Sie sind sich beim Leading Ladies Award mit Sylvie van der Vaart
herzlich in die Arme gefallen. Woher kennen Sie sich? Dagmar
Koller: Ich habe Sylvie bei „Let’s Dance“ gesehen und war sofort
fasziniert. Der Begriff Barbiepuppe ist ja nur ein Hilfsausdruck, so
schön war diese Sylvie im Fernsehen! Ich habe, nur weil sie so schön
war, die Sendung geschaut. Dann hat der Moderator gesagt, dass sie
diese schlimme Krankheit hatte. Und dann habe ich sie gleich ins Herz
geschlossen, weil ich mir immer so eine Tochter gewünscht hätte. Wir
haben uns sofort und herzlich umarmt, weil ich sie einfach gleich in
mein Herz geschlossen habe. Sylvie ist so, wie sie ist. Zart und
stark. Ein tolles Mädel!
Ich darf sagen: So wie Sie. Ich höre, Sie planen sehr viel. Koller:
Ich glaube, auch wenn ich den Helmut noch so sehr im Kopf und im
Herzen habe, dass ich jetzt wieder meinen Weg gefunden habe. Und als
ich bei eurem Leading Ladies Award war und der Moderator Frank
Hoffmann gesagt hat: Einmal Schauspieler, immer Schauspieler, ist bei
mir der Groschen gefallen. So geht es mir ja auch, auch wenn ich die
letzen 38 Jahre komplett mit Helmut Zilk gelebt habe. Aber ich habe
mich dann hier in der Wohnung im Wohnzimmer auf den Boden gelegt und
Musik gehört. Und jetzt möchte ich – nicht wie in der Volksoper vor
ein paar Jahren mit Riesenorchester – einen Galaabend mit Liedern
machen, die mich mein Leben hindurch bewegt haben. Ich möchte nur vor
wenigen Freunden singen, und der Erlös soll Power4me zugute kommen.
Sie haben wieder ein Stück Lebensfreude zurückerlangt ... Koller:
Ja, ich weiß um die fünf Phasen der Trauer. Und auch wenn mir der
Helmut jeden Tag fehlt: Ich bin bei der letzten Stufe, der Akzeptanz,
angelangt. Auch wenn das für viele Witwen vielleicht früh ist. Viele
meiner FriedhofsFreundinnen erzählen mir ja: „Ich gehe schon dreizehn
Jahre täglich zu meinem Mann.“ So möchte ich nicht werden. Das hätte
Helmut nie gewollt. Ich bin zu jung, um nur auf den Friedhof zu
gehen! Deshalb hat mir dieser Frank Hoffmann so einen Knacks
gegeben. Ich bin dann die ganze Nacht wach gelegen und habe gedacht:
Ich will wieder auf der Bühne stehen. Deswegen mache ich im Herbst
einen Galaabend im ganz kleinen Rahmen. Für 60 oder 80 Freunde. Ich
möchte Lieder singen, die mein Leben begleitet haben. Ganz
überraschend. Das wird ganz anders sein, als viele es von mir
erwarten. Ich will es für Freunde machen. Ich will ja nichts
verdienen daran. Das Geld möchte ich Power4me spenden. Aber ich
werde mal eine ganz andere Dagmar Koller zeigen.
Außerdem schreiben Sie an einem neuen Buch. Titel: „Die Kunst,
eine Frau zu sein.“ Eine, die Ihnen, trotz aller Selbstständigkeit,
gelungen ist, warum und wie? Koller: Es geht unter anderem
auch darum, wie man als Frau Karriere macht neben einem starken Mann.
Und ich möchte mit dem Buch jeder Frau Kraft und Stärke geben, dass
sie begehrenswert ist, wenn sie Frau bleibt. Das geht natürlich nur,
wenn man eine gewisse Intelligenz hat. Jede Frau hat die Chance, dass
das Frauliche sehr liebenswert ist. Ich hatte auch viele
Schwierigkeiten und Komplexe. Ich vergesse nie, als der Zilk und ich
noch nicht so lang zusammen waren, hat er ein Foto von mir gemacht,
wie ich mit dem T-Shirt in den Pool springe. Ich komme raus, und man
hat natürlich alles gesehen. Und ich hatte nie einen großen Busen.
Aber der Helmut hat seinen Freunden heimlich das Foto geschickt. So
stolz war er auf meinen kleinen Busen. Da bin ich dann drauf gekommen,
wenn einer wie der Zilk das schön findet, kann es nicht so falsch
sein (lacht).
Sie haben einmal, trotz der Komplexe, die Sie während Ihrer
Karriere auch immer ehrlich angesprochen haben, gesagt, dass Sie noch
keinen Tag erlebt haben, an dem Sie sich nicht begehrenswert gefühlt
hätten... Koller: Wissen Sie, wie man das genießt? Ich
schaue jeden Morgen in den Spiegel und sehe: Ich habe gegen all diese
Zeichen der Zeit so gekämpft. Aber ich wusste immer um mein
Körpergefühl als Tänzerin, und ich bin sicher immer begehrenswert
geblieben, weil ich immer lieb und anschmiegsam war, ohne dabei mein
Hirn, meinen Intellekt und meinen Kopf auszuschalten. Ich war immer
anschmiegsam und weich; auch wenn meine beste Freundin sagt: Bei dir
gibt es nur heiß oder kalt. Aber ich habe immer gespürt, da ist
jemand, der mich gerne mag. Ich glaube, dass mein neues Buch „Die
Kunst, eine Frau zu sein“ auch ein gutes Buch für Männer ist. Ein sehr
gutes.
Apropos Männer: Helmut Zilk war und bleibt Ihre große Liebe. Aber
könnten Sie sich vorstellen, noch einmal einen starken Mann an Ihrer
Seite zu akzeptieren? Koller: Ich hatte drei sehr große
Lieben in meinem Leben: Die Bühne, die Fans und vor allem den
Helmut. So eine Lebensliebe werde ich nie wieder erleben und will es
auch nicht. Ich bin ein wenig des Kämpfens müde und wünsche mir
einen Freund, einen Mann, der mich beschützt. Einer, der auf mich
aufpasst. Mehr nicht. Denn die größte Liebe trage ich im Herzen.
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