kommen und gehen, hinterlassen Spuren auf deinem Körper, aber nie in deinem Leben. (...) Und im Dritten … im dritten Leben liebe ich sie. Sie ist wild und frei, ihre Haare sind ein wildes Durcheinander aus Wind, Locken und Meersalz. Wenn sie mich küsst, schmecken auch ihre Lippen salzig...“
Hart und bereit
„Zu diesem Kapitel hätte ich, wenn ich ehrlich bin, jede Menge beitragen können“, gibt Gillian Anderson zu. „Auch wenn mein Brief nicht darunter ist, kann ich mich mit der Haltung und den Sehnsüchten hinter diesen Fantasien voll und ganz identifizieren.“ So formuliert eine verheiratete Waliserin ihre Träume in „want“ so: „Seit zehn Jahren bin ich überzeugte Feministin, doch beim Wichsen träume ich davon, aufs Bett gedrückt, brutal rangenommen und mit Schimpfwörtern bedacht zu werden, bei denen Suffragetten in Ohnmacht fallen würden. (...) Ich träume davon, dominiert und gelobt zu werden, wenn ich meinen Meister gut bediene... Davon, zu jeder Tages- und Nachtzeit gefickt zu werden, ob ich es will oder nicht. Dass ich nur da bin, um ihn zu befriedigen.“ Eine Amerikanerin wiederum schreibt: „Ohne Vorwarnung zieht jemand an meinen Haaren, und ich drehe mich um, sodass ich mit Händen und Knien auf dem Boden bin. Der Teppich kratzt über meine Wange, während sie/ er von hinten kräftig in mich stößt. Schnell
und hart und unglaublich gut...“
Fremde
„Wir Frauen haben uns aus gutem Grund angewöhnt, den Verlockungen des Fremden mit Angst zu begegnen, denn hinter der Aussicht auf heißen Sex lauert im Zweifel lebensbedrohliche Gefahr. Doch in der Fantasie existiert das Risiko nicht oder bringt uns erst recht auf Hochtouren“, erklärt Anderson, die auch für dieses Kapitel eine Menge Zuschriften bekam. Etwa von einer Finnin, die ihre Vorstellungen so beschreibt: „In meiner Fantasie gebe ich mich einem Mann, den ich noch nie gesehen habe, bedingungslos hin. Im Flur eines Hotels stehe ich mit Augenbinde vor einer Tür und bin nackt unter meinem zugeknöpften Kleid. Die Tür geht auf, und ich trete ein. Ich masturbiere, während er zuschaut. (...) Mit verbunden Augen bin ich ganz auf mich gestellt, ich strecke ihm meinen Arsch entgegen, streiche mit einer Hand über meinen knackigen, weichen Arsch, lasse einen Finger zwischen die Backen gleiten, bis er die Öffnung meiner Pussy erreicht (...) In diesem Moment ist mein zügelloses Verlangen auf dem Höhepunkt angekommen. (...) Ich will ihn jetzt, bevor ich komme.“
Was der Autorin beim Lesen der unzähligen Briefe bewusst wurde? „Dass es die typische Fantasie so wenig gibt wie die typische Frau“, zieht Gillian Anderson treffend Resümee. „Wir alle unterscheiden uns – sogar in uns selbst.“