Neo-Politiker

Frank Stronach: Der Milliardär privat wie nie

16.08.2013

So lebt der Neo-Politiker Wie sieht ein Tag im Leben von Frank Stronach aus? Wie wohnt er? Wen oder was liebt er? MADONNA begleitete den Selfmade-Milliardär in seine Luxus-Clubs, sein Office – und in seine private Villa.

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© Johannes Kernmayer
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Donnerstag, 9.00 Uhr, Golfclub Fontana in Oberwaltersdorf. Frank Stronach betritt das Clubrestaurant. „Hello!“, trällert er so locker, wie sein Outfit anmutet: Turnschuhe, Jeans und ein grün-kariertes Langarmhemd, das er betont lässig über der Hose trägt. „Ich habe schon zu Hause gefrühstückt, aber nehmen wir hier doch noch ein gutes Spiegelei. Das kann nicht schaden“, bietet er in seinem inzwischen berühmten austro-amerikanischen Akzent an. Gerne, schließlich haben wir Zeit, dürfen wir doch den Magna-Boss den ganzen Tag lang begleiten. Frank – nach nur wenigen Minuten bietet er das Du-Wort an („Da redet es sich viel leichter!“)  – will, abseits des Wahlkampfs, den MADONNA-Leserinnen einen Einblick in seinen Alltag als Privatmensch  gewähren. Wie tickt ein Selfmade-Multimilliardär, der mit 80 Jahren entscheidet, in die Politik zu gehen?

Würzig

Frisch gepresster Orangensaft, Spiegelei, Gebäck und – für den gebürtigen Steirer, der den Großteil seines Lebens in Kanada und den USA verbrachte, ganz wichtig – Tabasco sind schnell serviert. Der Talk und ein überraschend illustrer Tag kann beginnen.



Frank, du könntest heute einen gemütlichen Tag ohne Medien, ohne Termine und teils negative Schlagzeilen über dich verbringen, hättest du nicht beschlossen, mit dem Team Stronach in den Wahlkampfring zu steigen. Ganz ehrlich, wieso tust du dir das an?  
Frank Stronach:
Ich bin ja kein Politiker und ich will auch keiner sein. Berufspolitiker, die ihren Job für Geld und Macht machen, gibt es in diesem Land genug. Die müssen die anderen schlecht machen, damit sie Wähler bekommen. Ich brauche das nicht, weil ich von niemandem abhängig bin. Aber ich habe ein Gewissen und ich weiß, dass es mit einem Land bergab geht, wenn Politiker ihr Gewissen verlieren. Warum ich mir das antue? Weil das Leben wirklich gut zu mir war. Wenn mich meine Enkelkinder eines Tages fragen: Opa, was hast du für unsere Zukunft gemacht, will ich nicht sagen müssen: Nichts! Ich will sagen: Ich habe es zumindest versucht.

Auch wenn du scheiterst?
Stronach: In allem, oder in vielem, das ich in meinem Leben versucht habe, war ich erfolgreich. Ich glaube nicht, dass wir es beim ersten Mal schaffen, die Mehrheit zu bekommen, aber ich glaube, dass das Team Stronach einen guten Prozentsatz bekommen kann. Und etwas in Bewegung setzen kann. Wir gehen immer mehr weg von der Realwirtschaft in die Finanzwirtschaft, aber nur in der Realwirtschaft kann man Wohlstand schaffen. (Frank Stronach greift zum Salz) Ich verwende nur Himalaya-Salz, weil jedes andere Salz schädlich für den Körper ist. Ich versuche, mich möglichst gesund zu ernähren.

Ist das dein Jugendgeheimnis?
Stonach:
Nicht umsonst sagt man: Man ist, was man isst. Natürlich gehört auch Bewegung dazu. Ich war immer sportlich. Und bis heute gehe ich schwimmen und Tennis spielen.

Auch noch Fußball spielen?
Stronach:
Jetzt nicht mehr so – aber früher habe ich viel mit der Austria gespielt.

Die du ja finanziert hast. Hat es wehgetan, so viel Geld investiert zu haben und doch gescheitert zu sein?
Stronach:
In der Zeit, in der ich die Austria geführt habe, waren wir zweimal Meister und dreimal Cupsieger. Ich sage immer: Der Staat kann nicht  alles machen. Die Wirtschaft hat eine Verantwortung auch was Sport, Kunst und Kultur betrifft. Ich war damals bei einem Match zwischen Österreich und Amerika – Österreich hat 1:3 verloren. Ich habe gedacht: Das kann es doch nicht geben, dass wir gegen Amerika verlieren! (Lacht.)  Deshalb habe ich investiert – und letztlich die schlechte Nachrede gehabt, obwohl ich 50 oder 60 Millionen Euro investiert habe.

