"Mixed" + "Single"
"Mingles" - das neue Paarphänomen
01.08.2014
Als "Mingle" pickt man sich die Vorteile vom Single- & vom Beziehungsdasein hinaus. Trotzdem wollen die Österreicher lieber eine fixe Beziehung.
"Verliebt, verlobt, verheiratet" hat Peter Alexander im Film "Der Musterknabe" gesungen. Das war 1963 und zu dieser Zeit heirateten 90 Prozent der Österreicher nur ein Mal. "Das ist heute nicht mehr so", bestätigte Paartherapeutin Gerti Senger am Donnerstag in Wien. Doch trotz aller Neuheiten im Beziehungsleben - wie den Mingles - wünschen sich die meisten Österreicher eine fixe Partnerschaft.
Freundschaftsbeziehungen
"Mingles befinden sich in einem Schwebezustand zwischen Single und Partnerschaft", erklärte Marktforscher Thomas Schwabl bei einer Pressekonferenz über die Zukunft der Partnerschaft. Der Begriff setzt sich aus "Mixed" und "Single" zusammen bzw. bedeutet "to mingle" im Englischen so viel wie "vermischen". Die Mingles picken sich also sowohl die Single- als auch die Beziehungs-Rosinen aus dem Kuchen.
"Mingle-Beziehungen erscheinen mir wie Freundschaftsbeziehungen - und man hat ja auch mehr Freunde als nur einen", berichtete Psychotherapeutin und Autorin Senger aus ihrer Praxis. Aber auch bei den Mingles existieren mehrere verschiedene Typen. "Einerseits gibt es da Kuschelbeziehungen ohne Sex, die Nähe bieten und das Bedürfnis nach Berührungsbehaglichkeit befriedigen", so Senger. Andere Mingles gehen miteinander ins Kino, manchmal ergibt sich auch unverbindlicher Sex. "Aber bei allen Mingle-Typen kann es nicht sein, dass man das Gegenüber zu Weihnachten zu den Eltern mitnimmt", beschrieb sie die neue, flexible Beziehungsform.
Nur Übergangslösung
Der Unterschied zum Single-Dasein liegt für die erfahrene Therapeutin in der Aktivität. "Langzeit-Single zu sein hat etwas von unfreiwilliger Langzeit-Arbeitslosigkeit", erklärte Senger den negativen Touch. Als Mingle habe man da eine aktivere Zugangsweise und warte nicht darauf, vom "Richtigen" gefunden zu werden. Außerdem ist ein Single- bzw. Mingle-Dasein für die meisten Österreicher ohnehin nur eine Übergangslösung, denn einer aktuellen Studie von marketagent.com im Auftrag von Parship wünschen sich 84 Prozent aller Singles einen festen Partner.
Wunsch nach fester Beziehung
"Der Wunsch nach einer festen, stabilen Beziehung, in der man seine kleine, vertraute und stabile emotionale Welt hat, ist größer denn je", erklärte Marktforscher Schwabl am Donnerstag. "Es ist erstaunlich, aber auch junge Menschen legen ganz viel Wert auf fixe Beziehungen und auch auf Treue", ergänzte Martin Dobner, Senior Director der Online-Plattform Parship. Der Studie zufolge steigt die Zufriedenheit mit dem eigenen Beziehungsstatus, je weiter man sich in Richtung der Partnerschaft bewegt. 96 Prozent aller Menschen in festen Beziehungen bezeichneten sich als zufrieden, bei den (wenigen) Mingles waren es 73 Prozent. Noch unzufriedener waren die Singles, bei denen sich nur 60 Prozent zufrieden zeigten.
Immer häufiger genutzte Möglichkeiten für die Partnersuche birgt das Internet. "Jeder fünfte Österreicher hat schon einmal einen Partner im Internet kennengelernt", so Dobner. Doch Gerti Senger sieht nicht nur Vorteile in der großen Auswahl, die etwa Parship mit sich bringt. "Es gibt so viele Möglichkeiten, warum soll ich mich dann auf einen Partner festlegen?", fragte sie in die Runde und warnte vor einem "Optimierungswahn", der einem nie zu einer zufriedenen Partnerschaft führen könnte. Und mit einem Blick in die Zukunft, auf Mingles und Co., sagte sie: "Die Liebe wird nicht einfacher."