Madonna-Talk

Den Brustkrebs besiegt

23.09.2016

Kraftvoll. Für Romana Kaindl brach eine Welt zusammen als sie erfuhr, dass sie Krebs hat. Doch sie nahm den Kampf auf und gewann ihr Leben zurück.

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© Artner
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Es war ein Morgen wie jeder andere für die Kindergärtnerin Romana Kaindl (49). Am Weg zur Routine-Untersuchung in die Klinik war die Welt auch noch in Ordnung. Doch wenig später wurde ihr der Boden unter den Füßen weggerissen. Die Diagnose: Brustkrebs. „In dem Augenblick war mein erster Gedanke, Gott sei Dank ist meine Tochter schon erwachsen.“ 
 
Der Weg zur Heilung. Sie begann eine Therapie. Schritt für Schritt kämpfte sie sich – trotz Rückschlägen – in ihr Leben zurück. Sie hat eine chronische Krebserkrankung. Eine komplette Heilung ist nicht möglich. Aber Ramona lernte mit der Krankheit zu leben und will anderen Frauen Mut geben zu kämpfen. Hier der MADONNA-Talk.

Wie war es für Sie, als Sie die Diagnose Brustkrebs bekommen haben?
Romana Kaindl:  Als würde die ganze Welt zusammenbrechen. Man geht durch die Hölle. Privat, beruflich – man ist sofort aus allem herausgerissen. Es gibt nur noch eine Konzentration: die Therapie. Und dann hört man sich mal an, was auf einen zukommt. Chemotherapie, Bestrahlungen. Es ist schrecklich.
 
Wie schafft man es da, nicht die Kraft zu verlieren? 
Kaindl: Zuerst sind mal zwei, drei Wochen, wo gar nichts geht. Da weinte ich nur mit meiner Familie. Danach versuchte ich mein Leben zu ordnen. Wie kann das funktionieren? Wie geht mein Leben weiter? Geht mein Leben überhaupt weiter? Man muss beginnen, alles im Kopf zu ordnen. Dann ging ich zur Therapie und der nächste Schock kam, als ich  Flaschen, Injektionen sah. Da dachte ich nur, oh Gott, ist das viel. Aber ich dachte auch, da muss ich jetzt durch. Ich muss das jetzt über mich ergehen lassen: Haarverlust, Gewichtsschwankungen, der Körper verändert sich extrem. 
 
Ist der Haarverlust für eine Frau besonders schlimm?
Kaindl: Ja. Gleich nach der ersten Therapie sind mal die Haare weg und man bekommt eine Glatze. Das geht ganz schnell. Ich habe mir dann gleich gedacht: Hoffentlich habe ich keine abstehenden Ohren (lacht). 
 
Wie war der erste Blick in den Spiegel?
Kaindl: Na bumm. DAS bin jetzt ich. Ich denke, von diesem Augenblick an nimmt man Krebs wirklich wahr. Mit Haaren sieht man es nicht. Mein Mann hat mir übrigens immer die Haare rasiert. Er hatte die Kraft, obwohl er auch sehr darunter gelitten hat. Seine Mutter ist an Brustkrebs gestorben und er hatte das alles schon einmal als Pubertierender erlebt und dann ging er nochmal mit mir durch die Hölle. Hand in Hand. Er hat mir seine Schulter geliehen. Vor jeder Chemotherapie habe ich geweint und er hat mich getröstet und mir Mut gegeben. 

© Privat
Romana Kaindl schaffte den schweren Kampf gegen den Krebs. Ihre Tochter Katharina und ihr Ehemann Harald standen ihr bei. Während der Therapie rasierte ihr Mann ihre Haare ab. Kaindl: „Ich wollte keine Perücken tragen, nur Kopftücher und das Tuch hat mir das Gefühl gegeben, ich hab was am Kopf.“ 
 
Wie wird die Krankheit in der Gesellschaft wahrgenommen?
Kaindl: Es gibt Säulen: Dienstgeber, Familie und Freunde. Also, mein Dienstgeber, die Magistratsabteilung 10, war bei mir total positiv. Sie haben mich alle unterstützt. Mein Arbeitsplatz ist  erhalten worden, ein ganzes Jahr lang. Sie standen wirklich hinter mir. Ich ging während der Therapie wieder arbeiten. Das war so toll. Ich denke, wichtig war, dass sie mir immer das Gefühl gegeben haben, ich bin dabei. Sie haben mir wirklich viel, viel Kraft dadurch gegeben. Hier auch ein Appell an alle Dienstgeber: Man muss an Krebskranke glauben! 
 
Und wie reagierten Ihre Freunde?
Kaindl: Der Freundeskreis ändert sich auch. Meine aller­beste Freundin hat mich nicht einmal besucht. Erst auf Reha. Aber während der Therapie hätte ich sie gebraucht. Dafür gab es andere Freundinnen und eine spezielle Freundin ist mit mir den Weg gegangen.  
 
Wie war es für Ihre Familie?
Kaindl: Meine Tochter hatte damals Maturajahr und sie hätte mich gebraucht, aber ich habe all meine Kraft für mich schon aufgebraucht. Das Allerschlimmste ist, dass die Familie kaum wirklich helfen kann. Ich denke, für die Familie ist es fast genauso schlimm wie für den Betroffenen. Meine Tochter wurde dadurch zu einer Freundin. Insgesamt: Meine Familie gab mir Kraft.

Jetzt sind Sie gesund, wie leben Sie heute?
Kaindl: Glücklich. Meine Ärztin sagte: „Sie spielen nie wieder Lotto, denn Sie haben bereits gewonnen, Sie leben.“ Ich genieße jeden Tag und lebe viel bewusster als früher. 
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