Keine hohlen Phrasen bitte, wünscht sich Simone Stribl für die von ihr geführten ORF-Sommergespräche. Wir trafen die Oberösterreicherin zum Talk über Interviewstrategien und Karriereziele.
Seit zwölf Jahren bereits erfolgreich beim ORF als Innenpolitik-Journalistin tätig, ist es mitunter auch Heinz-Christian Strache zu verdanken, dass Simone Stribl 2019 besondere Aufmerksamkeit zuteilwurde. Während Tobias Pötzelsberger am 18. Mai die brisanten Erkenntnisse des Ibiza-Skandals im Sendestudio zusammenfasste, war es Stribl, die mit kühlem Kopf und Souveränität die Entwicklungen vom Ballhausplatz kommentierte. Für die präzise Berichterstattung wurden sie und ihre Kollegen mit dem Walther-Rode-Preis ausgezeichnet.
Nachgefragt. Dass sie heuer dann als Moderatorin der quotenstarken Sommergespräche auserwählt wurde, glaubte die 33-jährige Oberösterreicherin aber erst, als die Info offiziell verkündet wurde. Sie sei da immer sehr vorsichtig, erklärt sie im MADONNA-Talk. Wie sie ihren Gästen heuer ehrliche Antworten entlocken will und was Stribl in ihrer Freizeit macht, lesen Sie hier.
Welchen Stellenwert nimmt der Job, die ORF-Sommergespräche zu moderieren, in Ihrer beruflichen Laufbahn ein?
Simone Stribl: Auf jeden Fall den bis dato größten. Die Sommergespräche sind ein ganz besonderes Format, das es schon seit 1981 gibt – also länger, als ich auf der Welt bin. Ich war auch immer eine begeisterte Zuseherin und habe mich extrem gefreut, sie heuer selbst führen zu dürfen.
Haben Sie sich dafür beworben?
Stribl: Dafür bewirbt man sich nicht. Ich denke, es ist eine Wertschätzung für die Leistung, die man in den vergangenen Jahren erbracht hat. Ich bin schon zwölf Jahre beim ORF in der Innenpolitik tätig und wurde vom Chefredakteur und dem Channel-Manager gefragt, ob ich das machen will. Überlegen war für mich keine Option, wenn man so etwas angeboten bekommt, muss man Ja sagen.
Wen haben Sie zuallererst über diesen Job informiert?
Stribl: Meine besten Freunde und die Eltern. So richtig sicher war ich mir erst, als es öffentlich war, ich bin da immer sehr vorsichtig (schmunzelt).
Wie kann man sich die Vorbereitung auf die Sommergespräche vorstellen?
Stribl: Tatsächlich vorbereitet habe ich mich ab Juli. Aber seit ich weiß, dass ich die Sommergespräche führen werde, denke ich jeden Tag daran. Bei jedem Interview, das ich sehe oder lese, überlege ich, ob ich daraus etwas für meine eigenen mitnehmen kann. Dass ich schon so lange dabei bin und auch viele politischen Turbulenzen erlebt habe, sind gute Voraussetzungen, ich lese viel und beobachte die Politikerinnen und Politiker aktuell noch genauer als sonst. Ich freue mich jedenfalls schon sehr drauf, wenn es losgeht.
Die Sommergespräche wurden schon von unterschiedlichen Moderatorinnen und Moderatoren geführt – haben Sie sich von einigen Tipps geholt oder eher darauf verzichtet, um ein „ganz eigenes Ding“ draus zu machen?
Stribl: Ich war auf jeden Fall mit einigen im Austausch, die den Job schon mal gemacht haben. Zum Beispiel mit Tobias Pötzelsberger, mit dem ich mich gut verstehe. Aber ich muss auf jeden Fall bei null anfangen, da ich ja niemanden kopieren will und mir selbst treu bleiben möchte.
Gibt es einen Politiker, oder eine Politikerin, auf deren Gespräch Sie sich besonders freuen?
Stribl: Objektivität ist für mich ganz wichtig. Ich werde jedem ohne Vorurteile begegnen und möchte auch, dass jedes Interview einen ähnlichen Ton hat. Natürlich sitzen sich zwei Menschen gegenüber, wo man nicht im Voraus sagen kann, wie die Atmosphäre sein wird. Wir wissen, Politiker haben ihre Botschaften, aber vielleicht lässt sich ja der eine oder die andere auf ein richtiges Gespräch ein.
Würden Sie anderen Ihren Job als Innenpolitik-Journalistin empfehlen? Ist es ein Traumjob?
Stribl: Für mich ist es auf jeden Fall ein Traumjob, und zwar mit allen Aspekten, die er beinhaltet. Ob ich von irgendwo live berichte, oder aber auch im Studio ein Interview oder eine Diskussionssendung mache. Ich habe beim Politik-Magazin „Report“ begonnen, da war ich hinter der Kamera, viel unterwegs und habe viele Interviews mit unterschiedlichsten Menschen geführt – ich mag es sehr, vor Ort zu sein, wenn etwas passiert.
Hat Sie die Politik immer schon thematisch begeistert?
Stribl: Ich habe mich immer für Journalismus und Menschen und ihre Geschichten interessiert. Politikjournalismus war tatsächlich eher ein Zufall, weil ich beim „Report“ nach einem Praktikum direkt übernommen wurde. Mich hat Politik schon interessiert, aber durch meine Arbeit hat sich dieses Interesse erst so richtig manifestiert.
Haben Sie nie mit einer anderen Branche geliebäugelt?
Stribl: Nein, ich habe so viel Zeit in diesen Beruf investiert, so viele Wochenenden, so viel Arbeit – das gibt man nicht einfach so auf.
Was würden Sie jemandem sagen, der einen ähnlichen Berufsweg einschlagen wollen würde?
Stribl: Das Spannende am Journalismus ist, dass man nie weiß, was den Tag über passieren wird. Es ist also nie klar vorgegeben, wie der Alltag verläuft. Man schnuppert in unterschiedlichste Themen rein und lernt viele Menschen kennen. Ich würde raten, dass man nicht zu bescheiden ist und auch mal auf sich aufmerksam macht. Und wenn sich Chancen bieten, dass man diese auch ergreift.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Stribl: Ich bin sehr gerne draußen. Ich bewege mich viel, gehe gern laufen, bin im Winter Ski fahren oder eislaufen. Außerdem veranstalte ich gerne Faschingspartys. Ich habe eine große Verkleidungskiste, in der sich über die Jahre so einiges an Kostümen angesammelt hat.
Wonach streben Sie in Ihrem Leben?
Stribl: Ich habe es stets so gehalten, dass ich darauf reagiere, was kommt. Natürlich hat man verschiedene Ziele, aber ich habe gelernt, meine bestmögliche Arbeit zu leisten und dann zu schauen, was kommt. Jetzt denke ich nur bis zum 31. August, dass ich jedes Interview so gut mache wie möglich und von meinen Interviewpartner*Innen etwas in Erfahrung bringe, was die Zuschauerinnen und Zuschauer noch nicht gehört haben.
In diesem Jahr laden der ORF und Moderatorin Simone Stribl die Parteichefinnen und Parteichefs zum Talk ins Weingut am Reisenberg. Die Talks werden ab 3. August wöchentlich jeweils um 21.05 Uhr in ORF 2 ausgestrahlt. Nachhören kann man diese erstmals auch als Podcast.
Die Termine:
3. August: Neos
10. August: Grüne
17. August: FPÖ
24. August: SPÖ
31. August: ÖVP
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