Tut das nicht weh?
Stronach:
Nein, mir kann keiner wehtun! Ich habe viel Geld und Zeit investiert und ja parallel dazu auch die Fußball-Akademie aufgebaut, aus der viele erfolgreiche Spieler gekommen sind... aber wenn man dann obendrein beschimpft wird, brauche ich das nicht. Aber ich war mir immer bewusst, dass das besonders in der Politik so sein wird.

Auch jetzt, im Zuge des neuen politischen Weges, wirst du heftig kritisiert...
Stronach
: Natürlich, aber das macht ja nichts. Die, die an der Macht sind, haben Angst, dass ihnen ihr Futtertrog weggenommen wird. Umgekehrt sind viele Menschen begeistert von meinen Ideen und sehr nett. Der ehemalige Premierminister von Kanada, ein guter Freund, hat einmal zu mir gesagt: Wenn du in die Politik gehst, wirst du mit Dreck beschmissen – aber mach’ dir nichts draus: Der trocknet und fällt wieder ab (lacht).

Aber das kann doch keinen Spaß machen?
Stronach:
Natürlich nicht, aber ich sehe das alles als Verpflichtung an. Einstein sagt: „Dummheit ist, wenn man immer das Gleiche macht, aber andere Resultate erhofft.“ Das passt gut in unsere derzeitige politische Situation. Dagegen möchte ich mich wehren.

Nach dem Frühstück zeigt uns Frank Stronach den Sandstrand an dem künstlich angelegten Teich in seinem Golfclub. „Sieht fast aus, wie in Kalifornien“, freut er sich. Täglich geht der 80-Jährige, der am 6. September Geburtstag feiert, schwimmen. „Wenn es heiß ist, hier im See, ansonsten in meinem Indoor-Pool – das ist wärmer.“ Stolz lässt der zweifache Vater (Andrew, 45, und Belinda, 47, beide leben in Kanada) und dreifache Großvater seine Muskel spielen – damit man sie besser sehen kann, zieht er das Hemd aus. „Man muss schon etwas tun, um fit zu bleiben.“
Szenenwechsel. Mit seinem dunkelgrünen S-Klasse-Mercedes bringt uns Stronach („Nur für lange Strecken habe ich einen Chauffeur, ansonsten fahre ich immer selbst.“) nach Ebreichsdorf. Im CD-Player: Helene Fischer, das deutsche Schlager-Wunder.  „Mein Herz schlug nie so wild... hab’ mich noch nie so frei gefühlt... Wahnsinn!“
„Sie ist eine tolle Frau. Und ihre Musik gefällt mir auch“, gesteht er mit leuchtenden Augen. „Ich habe sie zu einer meiner Wahlkampfevents eingeladen.“ Dass Geld im Leben von Frank Stronach keine Rolle spielt, vor allem wenn es um seine Leidenschaften geht, sehen wir dann bei Stronachs allmorgendlichem Rundgang durch seine  Stallungen im Magna Racino.

Pferde sind deine Leidenschaft. Gehst du noch reiten?
Stronach:
Nein, vor einigen Jahren hat mich ein Pferd abgeworfen, weil es von einem Reh erschreckt wurde. Da habe ich gesehen, dass ich nicht mehr so die Kraft habe und dass der Sport in meinem Alter zu gefährlich ist. Aber dem Pferderennsport und der Zucht bleibe ich natürlich treu.

Wie kam es zu der großen Liebe zu den Pferden?
Stronach:
Schon als Bub habe ich davon geträumt, ein Pferd zu haben. Aber ich musste lange arbeiten, bis ich so viel Geld hatte, dass ich mir diesen Traum erfüllen konnte. Heute habe ich Stallungen in Amerika, die aussehen wie Villen.

Nach dem Stallrundgang geht es zurück nach Oberwaltersdorf – in sein Office. Marmorböden, Kristallleuchter, alles klinisch sauber, neureich glamourös, amerikanisch eben – das Bürogebäude passt perfekt in die Welt des Frank Stronach. Wir treffen Kathrin Nachbaur, seine „Nummer zwei im Team Stronach. Sie ist eine unglaublich gescheite Frau. Ich war sofort von ihr begeistert, als ich sie vor vielen Jahren kennengelernt habe“, erzählt der Magna-Boss. „Oh, heute trägst du die Haare offen. Passt dir gut“, spielt Stronach den Charmeur, als ihn eine Mitarbeiterin begrüßt. Alles Show vor der Presse? „Nein, er ist immer so“, versichern die Damen in seinem Büro – die meisten weiblich, jung, attraktiv, lächelnd. Wir verabschieden uns – denn  Stronach möchte uns vor dem Lunch noch sein Zuhause zeigen...
Zum ersten Mal lässt er Journalisten in seine am türkisblauen Fontana-Teich gelegene Villa. Sie sieht (zumindest von außen) aus, wie alle anderen Häuser im Fontana. Strahle-weiß mit perfektem Rasen vor der Tür. Hier wohnt der Selfmade-Milliardär. Allein. Seine Ehefrau pendelt zwischen der Steiermark und Kanada.


