Hotelière Maria Hauser

„So eine Krise macht uns noch demütiger“

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„Hereinspaziert“ heißt es seit Freitag, dem 29. Mai, in Österreichs Hotels zum ersten Mal nach dem Lockdown. Top-Hotelière Maria Hauser und ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer über ihren Weg aus der Krise.

Kämpfen, kämpfen, kämpfen lautet das Motto aller Hoteliers, die nun wieder geöffnet haben. So auch von Maria Hauser, Juniorchefin des berühmten „Stanglwirt“ in Tirol. 250 Jahre lang war der „Biobauernhof mit integriertem Luxushotel“, wie Familie Hauser ihren Betrieb zu Recht nennt, keinen einzigen Tag geschlossen – bis Corona kam und auch der „Stanglwirt“ seine Gäste nicht mehr empfangen durfte. „Wir bleiben dennoch bei dem Slogan, weil es ja keine freiwillige Schließung war“, so Maria Hauser im MADONNA-Interview (siehe unten). Zudem war der Lockdown auch für sie keineswegs eine ruhige Zeit. „Wir haben die Wochen genutzt, Umbauten und Renovierungen, die wir sonst während des laufenden Betriebs durchführen, zu erledigen.“ Hinzu kam Hausers Rolle als Mutter einer zwei- und einer sechsjährigen Tochter. 
 
Umsatzeinbußen in Millionenhöhe können ihren positiven Blick in die Zukunft nicht trüben: „Wir befinden uns zum Glück in einer sehr privilegierten Situation, für die wir sehr dankbar sind“, so Hauser. Dass es nicht allen KollegInnen so geht, ist der Top-Hotelière durchaus bewusst. Das Motto „Der Gast ist König“ hat in Zeiten wie diesen eine neue Dimension erreicht. 
 

Neue Herausforderungen

 
Wir arbeiten gerade auf Hochtouren, die Zimmer zu entstauben und alles herzurichten, zu desinfizieren, die Tische neu zu stellen und alles bereit zu machen für unsere Gäste“, freut sich Michaela Reitterer, die wir zwischen ihrem Fulltime-Job als Chefin des Wiener Boutiquehotels „Stadthalle“ und ihrer in dieser Zeit so anspruchsvollen Aufgabe als Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung erreichen. Den Lockdown erlebte Reitterer so wie all ihre KollegInnen im ganzen Land zunächst als Schock, dann als „Riesenherausforderung“, die sich nun mit der Wiedereröffnung am Freitag, 29. Mai, fortsetzt. Denn: „Dieser Sommer wird für niemanden wirklich rentabel werden, sondern ist eher als Kundenbindungsprogramm zu sehen“, so Michaela Reitterer im MADONNA-Gespräch . 
 
 
Maria Hauser, Stanglwirt Juniorchefin 
 
Stanglwirt
© Stanglwirt
× Stanglwirt
 
In der 250-jährigen Geschichte hat man im Hause „Stanglwirt“ schon vieles erlebt und viele Krisen überstanden. Geschlossen war dennoch noch nie – bis zum Jahr 2020. Umso größer ist die Freude bei Familie Hauser, seit 29. Mai wieder Gäste im berühmten Tiroler Hotel empfangen zu dürfen. Im Interview spricht Juniorchefin Maria Hauser über die neue Herausforderung – und verlost für MADONNA-Leserinnen einen Kurzurlaub unter dem Motto „I am from Austria!“ (siehe unten). 
 
Was wird denn jetzt alles anders sein beim „Stanglwirt“?
Maria Hauser: Es wird alles so normal und gewohnt wie möglich sein, natürlich mit den Anpassungen gemäß den Auflagen, denen wir zu 100 Prozent gerecht werden. Wir haben ja immer schon einen starken Fokus auf Hygiene- und Sicherheitsstandards gelegt, weshalb das für uns keine massive Neuerung ist. Unser großes Glück ist ja auch, dass wir mit über 12 Hektar touristisch genutzter Fläche über so viel Platz verfügen, sodass selbst bei Vollbelegung jeder Gast umgerechnet 300 Quadratmeter für sich allein hat. In den Restaurants werden wir zwei Reservierungszeiten haben, aber durch die vielen Stuben ist es kein Problem, die Abstände einzuhalten. 
 
