Der Cavalli-Code

Das Erfolgsgeheimnis des Mode-Exzentrikers

17.05.2013

Eva & Roberto Cavalli in Wien. Am 24. Mai eröffnet das Powercouple seine Boutique im Golden Quartier, einen Tag später sorgt es beim Life Ball für ein Fashion-Feuerwerk.

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Rund 180 Millionen Euro Umsatz, davon circa 6 Millionen Euro Reingewinn pro Jahr, ein Helikopter, ein Boot, ein Ferrari, eine toskanische Villa in Florenz – und ein Name, der Modegeschichte schrieb. Willkommen in der Welt von Roberto Cavalli (72). 43 Jahre nach Gründung seines Unternehmens macht der italienische Modeschöpfer Österreich zu einem (kleinen) Teil seines Fashion-Universums. Denn am kommenden Freitag, 24. Mai, wird im luxuriösen Golden Quartier in der Wiener Innenstadt die erste Roberto-Cavalli-Boutique eröffnet. Nur einen Tag später defilieren beim 21. Life Ball am Wiener Rathausplatz internationale Topmodels in bombastischen Cavalli-Kreationen – freilich im Beisein von Roberto Cavalli und seiner Ehefrau Eva (54). Wo wir auch schon beim ganz besonderen Österreich-Bezug des weltberühmten Designers – und seiner ganz persönlichen „Geheimwaffe“ wären.  
Eva statt Roberto Cavalli
„Eva hat das Unternehmen fest im Griff“, gibt der 72-Jährige im Interview ganz offen zu. „Als wir uns kennengelernt haben, gab es die Firma schon, sonst würde sie heute sicherlich Eva Cavalli heißen.“ Tatsächlich ist die gebürtige Vorarlbergerin und Ex-Miss-Austria, die Cavalli 1977 bei der Miss-Universe-Wahl in der Dominikanischen Republik kennen und lieben lernte, das Mastermind des Fashion-Imperiums. „Er macht nicht so viel“, so Eva Cavalli letzte Woche im Madonna-SOCIETY-Interview. „Roberto ist der Mann mit vielen Ideen. Ein Vulkan von Ideen! Ich bin diejenige, die es ausarbeitet, fertig macht und realisiert.“ Ganz nebenbei managt die dreifache Mutter und dreifache Großmutter (aus erster Ehe hat Roberto Cavalli weitere zwei Kinder) die Familienidylle, die dem Italiener ganz besonders am Herzen liegt.

Zu den Erfolgsgeheimnissen Roberto Cavallis zählt also die Bereitschaft, Verantwortung ganz bewusst abzugeben – freilich neben seiner Kreativität, die dem Maestro schon in den 70er-Jahren einen Ruf als „innovativster Designer der Gegenwart“ bescherte. Mit Knallfarben, Ani­mal Prints und behandeltem Leder verleiht Cavalli, der an der Akademie der Schönen Künste in Florenz studierte, seiner Mode seit jeher Einzigartigkeit. Kritikern, die seine Stücke als vulgär abstempeln, kontert der Sohn eines Kohlebergwerksarbeiters gelassen: „Frauen lieben meine Mode, Männer lieben meine Mode. Es gibt Menschen, die sammeln meine Mode wie Kunstwerke – das macht mich sehr glücklich. Alle anderen interessieren mich nicht.“
Vielseitig und kreativ. Generell habe er seinen Job niemals als Beruf, sondern vielmehr als Berufung angesehen. „Keine Sekunde meines Lebens habe ich gehofft, mit dem, was ich tue, Millionenumsätze zu lukrieren“, so Cavalli. „Mein Traum war und ist es immer noch, an der fantastischen Evolution der Kunst, Fotografie und Architektur um mich herum teilzuhaben.“ Vielseitigkeit beweist Cavalli nicht nur mit den Kreationen für seine Labels Roberto Cavalli, Just Cavalli und Class Roberto Cavalli. Dem Lebemann und liebevollen Besitzer eines Schäferhundes namens Lupo gehört auch ein Café in Florenz, er produziert Wodka und stattete stylische Clubs in Italien und Dubai mit seinen Interieurs aus.  

Scheidungsgerüchte
Aber, so Eva Cavalli: „Roberto zieht sich immer mehr zurück – er ist, kann ich sagen, neben meinen drei Kindern mein viertes Baby“, so die toughe Businesslady. Ihren – vielleicht inzwischen mehr – mütterlichen Gefühlen für den genialen Modepapst dürfte selbst dessen Leidenschaft für junge Frauen keinen Abbruch tun. 2011 wurde Roberto Cavalli zwar eine heiße (durch recht eindeutige Po-Grapscherfotos untermauerte) Liaison mit der um rund 40 Jahre jüngeren Lina Nilson nachgesagt – die Scheidungsgerüchte waren jedoch schnell wieder verflogen. Viel zu eng verbunden sind Eva und Roberto wohl – emotional, wie beruflich. „Wir ergänzen uns perfekt“, erklärt die Österreicherin, die die fulminante Life-Ball-Modenschau gestaltet. „Ganz ehrlich: früher hatte ich das Sagen. Aber seit ein paar Jahren hat Eva übernommen“, scherzt Roberto Cavalli. Und meint es wohl bitterernst.

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