Die Formel für die Liebe
Wagen Sie das Intimitäts-Experiment
20.10.2017Endlich glücklich sein, endlich die Liebe im Leben finden: Was das Geheimnis von erfüllten Beziehungen ist und warum heutzutage der Ehepartner auch gleichzeitig der beste Freund sein soll, lesen Sie hier.
Die Liebe hat den Ruf, undurchschaubar, kompliziert und irrational zu sein. Das mag in der Theorie auch zutreffen, dennoch gibt es Formeln, die dieses Gefühl kultivieren und fördern können. In erster Linie geht es dabei darum, zu lernen, sich selbst Liebe, Respekt und Verständnis entgegenzubringen. Gerade diese Beziehung ist eine der herausforderndsten überhaupt. In ihrem neuen Buch „Die Beziehungsformel“ schreibt Psychotherapeutin Monika Wogrolly, dass „unsere Gedanken bestimmten Mustern und inneren Fahrplänen folgen“. Und während unser Denken dementsprechend „lieber in bewährten Bahnen“ bleibt, kann dies im besten Fall unser Selbstbild in puncto Beziehung stützen – im schlechtesten Fall aber blockieren und stören.
Der Weg zu sich selbst
Gleichzeitig geht es darum zu erkennen, dass es „nie zu spät ist, aus einem belastenden Beziehungsmuster zu erwachen“. Doch dabei ist es unerlässlich, sich die eigene Beziehungsformel ins Bewusstsein zu führen, so Wogrolly. „Manchen Menschen ist ihre Formel auf Anhieb klar. Man braucht nur danach fragen. Sie sagen dann zum Beispiel „Ich weiß, dass ich perfektionistisch bin. Aber so bin ich nun mal“. Oft hat man sich dann bereits an die eigene Last gewöhnt und kann diese auch nicht mehr von der eigenen Person trennen. In ihrem Buch macht Monika Wogrolly klar, wie wichtig es auch im Hinblick auf Paarbeziehungen ist, immer wieder das Verhältnis zu sich selbst zu hinterfragen.
Ein Selbstexperiment
Eine andere Formel zum Liebesglück verspricht Psychologe Arthur Aron. Seiner Methode zufolge ist Intimität die Basis der Liebe und diese soll sich auch zwischen einander völlig Fremden schnell und einfach herstellen lassen. Dazu entwarf das Forschungsteam einen Katalog aus 36 Fragen, die in drei Sets unterteilt sind. Auch wenn das Frage-Antwort-Spiel zunächst sehr harmlos startet, so werden die Fragestellungen bald persönlicher und vertrauter. Durch die Beantwortung, so die Theorie der Psychologen, öffnet man sich seinem Gegenüber, macht sich dabei auch verwundbar. Durch nur 36 Fragen erfährt man binnen kürzester Zeit mehr vom anderen, als man sonst erst nach Wochen oder Monaten einer Beziehung erfahren hätte. Dieses im Schnellverfahren entstandene Gefühl der Nähe, der Intimität und des Vertrauens lässt Liebe entstehen, oder eben auch nicht, wenn die jeweiligen Antworten überhaupt nicht zueinander passen. Um ihre These zu untermauern, lud das Forschungsteam Frauen und Männer in ihr Labor und setzte die Wildfremden einander gegenüber. Diese gingen zunächst willkürlich zu Paaren zusammengewürfelt den Fragenkatalog durch. Anschließend blickten sie einander für exakt vier Minuten in die Augen. Dieser Augen-Blick soll die neu entstandene Intimität weiter stärken. Das Ergebnis: Unter den Teilnehmenden bildeten sich vier Paare, eines davon heiratete sechs Monate später.
BFF mit dem Ehepartner
Apropos Ehe: Unter verheirateten Paaren herrscht derzeit die Tendenz dazu, den jeweiligen Partner auch freundschaftlich zu kategorisieren. „Du bist immer noch mein bester Freund“, meinte Michelle Obama zu ihrem Mann in einem Instagram-Posting zu ihrem 25. Jahrestag. Als Justin Timberlake sich kürzlich bei einer Award-Show einen Preis abholte, bedankte er sich bei „meiner besten Freundin, meiner Lieblings-Kollaborateurin Jessica“. Dem gegenüber stehen auch Blog-Beiträge und Artikel, die das Gegenteil propagieren: „Warum deine Ehefrau nicht deine beste Freundin sein sollte“. Was stimmt nun? Wissenschafter John Helliwell, Gründer des „World Happiness Report“, stellt fest, dass nur echte und enge Freunde das eigene Wohlergehen fördern können. In einem Zeitraum von neunzehn Jahren befragten er und sein Team 30.000 Menschen zu ihrem Glück. Verheiratete zeigten sich im Allgemeinen zufriedener und besser im Umgang mit alltäglichem Stress. Ein anderer Teil der Studie fragte nach dem jeweiligen besten Freund der Versuchsperson. Denjenigen, die ihren Ehepartner angaben, schreibt er eine doppelt so hohe Lebenszufriedenheit zu. Übrigens gaben mehr Männer als Frauen ihre jeweiligen Partnerinnen als beste Freunde an. Laut Helliwell „verständlich, da Männer dazu neigen, weniger Freunde zu haben“. Ist es also zu empfehlen, seinem Ehepartner diese freundschaftlichen Gefühle entgegenzubringen? „Keinesfalls“, so Dr. Helliwell. „Die Vorteile einer Ehe sind stark, auch für diejenigen, die jede Menge außereheliche Freundschafts-Bande haben. Dennoch steigt das Glück für diejenigen, die ihren Ehemann oder ihre Ehefrau als engen Freund oder Freundin sehen. Es ist ein Bonus.“
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Buchtipp: „Die Beziehungsformel“ von Monika Wogrolly ist erschienen im Ueberreuter Verlag. Erhältlich um 19,95 Euro. Zur Autorin. Die 50-jährige Grazerin ist promovierte Philosophin und Psychotherapeutin. Ihre Erfahrungen aus der Praxis hat sie in dem neuen Buch „Die Beziehungsformel – Endlich glücklich lieben“ verarbeitet. Darin finden Sie Anstöße zur Selbsterkenntnis und Bewusstmachung von Beziehungstypen, wie auch Fallbeispiele aus dem echten Leben, garniert mit wissenschaftlichen Analysen aus Psychologie, Philosophie wie auch Literaturwissenschaft.
Ueberreuter Verlag