Kampf der Geschlechter
Warum sind Frauen und Männer so verschieden?
01.09.2009Der Kampf der Geschlechter - und damit auch deren Anziehungskraftaufeinander - wird auch durch die vielen kleinen und großenUnterschiede zwischen Mann und Frau bestimmt.
(c) sxcEs genügen Vielen als Erklärung die bereits klassischen Gegensatzpaare "Männer hören nicht zu und Frauen parken schlecht ein" oder "Männer zappen und Frauen wollen immer reden" des US-Geschwisterpaares Allan und Barbara Pease. Die Wissenschaft hat über diese klischeehafte Vereinfachung hinaus jedoch viel mehr geklärt, wenn auch fast ebenso viel weiter fraglich bleibt - vor allem bei Befunden über neue Trends.
Männer - das schwache Geschlecht?!
"Männer. Neue Erkenntnisse über ein schwaches Geschlecht", hieß es kürzlich auf der Titelseite der Zeitschrift "Psychologie heute" (Weinheim). Im entsprechenden Titelbeitrag konstatiert der amerikanische Sozialpsychologe Roy F. Baumeister, das männliche Geschlecht sei vor allem extremer als das weibliche.
Es gebe zwar viel mehr männliche Nobelpreisträger und Staatschefs als weibliche, aber auch mehr Kriminelle, Junkies, Dumme und schlicht Verlierer unter Männern als unter Frauen; auch sei der Anteil kleingewachsener Menschen unter Männern deutlich höher als unter Frauen.
Schon in einer früheren Ausgabe hieß es in der Zeitschrift "Auslaufmodell Mann. Wie das starke Geschlecht zum schwachen wurde". Vorgestellt wurde das Buch des britischen Genetikers Steve Jones mit dem provokanten Titel "Der Mann. Ein Irrtum der Natur?".
Treu sorgende Frauen?!
Und die Frauen? Auffallend viele wissenschaftliche Befunde widersprechen jedenfalls ihrem Ruf - auch dem als treu sorgend und monogam. Die Amerikaner Todd Shackelford und Aaron Goetz befragten 500 Menschen und fanden heraus, dass Frauen von Natur aus eher auf Sex mit wechselnden Partnern aus seien als Männer.
Als Grund nannten sie in der Fachzeitschrift "Current Directions in Psychological Science" einen durch die Evolution erklärbaren Trieb, das Erbmaterial des möglichst besten Mannes weiterzugeben.
Dabei sei eine Vielzahl sexueller Kontakte in möglichst kurzen Abständen, wo sich das beste, widerstandsfähigste Sperma durchsetzt, am sinnvollsten. Wie weit Frauen diesem Drang allerdings nachgeben, ist nach dem Befund der Studie dann doch gesellschaftlich bedingt.
Mutter ein "Konstrukt"
Überraschend ist sicherlich auch das, was die deutsch-amerikanische Literaturwissenschafterin Elisabeth Bronfen (Universität Zürich) zum Thema Mutter zu sagen hat. "Die semantische Aufwertung der Mutter als die Reine, Gute, Schützende und Nährende ist ein Resultat der bürgerlichen Kultur", sagte sie kürzlich dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" anlässlich der gehäuften Fälle von Kindstötungen in Deutschland. Dieses Bild der beschützenden Mutter komme aus dem 18. Jahrhundert, aus der Empfindsamkeit und der Romantik. Was wir heute Mutter nennen, ist nach ihrer Deutung ein "Konstrukt".
Zur Deutung des biologischen Beschützertriebs als zärtliche Mutterliebe bemerkte die Wissenschafterin, diese Schutzfunktion sei bei Menschen längst aufgeweicht. "Wir schicken unsere Kinder in den Krieg. Die Wahrheit ist doch: In dem Moment, in dem ins Spiel kommt, was uns als Menschen ausmacht - unsere Fantasien, unser Selbstbild, unsere Süchte -, sind wir auch bereit, unsere Kinder zu opfern."
Besondere Mutterrolle
Die amerikanische Neurobiologin und Neuropsychiaterin Louann Brizendine definiert die Mutterrolle aber als eine ganz besondere. In ihrem Bestseller "Das weibliche Gehirn. Warum Frauen anders sind als Männer" stellt sie fest, dass Frauen mit der Mutterschaft "ein anderer Mensch" würden.
Durch die Mutterschaft verändere sich ihr Gehirn - "mit seiner Struktur und mit seinen Funktionen; und in vielerlei Hinsicht sind die Veränderungen nicht mehr rückgängig zu machen."
Das Produkt dieser Veränderungen sei ein Gehirn, das die Mutter zwinge, anders als früher zu reagieren und im Leben neue Prioritäten zu setzen. "Sie baut zu dem neuen Menschen eine Beziehung auf, wie sie noch niemals eine zu jemand anderem hatte. Es geht um Leben und Tod."
Widerspruch geerntet
Brizendine hat mit der Grundthese ihres Buchs, dass Frauen von Geburt an ganz anders seien als Männer, heftigen Widerspruch geerntet - vor allem, aber nicht nicht nur von Feministinnen.
Sie wendet sich mit ihrer These nämlich auch gegen die Ende der 60er Jahre aufgekommene These der "Gleichheit der Geschlechter" und die "Unisex- Perspektive", etwa bei der Kindererziehung.
Andere Menschen
Es bleibt die Frage, ob Frauen und Männer andere Menschen sind. Die Wissenschaftsjournalistin Eva-Maria Schnurr brachte einen umfangreichen Beitrag zur einschlägigen Thematik im Magazin "Zeit Wissen" auf den einprägsamen, vielleicht für manche provozierenden Punkt: "Frauen sind auch nur Männer".