Das hätte sich Christoph Waltz vor einigen Monaten wohl nicht träumen lassen.
Der gebürtige Wiener spielte den charmanten, hinterhältigen SS-Offizier Hans Landa in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" mit solcher Bravour, dass sich die internationale Presse vor Lob überschlug und selbst Superstar Brad Pitt daneben blass aussah.
In Cannes erntete Waltz mit dem renommierten Darstellerpreis die verdienten Früchte, seither regnet es Auszeichnungen und Angebote in Hülle und Fülle. Als vorläufigen Höhepunkt gewann Waltz in der Nacht auf Montag den Golden Globe für den besten Nebendarsteller des vergangenen Jahres. In rund zwei Wochen (2. Februar) werden aber auch die Oscar-Nominierungen bekanntgegeben.
Der in London und Berlin lebende Theresianum- und Reinhardt-Seminar-Absolvent und Vater von vier Kindern hatte in Quentin Tarantino stets einen vehementen Fürsprecher: "Er ist ein sprachliches Genie. Ich war nicht sicher, ob ich jemanden wie ihn finden würde, daher war es auch lange ungewiss, ob ich den Film wirklich drehen würde", erzählte der US-Regisseur in Cannes. "Christoph war der einzige, der beim Casting die Gedichte in jeder gewünschten Sprache sprechen konnte. Danach habe ich meinen Produzenten angerufen und gesagt: Wir machen den Film! Ohne Christoph hätte ich den Film nicht gemacht." Waltz hatte Tarantino bei der Preisverleihung geantwortet: "Quentin, du hast mir meine Berufung zurückgegeben."
Tatsächlich prägt Waltz den umstrittenen Weltkriegs-Film, in dem am Ende Attentate auf Hitler und andere Nazi-Größen gelingen. Waltz gibt dem von ihm gespielten "Juden-Jäger" vielsprachigen, weltmännischen Charme. Über "Christoph Waltz in seinem tollsten, wortgewaltigsten Wiener Verschlagenheitsmodus", schwärmt etwa die "Süddeutsche Zeitung", "er singt seine betörend gefährlichen Sprachmelodien, sei es nun auf Französisch, Englisch, Österreichisch - oder bei Bedarf sogar auf Italienisch. Er sucht nach versteckten Juden. Vor allem aber nimmt er den Film in Besitz und gibt ihn nicht mehr her."
Christoph Waltz wurde am 4. Oktober 1956 in Wien geboren, seine Eltern sind die Bühnen- und Kostümbildner Johannes Waltz und Elisabeth Urbanic. Er absolvierte das Reinhardt-Seminar und das Lee Strasberg Theatre Institute in New York für Schauspielerei. Nach einem Bühnen-Debüt am Zürcher Schauspielhaus ("Amadeus") und Engagements an verschiedenen Theatern folgten später vor allem zahlreiche Film- und Fernsehrollen. Dabei erarbeitete er sich den Ruf eines prägnanten Film-Bösewichts, der aber auch im komödiantischen Fach brillieren kann. 2000 hatte er mit dem TV-Film "Wenn man sich traut" sein Debüt als Regisseur.
Seine umfangreiche Filmographie umfasst u.a. die Komödie "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit", "Du bist nicht allein - Die Roy Black Story", "Der Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker", "Lapislazuli", "Dienstreise - Was für eine Nacht" und "Die Zürcher Verlobung". Dass sich diese Liste in den kommenden Jahren rasch um bedeutende Regisseure und große Rollen erweitern wird, galt schon nach der Premiere von "Inglourious Basterds" als sicher. Mit Michel Gondrys "The Green Hornet" an der Seite von Cameron Diaz und David Cronenbergs "The Talking Cure" an der Seite von Keira Knightley hat Waltz dies auch schnell bestätigt.
Für Michael Haneke, der Waltz seit langem kennt und obendrein "über drei Ecken fast verwandt" mit ihm ist, hatte er "eine Riesen-Chance, und die hat er zu 150 Prozent genützt". Und nach dem Darstellerpreis in Cannes, dem Bambi, zahlreichen US-Kritikerpreisen und nun dem Golden Globe gilt Waltz naturgemäß auch als Favorit für die diesjährige Oscar-Verleihung. Von der APA auf diese Situation angesprochen, antwortete Waltz ganz cool: "Da ich sehr intensiv daran arbeite, auch im Verlauf der letzten 20 Jahre mit zunehmendem Erfolg nicht deppert zu sein, glaube ich, ich liege ganz gut damit, keinen Gedanken daran zu verschwenden. Und es gelingt mir auch. Es freut mich aber sehr, dass Sie es für möglich halten. Das nehme ich als Kompliment."