Keine Prinzessin
Eleonore Habsburg im MADONNA-Talk
02.11.2018
Als „ganz normales Mädchen“ bezeichnet sich die Urenkelin des letzten österreichischen Kaisers. Wie sie von ihren Eltern erzogen wurde, wovon sie träumt und wie sie lebt, verrät sie im exklusiven Talk.
Schon ihr Auftritt beim diesjährigen Leading Ladies Award im September begeisterte – als sie zu Tränen gerührt ihrem Bruder auf der Bühne in die Arme fiel und sich ganz bescheiden für die Auszeichnung als „New Face of the Year“ bedankte. Ja, Eleonore Habsburg (24) ist trotz ihres weltberühmten, geschichtsträchtigen Namens – ebenso wie ihre Geschwister Ferdinand (21) und Gloria (19) – auf dem Boden geblieben. Und das beweist sie im großen MADONNA-Modeshooting und Interview – ihrem ersten ganz persönlichen – einmal mehr.
Liebe & Wille. Dabei könnte sie auch, ungeachtet ihres „kaiserlichen“ Namens, als Enkelin des Thyssen-Clans mütterlicherseits und als Topmodel für Dolce & Gabbana durchaus in anderen Sphären schweben. Doch Fehlanzeige. „Unseren Eltern war es immer wichtig, dass wir am Boden bleiben“, so die gebürtige Salzburgerin, die sich nun mit ihren Geschwistern eine Wohnung in Wien teilt, über ihre Eltern Francesca (60) und Karl Habsburg-Lothringen (57). Die Liebe zu diesen ist innig, das spürt man – ebenso wie die Stärke des Willens, ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Und diesen will Habsburg nicht etwa als Model beschreiten. Was der Absolventin eines „Business- & Law“-Studiums in London beruflich vorschwebt und warum sie mit der Gründung einer eigenen Familie (mit dem belgischen Rennfahrer Jérôme D’Ambrosio ist sie seit Anfang 2017 liiert) noch warten will, lesen Sie hier.
Sie sind, abgesehen von Ihrer Modeltätigkeit für Dolce & Gabbana, auch privat sehr modeaffin – was bedeutet Ihnen Fashion?
Eleonore Habsburg: Die Liebe zur Mode habe ich eigentlich durch meine Großmutter entdeckt, die ja eine richtige Fashion- Ikone war. Ich habe sie immer schon sehr bewundert, weil sie einfach extrem elegant war und alles, was sie getragen hat, fantastisch präsentiert hat. Als kleines Mädchen wollte ich immer so sein wie sie.
Hat sie Sie schon als Kind eingekleidet?
Habsburg: Als ich ganz klein war – später war ihr dann wichtig, dass ich meinen eigenen Stil und meine Identität entwickle. Das hat sie immer gefördert.
Wie würden Sie Ihren Stil denn heute beschreiben?
Habsburg: Elegant, aber relaxt. Schon modern – ich würde jetzt nicht im Business-Look rumlaufen, aber es ist mir wichtig, elegant auszusehen. Es gibt klare Regeln für mich: zum Beispiel entweder Dekolleté oder Beine zu zeigen. Und ich liebe Statement-Pieces – einige davon habe ich von meiner Mutter.
Ihre Mutter ist ja auch eine Fashionista. Haben Sie auch von ihr diesbezüglich gelernt?
Habsburg: Wir haben komplett verschiedene Geschmäcker, was aber cool ist. Ich finde es toll, wie sie sich anzieht, aber es ist ein ganz anderer Stil als meiner. Kürzlich hat sie aber meiner Schwester und mir ihre Vintage-Klamotten, die sie in den 80er-Jahren direkt aus den Studios der Designer bekommen hat, offenbart. Wow, das war großartig!
Sie sind ja quasi mit den großen Designern aufgewachsen – sieht man Sie auch mal bei H&M, Mango, Zara … shoppen?
Habsburg: Natürlich! Ich liebe das – vor allem kaufe ich dort Basics. Ich bin kein Mensch, der nur in Designerläden einkaufen geht. Ich kombiniere gerne.
Sind Sie eine Shopping Queen?
Habsburg: Nein, eigentlich gehe ich gar nicht so gerne shoppen, bestelle auch viel im Internet. Da kann ich ganz in Ruhe zu Hause gustieren, ohne dass mir jemand etwas einreden möchte.
Sie wohnen ja mit Ihren Geschwistern zusammen – beraten die beiden Sie?
Habsburg: Ja, mein Bruder! Männer können das immer ganz gut. Wenn mein Bruder sagt: „Das geht gar nicht!“, weiß ich, das geht wirklich nicht. (lacht)
Und Ihr Vater? Ist er auch modeaffin?
Habsburg: (lacht) Nein, mit Mode hat er gar nichts am Hut. Er macht mir Komplimente, aber das ist dann keine Expertenmeinung. (lacht)
Für Dolce & Gabbana standen Sie ja das erste Mal als Model für eine Kampagne vor der Kamera. Waren Sie nervös?
Habsburg: Es war aufregend, aber dadurch, dass wir uns alle vorher kennengelernt haben und das Team toll war, hat es einfach nur großen Spaß gemacht. Es war mal etwas ganz anderes und schön, diese Welt kennenzulernen. Vor dem Shooting bin ich ja auch bei der Modenschau mitgelaufen. Davor habe ich meine Oma angerufen und sie um Rat gefragt, worauf ich achten muss. Es war eine tolle Erfahrung – aber das Modelbusiness wird definitiv nicht mein Hauptkarriereweg.
