Olivers Mama im Interview

'Oliver ist ein Gefangener'

05.04.2013


Vor einem Jahr wurde der 5-Jährige von seinem Vater nach Dänemark verschleppt. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht.

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© Milatovic
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Für Marion Weilharter ist jedes Osterfest eine Tortur.  Denn es war in der Karwoche, als ihr Sohn Oliver vor ihren Augen von dessen Vater mit Hilfe eines Komplizen nach Dänemark verschleppt wurde. Olivers Mama hat seither viele Siege errungen – aber ihr Oliver lebt immer noch beim Vater. Mittlerweile hat Marion Weilharter weltweit das Obsorgerecht – nur in einem Land nicht: in Dänemark. Olivers Mama sprach vor dem Europaparlament. Die Abgeordneten unterstützen die Mutter. Aber die Dänen stellen auf stur.  

Neue Verhandlung
Vater Thomas Sørensen wurde von der Justiz zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt, doch das Oberlandesgericht hob das Urteil wegen eines Formalfehlers auf. Am 4. April wurde nun neu verhandelt. (Zu Redaktionsschluss lag noch kein Urteil vor.) Im MADONNA-Interview spricht Olivers Mama über ihr härtestes Jahr:

Frau Weilharter, vor einem Jahr wurde Ihr Sohn Oliver von seinem Vater nach Dänemark verschleppt. Wie leben Sie mit diesem Schicksal?
Marion Weilharter:
Das kann man in Worten gar nicht ausdrücken. Es ist ein Gefühl der Machtlosigkeit. Der 3. April war ein schlimmer Tag für mich. Intuitiv habe ich an diesem Tag auf die Uhr geschaut und das Ziffernblatt zeigte mir exakt 8.20 Uhr. Das war der Zeitpunkt, als Oliver entführt wurde.          

Wann hatten Sie zum letzten Mal Kontakt mit Oliver?
Weilharter:
Das war am 13. Februar. Seither hat der Vater den Kontakt abgebrochen. Ich rufe drei- bis viermal pro Tag an, aber nie hebt er das Telefon ab. Das ist reine Erpressung und Psychoterror. Der Vater will, dass ich schwach werde, damit ich endlich um das Besuchsrecht in Dänemark ansuche.

Und warum besuchen Sie Oliver in Dänemark nicht?
Weilharter:
Ich habe weltweit die Obsorge für Oliver, nur in Dänemark nicht mehr. Hier wurde mir die Obsorge nach unserer legalen Ausreise nachträglich entzogen und dem Vater gegeben. In Dänemark sind die Gesetze leider so gemacht, dass die Eltern zur Selbstjustiz greifen können. Die Krux an der Sache ist: Wenn ich in Dänemark um ein Besuchsrecht ansuche, dann akzeptiere ich automatisch alle Bescheide der dänischen Justiz. Das kann ich nicht. Ich habe mich an das Europaparlament gewandt und auch hier ist man der Meinung: Oliver gehört zurück zu mir.

Welchen Eindruck hatten Sie bei den letzten Telefonaten mit Oliver. Hat er sich verändert?
Weilharter:
Ich wünsche es keinem Kind, dass es so viel durchmachen muss wie mein Oliver. Der Vater hat Oliver zerstört. Am Telefon spricht er kaum mehr. Manchmal sagt er nur „Hallo“ und „Tschüss“. Ich versuche, Oliver in ein Gespräch zu verwickeln, aber es funktioniert nicht. Mein Oliver ist ein Gefangener des dänischen Staates und seines Vaters. Ich möchte nicht in den Schuhen von Herrn Sørensen stecken, wenn Oliver seinen Vater eines Tages mit den Fakten konfrontiert.

Am 4. April – also ein Jahr und einen Tag nach Olivers Entführung – wurde vor Gericht erneut über die Tat von Herrn Sørensen verhandelt. Wie gingen Sie mit dieser Belastung um?
Weilharter:
Das war eine emotionale Belastung für mich, die kaum aushaltbar war.  

Ihre Familie unterstützt Sie im Kampf um Oliver?
Weilharter:
Meine Eltern haben auf Facebook eine Initiative gegründet. Und die Uromi möchte endlich wieder ihren Oliver in den Arm nehmen.

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