So ticken Anwälte & Co.
Wie man arbeitet, so liebt man
05.08.2016
Wussten Sie, dass der Beruf jede Menge über das Liebesleben verrät? Clemens Beöthy erklärt warum.
Köche sind exzellente Küsser, für Anwälte ist Monogamie ein Fremdwort und Ingenieure sind besonders beziehungsfähig. Warum das so ist, erzählt uns der Paarcoach Clemens Beöthy im Gespräch.
Spannende Ergebnisse. Zu welchen Ergebnissen der Autor des Buches Warum Köche gut küssen und Anwälte oft fremdgehen (erschienen im Droemer Knaur Verlag, 10,30 Euro) gekommen ist, verrät er uns im MADONNA-Talk:
Um gleich auf den Titel einzugehen – warum können Köche denn so gut küssen?
Clemens Beöthy: Weil sie es oft und gerne tun. Zudem ist ihnen ein geschickter Zungenschlag vermutlich auch schon in die Liege gelegt worden.
Und warum gehen Anwälte oft fremd?
Clemens Beöthy: Einerseits weil sie ihr zerbrechliches Selbstwertgefühl damit kompensieren wollen, andererseits aber auch, weil es ihnen Spaß macht.
Inwiefern wirkt sich unser Berufsleben auf das Private aus?
Clemens Beöthy: Lehrerinnen versuchen vor der Klasse keine Schwäche zu zeigen, damit die Schüler nicht glauben, mit ihr Schlitten fahren zu können. Das wird ihnen beim Flirten insofern zum Verhängnis, als sie nicht in der Lage sind, auch einmal das hilflose Frauchen zu spielen, um den Prinzen im Mann zu erwecken, der sie aus ihrer Not rettet. Bei Kellnerinnen indes gehört es zum Geschäft, Männern schöne Augen zu machen, weil es den Umsatz des Unternehmens steigert. Ihre Kontaktfähigkeit kommt ihnen dann beim privaten Anbandeln zugute.
Welchem Beruf könnten Sie den idealen Partner zuordnen?
Clemens Beöthy: Pfarrer, Ingenieure und Schreiner. Die männlichen Vertreter dieser Professionen können dauerhafte Nähe aushalten und sind verlässlich. Dazu bieten sie ihren Angetrauten ein „Vergnügungsprogramm“ wie diversen Kulturgenuss. Sie vermögen sich gut in die intimen Bedürfnisse des anderen einzufühlen.
Und wer eignet sich so gar nicht für eine Beziehung?
Clemens Beöthy: Die tiefste „Paarbeziehung“ hat der Apotheker häufig mit der Mama, wohingegen der Beziehungsmotor mit anderen Frauen holprig läuft. In der Zeit vor dem vierten Lebensjahr an seinen Bindungsschwierigkeiten zu knabbern hat der Designer, während es dem Geschäftsführer nur ausnahmsweise gelingt, sich auf eine Vertreterin der holden Weiblichkeit festzulegen, sodass er häufig ein intimes Doppelleben führt.
Wie gut passen Sie als Psychotherapeut eigentlich in Ihre Kategorisierung?
Clemens Beöthy: Dass ich privat nicht auch noch bereit bin, mein Umfeld zu therapieren, stimmt. In gewisser Weise bin ich auch ein Show–Mann, wie z. B. beim Grillen, damit jeder sieht wie häuslich ich bin. Im Bett schrubbe ich bestimmt auch keine Stunden mehr, während ich Kuscheln schon ganz gerne mag.
Glauben Sie daran, dass sich Menschen ändern können?
Clemens Beöthy: Ich bin in dieser Hinsicht nicht so optimistisch. Einen Menschen umkrempeln zu wollen, halte ich für eine Utopie. Vielleicht kann man bestimmten Verhaltensweisen die Spitze nehmen. Wenn bei einem Fremdgeher ein psychisches Defizit hinter seinen Seitensprüngen steckt, kann er aber durchaus zur Ruhe kommen, wenn es gelindert wird. Kompensiert er damit aber mangelndes Selbstvertrauen, wie oben bei den Rechtsanwälten beschrieben, und es wird durch eine Therapie gestärkt, können auch seine amourösen Ausritte möglicherweise der Vergangenheit angehören.
Wie viel Klischee steckt in Ihren Erhebungen und wie viel Realität?
Clemens Beöthy: Die Grundrichtung der Berufsbeschreibungen entspricht ziemlich der Realität, während es teilweise bei den Details schon in die Richtung geht, dass sie in das Gesamtbild des Berufes passen könnten. Das hat damit zu tun, dass die Datenmenge umso geringer wird, je genauer eine Beschreibung wird.
Buchtipp: „Warum Köche gut küssen und Anwälte oft fremdgehen“ von Clemens Beöthy. Um 10,30 Euro, Droemer Knaur Verlag.