Thema Katastrophe

Die Trümmerfrauen 2013

14.06.2013

Verzweifelt. Wenn das Wasser geht, kommt die Verzweiflung. MADONNA besuchte fünf Frauen im Katastrophengebiet.

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© Fuhrich
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Der Lärm der Entfeuchtungsgeräte dröhnt ihr in den Ohren, der Rücken schmerzt vom tagelangen Schutt räumen, tiefe Furchen an den Händen zeugen von der harten Arbeit der letzten zwei Wochen, ihr Hund Pauli drückt sich mit verängstigten Augen an sein Frauchen. „Ich bin am Ende meiner Kräfte“, sagt Elisabeth Lameraner (60). Die alleinstehende Pensionistin zählt zu den vielen Betroffenen der Hochwasserkatastrophe. Ihr Heimatort Marbach an der Donau (wenige Kilometer von Melk entfernt) zählt zu den Orten ohne Hochwasserschutz und damit jenen Gebieten, die unter den schlimmsten Folgen der Flut zu leiden haben. „Bereits zum fünften Mal wurde das untere Stockwerk meines Hauses von den Wassermassen zerstört“, erzählt Elisabeth Lameraner. „Ich kann bald nicht mehr.“


Ihre Verzweiflung teilt sie mit vielen anderen Frauen – Müttern, Unternehmerinnen,   Alleinerzieherinnen –, die Tag und Nacht schaufeln, räumen und putzen. Und es sind längst nicht nur die Trümmer in ihren Häusern, Lokalen oder Geschäften, mit denen sie zu kämpfen haben – Schock, Angst und Erschöpfung haben tiefe Wunden in ihren Seelen zurückgelassen. „Das einzig Positive war zu erleben, wie die Bevölkerung in so einer Situation zusammenhält. So viele Menschen haben aktiv geholfen. Das hat uns Mut gemacht“, beschreibt Trafik-Besitzerin Elisabeth Haider die Solidarität, ohne die viele Betroffene verloren gewesen wären.


Unverständnis: Dass es in den extrem gefährdeten Gebieten an der Donau immer noch keinen Hochwasserschutz gibt, stößt bei vielen auf Unverständnis. Trotz der insgesamt sechs Katastrophen, die jeweils Millionenschäden verursachten, wurden in Melk, Emmersdorf und Marbach bis dato keinerlei präventive Maßnahmen  ergriffen. „Ich verstehe die Verzweiflung und auch die Wut jener Menschen, die in aktuell noch ungeschützten Gemeinden leben und nun vor den Trümmern ihrer Existenz stehen“, so Infrastrukturministerin Doris Bures auf MADONNA-Anfrage. „Für sie kam das erneute ‚Jahrhunderthochwasser‘ zu früh – da die geplanten Schutzmaßnahmen noch nicht realisiert werden konnten. Es war ein Wettlauf mit der Zeit oder der Natur, den wir verloren haben, obwohl wir seit 2007 mit Hochdruck am Hochwasserschutz an der Donau arbeiten.  17 von 34 Projekten konnten wir bisher fertigstellen. Die neu errichteten Dämme haben allesamt ihre Bewährungsprobe bestanden.“

Dass dies freilich wenig Trost für die Menschen in den überfluteten Gemeinden ist, kann die Bundesministerin nachvollziehen. „Die Bundesregierung wird diesen Menschen nun rasch und unbürokratisch mit Mitteln aus dem Katastrophenfonds helfen“, so Doris Bures. „Und ich kann Ihnen versichern, dass wir alles daran setzen, den Hochwasserschutz an der Donau so rasch wie möglich fertigzustellen. Gemeinsam mit den Ländern Oberösterreich, Niederösterreich und Wien habe ich vereinbart, dass wir zusätzlich 255 Millionen Euro für den Hochwasserschutz an der Donau zur Verfügung stellen. Die Schutzbauten für die Gemeinden Melk, Emmersdorf und Marbach sind bereits in Planung und werden in den nächsten Jahren realisiert.“ Bleibt zu wünschen, dass die Hoffnungen der Bevölkerung bis dahin nicht abermals weggeschwemmt werden.

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