Rollentausch. Ein österreichischer Callboy spricht offen über seinen Job und die Frauen, die seine Liebe kaufen.
Der Markt ist (noch) klein, aber es gibt ihn. Entgegen allen Klischees, dass nur Männer für Sex zahlen, boomt bei Frauen – langsam, aber stetig – das Geschäft mit der käuflichen Liebe. Auch wenn Frauen selbst auf diesem Gebiet etwas anders ticken als Männer. „Das Angebot für weibliche Kunden ist relativ klein – weil auch die Nachfrage noch nicht so groß ist“, erklärt ORF-Redakteurin Nina Horowitz, die zusammen mit ihrer Kollegin Christine Grabner für die ORF-Reportage Am Schauplatz das Thema eingehend recherchierte – und den Fragen auf den Grund ging „Welche Frauen nutzen die Dienste eines Callboys?“, „Wieso wird man ein männlicher Prostituierter?“ und „Wie läuft so ein gekauftes Schäferstündchen denn ab?“
„Die Frauen stehen auf ein intensives Vor- und Nachspiel.“, so Callboy Martin über seine Kundinnen.
40 Stammkundinnen kann etwa Martin aus der Obersteiermark bereits verbuchen. Der kernige Feschak – hauptberuflich arbeitet er am Bau – hat vor drei Jahren seinen Körper als Nebeneinnahmequelle entdeckt. Rund 60 Euro pro Stunde blättern die Frauen für seine Liebesdienste hin. „Das Klientel ist ganz unterschiedlich. Von Bankiersfrauen bis hin zu Arbeiterinnen ist alles dabei“, erzählt der 35-Jährige offen. „Die meisten sind verheiratet, trauen sich aber nicht, ihre sexuellen Wünsche mit ihrem Partner auszuleben.“ Dabei seien diese gar nicht so ungewöhnlich. „Viele stehen auf Rollenspiele, einige auf Fesseln.“ Sein Erfolgsgeheimnis liege aber vor allem darin, dass er sich den Kundinnen eingehend widme. „Das Klischee, dass Frauen ein intensives Vor- und Nachspiel brauchen, stimmt definitiv“, so Martin, der den Job nicht nur wegen des Geldes macht, sondern als Kick für sein eigenes Sexualleben sieht. Auch die Frage, warum so wenige Frauen Escort-Service in Anspruch nehmen, kann Martin beantworten: „Die Hemmungen sind wesentlich größer und natürlich die Angst davor, einem Kriminellen in die Hände zu laufen. Weshalb viele Kundinnen zum ersten Mal eine Freundin mitbringen, die erst dann geht, wenn das Vertrauen aufgebaut ist und es richtig zur Sache geht...“
„Von Bankiersfrauen bis hin zu Arbeiterinnen ist alles dabei.“, so Callboy Martin über Frauen, die für Sex zahlen.
Bild: (c) Robert Holzinger
TV-Tipp
Christine Grabner und Nina Horowitz recherchierten für 'Am Schauplatz' und sprachen mit professionellen Callboys, Escort-Service-Besitzern u.v.m. (ORF 2 Fr., 20.8., 21.20 Uhr).