First Lady

Die starke Frau neben Faymann

25.09.2013

Martina Ludwig-Faymann erzählt über die ­Belastungen und Freuden als Kanzlerfamilie. Wie sie den Wahlkampf erlebte und warum Tochter Flora den Ton angibt.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Sie ist eine First Lady, die selbst die Mühen der Politebene kennt: Martina Ludwig-Faymann (46) – die Frau an Bundeskanzler Werner Faymanns Seite – sitzt schließlich selbst im Wiener Landtag. Im MADONNA-Interview erzählt die gebürtige Wienerin, wie sich ihr Leben in den vergangenen fünf Jahren verändert hat. Warum sie sich wünscht, dass ihr Mann, auch die nächsten fünf Jahre Regierungschef bleiben solle. Und was die gemeinsame Tochter Flora dazu sagt.

Der Wahlkampf ist nun vorbei. Wie haben Sie ihn wahrgenommen? Das war für Ihre Familie sicher eine besonders intensive Zeit, oder?
Martina Ludwig-Faymann: Der Wahlkampf war sehr intensiv. Es sind diesmal auch sehr viele zusätzliche TV-Konfrontationen dazugekommen. Dazu hatte mein Mann noch Wahlkampfveranstaltungen und natürlich seine reguläre Tätigkeit als Bundeskanzler. Das war schon eine sehr harte Zeit. Aber sie war auch
spannend.
Sie haben auch wahlgekämpft?
Ludwig-Faymann
: Ja, ich war manchmal mit meinem Mann mit und habe in Wien auch selbstständig wahlgekämpft. Man kommt mit sehr vielen Menschen in Kontakt und führt immer wieder interessante Gespräche.
Haben Sie alle TV-Duelle gesehen? Haben Sie mitgezittert?
Ludwig-Faymann: Ich habe alle Konfrontationen gesehen, die mein Mann bestritten hat. Das richtige Zittern ist bei uns nicht der Fall, weder mein Mann noch ich sind davor nervös, aber positiv angespannt. Ich habe mich beim Zuschauen eher sehr wohl gefühlt: Denn mein Mann ist im Fernsehen sehr authentisch und auch sehr schlagfertig. Was mir besonders gefällt: Er hat die Gabe, auch sehr komplexe Zusammenhänge sehr einfach zu erklären.
Ihr Mann ist aber auch sehr emotional geworden. Einmal gegen Josef Bucher, einmal gegen Strache. Hat Sie das überrascht?
Ludwig-Faymann:
Nein, er war in den Konfrontationen so, wie er ist, so, wie ich ihn kenne. Er war immer um Sachlichkeit bemüht, aber wenn man ihn mit falschen Sachen konfrontiert, wird er emotional. So ist er. Er spielt keine Emotionen. Ich war jedenfalls sehr stolz auf seine Auftritte.
Durfte Ihre Tochter Flora sich die Wahlkonfrontationen anschauen?
Ludwig-Faymann:
Sie hat manchmal den Anfang sehen dürfen, aber sonst muss sie da schlafen. Flora ist erst zehneinhalb. Wir versuchen, sie generell aus Politik und Medien fernzuhalten.
Aber Sie verfolgt den Wahlkampf?
Ludwig-Faymann:
Natürlich, auch, weil sich in dieser Zeit das Familienleben verändert. Aber sie ist in einem Alter, wo Kinder noch nicht so viel über Politik reden. Flora ist natürlich stolz auf ihren Papa.  
Wie waren die letzten fünf Jahre für Sie als Familie? Hat sich Ihr Leben sehr verändert, seit Ihr Mann Kanzler ist?
Ludwig-Faymann:
2008 war auf jeden Fall eine gröbere Umstellung. Dazu kam dann auch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise. Das hat uns natürlich auch sehr betroffen gemacht. Diese Jugendrekord­arbeitslosigkeit in Südeuropa lässt uns sicher nicht kalt. Als Familie hatten wir – wie jede andere Familie auch – Auf und Abs. Aber wir haben diese Zeit sehr gut gemeistert, haben uns Freiräume geschaffen. Werner hat Flora immer wieder in die Schule gebracht. Wir schauen, dass wir, sooft es geht, gemeinsam frühstücken. Was Flora und ich am meisten lernen mussten, war, dass mein Mann plötzlich gar nicht mehr anonym sein konnte. Aber meine Tochter und ich können nach wie vor anonym auf den Spielplatz gehen, und mein Mann und ich achten darauf, dass wir unserer Familie eine Normalität bewahren.