Sie wirken unglaublich bescheiden …
Habsburg: Danke!
… woher kommt das?
Habsburg: Unseren Eltern war es immer wichtig, dass wir am Boden bleiben – und das ist ja auch das Allerwichtigste im Leben. Sie haben uns immer vor Augen gehalten, dass es nicht selbstverständlich ist, so aufwachsen zu können wie wir. Als ich sieben Jahre alt war, haben sie uns nach Indien mitgenommen, damit wir auch sehen, wie die „echte“ Welt aussieht. Das war ein Riesen-Schock für mich damals, aber es hat mich geprägt. Immer, wenn ich unzufrieden war, habe ich daran gedacht, wie es den Kindern dort geht. Heute helfe ich selbst bei diversen Charity-Projekten, war in Kolumbien und habe dort mit Frauen und Kindern gearbeitet … Ich bin meinen Eltern unfassbar dankbar dafür, dass sie uns nicht im Glauben erzogen haben, dass es normal ist, ins Schweizer Internat zu gehen und in London in einer schicken Wohnung zu wohnen …
Hat der berühmte Name Habsburg Ihnen vieles erleichtert?
Habsburg: Manche glauben, dass ich vielleicht anders bin, weil ich diesen berühmten Namen trage. Aber ich bin zum Glück in eine Gesellschaft geboren, in der jeder Mensch gleich ist und in der jeder Mensch gleich kämpfen muss, um etwas zu erreichen. Klar, der Name hat schon seine guten Seiten – aber er hat manchmal auch Nachteile.
Inwiefern?
Habsburg: In der Schule gab es schon manchmal Aussagen – etwa im Geschichtsunterricht – wie: „Du bist eine Habsburg, das müsstest du doch wissen!“ oder die Leute haben einfach nur Vorurteile. Andere wieder sind auf die Geschichte sauer oder auf die Monarchie … Da habe ich mir oft gedacht: „Hey, ich bin ein normales Mädchen, das ihr eigenes Ding macht.“
Was sehen Ihre beruflichen Pläne aus?
Habsburg: Nachdem ich nun mein Studium abgeschlossen habe, habe ich verschiedene Projekte laufen und bin am Sondieren, in welche Richtung es konkret gehen soll. Mir ist jedenfalls wichtig, etwas Sinnvolles zu tun, etwas in Richtung Nachhaltigkeit … Ich möchte etwas zurückgeben und in einem Business arbeiten, das der Welt und den Menschen Gutes bringt.
Die Kunst fasziniert Sie ja auch sehr. Werden Sie nicht eines Tages die TBA21 von Ihrer Mutter übernehmen?
Habsburg: Ja, die Liebe zur Kunst fließt durch meine Venen, das steht fest. Wobei ich noch auf der Suche nach dem Stil und den Künstlern bin, die mich wirklich faszinieren, die mich emotional berühren. Aber ich mache mir da keinen Druck. Und meine Mutter schon gar nicht. Sie unterstützt mich und natürlich haben auch schon Gespräche darüber stattgefunden, aber ich weiß nicht, ob ich die TBA21 übernehmen werde. Ich möchte mein eigenes Ding machen – und das versteht meine Mutter voll und ganz.
Ihr Bruder macht auch sein ganz eigenes Ding – und ist Rennfahrer. Haben Sie nicht manchmal Angst um ihn?
Habsburg: Nein, eigentlich nicht. Ich bewundere solche Menschen, die ihre Passion ausleben. Ich fiebere immer mit, wenn er fährt, aber ich vertraue ihm zu hundert Prozent. Er weiß, was er tut, deswegen mache ich mir auch keine Sorgen.
Sie sind ja sonst sehr öffentlichkeitsscheu, dabei ist Ihr Name ja weltberühmt …
Habsburg: Mir ist mein Privatleben schon sehr wichtig – und ich bin so glücklich, die Freiheit zu haben, mich frei zu bewegen, ohne dass mich jeder gleich erkennt. Wenn man sich etwa die britischen Royals ansieht … das muss schon schlimm sein, wenn man immer so beobachtet wird. Ich bin stolz darauf, eine Habsburg zu sein – und meinem Bruder und mir ist es wichtig, dass wir diesen Namen würdig vertreten – aber auch, dass wir als moderne Habsburger gesehen werden. Wir gehen in eine neue Ära.
Das Prinzessinnen-Image ist also nichts für Sie?
Habsburg: (lacht) Nein. Damit habe ich schon einmal zwei kleine Mädchen enttäuscht: Meine Großeltern haben auf Jamaika ein Haus. Der Mann, der dort hilft, hat zwei Töchter, die mir Bilder gemalt haben, wie sie sich mein Leben vorstellen: in einem Schloss, mit großen Prinzessinnen-Kleidern und Krone … Sie waren ganz böse, als sie mich dann kennengelernt haben und ich in Jeans und Shirt dastand. (lacht)
Wovon träumen Sie? Vielleicht davon, selbst eine Familie zu gründen?
Habsburg: (lacht) Dafür habe ich noch Zeit! Natürlich möchte ich eines Tages auch Kinder haben. Aber jetzt möchte ich mal meinen beruflichen Weg finden. Wovon ich träume? Von einer friedlichen, gesünderen, umweltfreundlicheren Welt. Wie jeder andere Mensch wahrscheinlich auch. Ich bin auch diesbezüglich nicht ausgefallen.