Fühlst du dich hier nicht manchmal einsam?
Stronach:
Nein, ich habe viele Freunde. Und ich bin auch gerne allein. Sich einsam zu fühlen, hängt ja nicht vom Alleinsein ab. Viele Paare sind immer zusammen, aber trotzdem schrecklich einsam.

Du bist seit 50 Jahren verheiratet, siehst deine Frau aber relativ selten...    
Stronach:
Meine Frau kennt mich und mein Leben sehr gut. Sie hat immer gewusst und akzeptiert, dass ich mein Leben so führe, wie ich es führen muss, um erfolgreich zu sein. Anders hätte unsere Ehe nicht funktioniert. Ich habe sie aber auch immer dafür bewundert, wie sie das alles mit unseren Kindern gemanagt hat. Frauen sind ja viel belastungsfähiger als Männer.

Was muss in Österreich aus politischer Sicht noch für Frauen getan werden?
Stronach:
Alleinerzieherinnen haben meinen höchsten Respekt. Was sie leisten müssen, ist unvorstellbar. Deshalb müssen sie entlastet werden. Das Schulsystem muss zum Beispiel verändert werden – es muss viel mehr Nachmittagsbetreuung für Kinder geben, damit die Frauen auch ihren beruflichen Weg gehen können. Und für Frauen, die gerne zu Hause bei den Kindern bleiben möchten, während der Mann arbeitet, sollte das auch möglich sein. Es sollte Steuervorteile für Familien mit Kindern geben. Und die Chancengleichheit für Frauen und Männer im Berufsleben sollte längst eine Selbstverständlichkeit sein. Für die gleiche Arbeit muss es auch den gleichen Lohn geben.

Stronach führt uns durch sein Haus. Am riesigen Wohnzimmertisch stapeln sich Bücher, Pläne neuer Bauprojekte in Amerika, Kataloge seiner Pferde. Die Einrichtung erinnert an die Kulisse einer 80er-Jahre-US-Soap. Eine Haushälterin schwirrt durch die Zimmer. Ansonsten gibt es kein Personal. „Ich brauche das nicht. Ich mache im Grunde alles selbst.“ Sogar seine Hemden bügle er sich jeden Morgen selbst auf. Den Beweis tritt er später im Bügelzimmer vor seinem Schlafzimmer an.

Du hast dir viele Lebensträume erfüllt – was ist für dich heute noch Luxus?
Stronach:
Ein gemütliches Abendessen mit meiner 19-jährigen Enkeltochter. Sie ist ein tolles Mädchen – und die einzige Frau, die mir etwas anschaffen darf (lacht).

Wir gehen in die Küche, hinter der sich eine riesige Speisekammer verbirgt. Stronach öffnet den amerikanischen Kühlschrank.


Was darf im Kühlschrank von Frank Stronach nie fehlen?
Stronach:
Frisches Obst – vor allem Papayas, die sind unglaublich gesund. Ich schneide euch gleich eine auf. Joghurt mag ich auch gerne.

Champagner auch?
Stronach:
Nein, den mag ich gar nicht so sehr. Lieber einen guten Weißwein.
Im Wohnzimmer steht ein Klavier – spielst du selbst?
stronach: Nein, aber ich finde es schön, einen Flügel zu haben.

Nach der Hausführung fahren wir zurück ins Fontana. Beim Lunch spricht Frank Stronach noch einmal über seine politischen Ziele – aber auch über seine persönlichen Träume...


Im September feierst du 81. Geburtstag. Welche persönlichen Träume hast du noch?
Stronach:
Dass einmal auf meinem Grabstein steht: der Frank hat sehr viel zu einer bessern Gesellschaft beigetragen. Das ist alles.

Bist du ein gläubiger Mensch?
Stronach:
Ich bin schon gläubig, aber ich habe keine Vorstellung von Gott. Ist er ein junger, ein alter Mann – oder vielleicht eine hübsche Frau. Aber es ist egal, ich glaube auf jeden Fall an etwas Gutes – und daran, dass wenn man Gutes tut, Gutes zurückkommt.

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