ROTE NASEN vertieft
Programme für Menschen mit Demenz
23.01.2023ROTE NASEN entwickelt im Rahmen eines EU-Projektes neue künstlerische Zugänge zu Menschen mit Demenz. Bei der mehrtägigen Forschungsklausur in Österreich (Tirol) tauschten sich Clowns aus insgesamt acht europäischen Ländern aus und lernten von Expert*innen.
ROTE NASEN Clowns greifen in ihrer Arbeit auf fast 25 Jahre Erfahrung mit Senior*innen zurück. Dabei begegnen sie auch regelmäßig Menschen mit Demenz. Der Besuch bei Menschen mit einer demenziellen Erkrankung verlangt von den Gesundheitsclowns besonders viel Feingefühl und eine ganz besondere Vorgehensweise. In dem dreijährigen EU-Projekt ClowNexus vertiefen und erforschen ROTE NASEN nun gemeinsam mit sieben weiteren Clown-Organisationen Zugänge zu dieser Personengruppe. Von 16. bis 20. Jänner 2023 fand dazu in Österreich (Tirol) die dritte internationale Forschungsklausur statt – unter anderem mit Magdalena Schamberger, einer Pionierin und Spezialistin im Feld der künstlerischen Arbeit mit Menschen mit Demenz.
Im Rahmen des EU-Projekts ClowNexus begeben sich acht Gesundheitsclown-Organisationen auf eine dreijährige Forschungsreise, um ihre Wirkung auf besonders vulnerable Personengruppen, Kinder und Jugendliche im Autismus-Spektrum sowie Menschen mit Demenz, tiefer zu erforschen. Das Ziel: neue künstlerische Formate entwickeln und den Zugang zu künstlerischen, clownesken Interventionen zu verbessern, um so einen Beitrag zur sozialen Inklusion von Betroffenen zu leisten.
Wenn eine ganze Bühne in nur einen Bilderrahmen passen muss
Dem Austausch mit Clowns aus den Partner-Organisationen der teilnehmenden Länder wird in ClowNexus ein hoher Stellenwert eingeräumt. Bei der dritten internationalen Forschungsklausur in Innsbruck zum Thema Demenz gab es dahingehend viel Raum für experimentelles Arbeiten. Da wurde etwa ein Bilderrahmen zur Begrenzung der „Bühne“. Christina Matuella, künstlerische Leiterin von ClowNexus in Österreich, erklärt warum: „Menschen mit Demenz blicken oft in gebückter Haltung vor sich auf den Boden.
So sehen sie uns Clowns nie als ganzen Menschen, sondern immer nur Ausschnitte von uns – gerade so als würden sie durch einen Bilderrahmen blicken. Wir passen daher unser Clown-Spiel an, sodass wir in ihrem Blickfeld agieren. Wir setzen uns auf den Boden oder bewegen nur die Füße in einem sich wiederholenden Muster. Dieses Spiel in einem eingeschränkten Gesichtsfeld haben wir unter anderem in der Forschungsklausur in Innsbruck geprobt und vertieft.“
Angeleitet wurde die Übung von Magdalena Schamberger. Die gebürtige Österreicherin lebt in Schottland und hat sich dort als gefragte Spezialistin in der künstlerischen Arbeit mit Menschen mit Demenz etabliert. „Clowns sind Spezialisten für das Leben im Hier und Jetzt und das ist sehr wichtig bei Menschen mit Demenz. Ihnen bleibt trotz individueller Einschränkungen der Sinn für Kreativität, Rhythmus und Humor. Hier können die Clowns wunderbar anknüpfen.
Durch die auffällige rote Nase werden die Menschen direkt zu den Augen der Clowns geleitet, wodurch eine menschliche Begegnung stattfinden kann. Clowns werden zu Verbündeten, die eine gewisse Zerbrechlichkeit mit ihnen teilen“, weiß Schamberger, die auch als Honorary Professor an der School of Health der Queen Margaret University in Edinburgh unterrichtet.
Erste Erkenntnisse durch ClowNexus
Nach rund 30 Besuchen in den Partnerhäusern Haus Martha der Caritas Klagenfurt und im MaVida Park in Velden der AHA-Gruppe lassen sich schon erste Erkenntnisse ableiten, wie z.B. die besondere Wirkung von Musik „Alte Volkslieder, alte Schlager sind ein Liedgut, wo Menschen wieder eintauchen und sich sogar trotz Demenz an ganze Liedtexte, an Textteile erinnern, summen und mitsingen. Hier ist auch das Personal sehr verblüfft, welche Vitalität und Lebendigkeit aufkommt“, berichtet Matuella. Ebenfalls sehr aktivierend ist die Arbeit mit Objekten und Gerüchen. In einem Experiment kochten Clowns mit einer kleinen Gruppe Senior*innen Kaffee. Schon allein das Schütteln der Kaffeedose, das Herumreichen und Riechen weckte Erinnerungen.
Auch das Personal, das in die ClowNexus-Arbeit eingebunden ist, berichtet davon, dass sich die eigene Stimmung verbessert, indem es positive Emotionen wie Freude, gute Laune und Spaß erlebt. Es schätzt es sehr, die Aktivität und Freude der Bewohner*innen mit Demenz während der Clownbesuche zu beobachten.