Wie sieht es denn mit der Auslastung aus? Spüren Sie Rückgänge? 
Hauser: Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir schon am ersten Wochenende, wo nur Österreicher anreisen dürfen, über 70 Prozent Auslastung haben, was enorm ist. Ab Mitte Juni und im Juli und August sind wir schon so gut wie voll. Das stimmt uns wirklich dankbar und demütig. Diese Treue und Loyalität der Stammgäste ist nicht selbstverständlich. Am Pfingstwochenende reisen sogar zwei Familien aus unserem Ort Going an – das ist so berührend. Wir haben immer eine sehr dankbare und demütige Haltung gegenüber unserem Erfolg gehabt – deshalb haben wir auch immer geschaut, dass wir Reserven schaffen für „längere Winter“, wie man so schön sagt, das lohnt sich nun. Jetzt freuen wir uns noch mehr über jede einzelne Reservierung – man wird durch so eine Krise noch demütiger. 
 
Hatten Sie am Anfang Ängste?
Hauser: Nein, wir waren Gott sei Dank in der Familie unisono von Anfang an positiv eingestellt. Das liegt vielleicht auch an der langen Geschichte unserer Familie, wo viele schwere Zeiten überstanden wurden. Unser Haus hatte ja sogar während des Krieges geöffnet.
 
Spüren Sie den Imageschaden, der Tirol durch die Vorfälle in Ischgl davontragen musste?
Hauser: In unserer Region waren die Zahlen sehr gering und bei uns im Haus gab es keinen einzigen Fall. Auch da waren wir gesegnet. Über andere Orte und Geschehnisse erlaube ich mir kein Urteil zu bilden. Schuldzuweisungen bringen uns alle nicht weiter. Es geht in der Krise um das Miteinander. 
 
Sie haben jetzt ein eigenes Package namens „I Am From Austria“ geschnürt … 
Hauser: Ja, mit diesem Arrangement wollen wir inländischen Gästen ein spezielles Verwöhnprogramm anbieten, das ein bisschen Erholung und eine richtig gute Zeit nach diesen schweren Wochen ermöglicht. „Urlaub daheim“ lautet ja seit jeher unser Motto. 
 
Michaela Reitterer, Hotelière & ÖHV-Präsidentin 
 
Reitterer
© Franzi Schädel
 
Als Chefin des Boutiquehotel Stadthalle und Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung ist die Powerlady doppelt gefordert. Wie erlebten Sie die letzten Wochen? 
Michaela Reitterer: Alles andere als ruhig (lacht). Ich glaube, ich habe noch nie so viel gearbeitet wie in dieser Zeit, aber in einer Krise müssen nun einmal alle zusammenhelfen. Es haben sich natürlich ganz viele KollegInnen bei uns gemeldet. Es haben sich ja täglich die Umstände geändert – wir haben seitens der ÖHV versucht, maximal zu informieren. Diese – berechtigte – Angst der KollegInnen hat mich schon auch sehr belastet. Aber ich habe immer gesagt: Ich bin eben nicht nur eine Schönwetterpräsidentin. 
 
Viele Hotels haben entschieden, nicht aufzusperren – warum öffnen Sie Ihr Stadthotel trotz der Situation? 
Reitterer: Gerade auch aus meiner Position heraus halte ich es für wichtig, dass wir wieder ins Tun kommen. Wir haben unser Angebot dementsprechend entwickelt, dass wir etwa auch Frühstück für Gäste, die nicht im Hotel wohnen, anbieten etc. Man muss sich jetzt eben der Situation anpassen und weitermachen. Wiewohl der Anfang des Lockdowns ein Riesenschock war. 
 
Droht ein großes Hotelsterben?
Reitterer: Wie in allen Branchen droht wohl all jene, denen es jetzt schon nicht so gut ging, ein permanenter Lockdown. Wiewohl es da vielleicht auch Möglichkeiten gibt, diese Betriebe umzustrukturieren – etwa als Mitarbeiterwohnhäuser für andere Betriebe. Da sind wir bereits in Gesprächen. Es muss also nicht alles so schwarz gemalt werden – aber ja, es wird für viele nicht leicht.

GEWINNSPIEL

Stanglwirt
© Stanglwirt
× Stanglwirt
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