Ihr Mann hat mir mal gesagt, Flora gebe in der Familie den Ton an…
Ludwig-Faymann:
(lacht) Erzählt er das so? Sie ist ein Kind mit klaren Meinungen, das sich einbringt und durchsetzungsstark ist. Wir versuchen, ihr das auch vorzuleben: Dass man Dinge kritisch hinterfragen soll. Und sie geht in eine sehr gute öffentliche Schule. Ihre Klasse hat eine Demokratiewerkstatt absolviert und ist auch bezüglich Umweltschutz und gesundem Essen sehr engagiert.
Frauen sind die größte Wählergruppe. Wählen Frauen anders?
Ludwig-Faymann:
Die Themen, die Frauen besonders interessieren, sind vielleicht anders: Kinderbetreuung, ganztägige Schulformen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und gleiche Bezahlung sind nun einmal Themen, die Frauen mehr betreffen. Zudem glaube ich, dass Frauen zu aggressives Auftreten von Politikern nicht sehr schätzen.
Apropos, Ihr Mann lehnt eine Zusammenarbeit mit der FPÖ ab…
Ludwig-Faymann
: …Ich sehe das ganz genau so wie er. Mit dieser FPÖ kann man einfach nicht zusammenarbeiten. Oppositionsparteien sollen natürlich Kritik üben, aber die FPÖ hat keinerlei Lösungsvorschläge, außer Menschen aufzuhetzen. Ich bin selbst politisch in Favoriten tätig und sehe da, wie die FPÖ Menschen auseinanderdividiert.
Sie sind Vorsitzende der Wiener Frauenhäuser. Wird gegen Gewalt gegen Frauen genug gemacht?
Ludwig-Faymann:
Ich bin da seit 17 Jahren aktiv und das ist ein Bereich, wo wir gemeinsam – Politik und Medien – viel verändert haben. Das Tabu ist gebrochen, man traut sich nicht mehr, Frauen die Schuld zuzuschieben. Und immer mehr Frauen zeigen diese Gewalttäter an oder wenden sich an Frauenhäuser. Wir haben in Wien nun auch Übergangswohnungen geschaffen – für Frauen, die nicht mehr in Frauenhäusern bleiben müssen, aber noch nicht alleine wohnen können – wir haben in Wien ein sehr gutes Netz aufgebaut.
Hat sich Ihr Mann im Amt verändert?
Ludwig-Faymann:
Man wächst in eine Rolle hinein. Ich habe mich in dieser Zeit sicher auch verändert und war vor fünf Jahren noch nicht so selbstbewusst in meiner neuen Rolle. Aber mein Mann ist nicht härter oder abgehobener geworden. Er hat sich immer die Bodenhaftung bewahrt. Wir haben auch Freunde, die nicht in der Politik tätig sind. Das ist wichtig für uns.
Müssen Sie Ihren Mann manchmal bremsen? Oder kennt er seine eigenen Grenzen?
Ludwig-Faymann
: Nein, er weiß selbst sehr gut, wann er einen Ausgleich braucht. Er geht dann in die Berge oder wir fahren Rad. Manchmal sitzen wir auch nur zu dritt vor dem Fernsehen. Auch Politiker sind nur Menschen, und niemand hat etwas davon, wenn er sich nicht mehr erholen kann.
Wie gut kennen Sie das Ehepaar Spindelegger?
Ludwig-Faymann:
Ich kenne sie, aber nicht sehr gut. Man trifft sich auf offiziellen Anlässen und wir haben ein korrektes Verhältnis. Aber es gibt keinen privaten Kontakt.  
Ihr politischer Wunsch für die nächsten fünf Jahre?
Ludwig-Faymann
: Dass mein Mann eine Regierung anführt, die weiter das Wohl des Landes im Auge hat.

Zur Vollversion des Artikels