Extremsportler Felix Baumgartner will die Schallgeschwindigkeit durchbrechen. Der Talk mit der tapferen Mutter.
Bild: (c) Kernmayer
Er ist die moderne Version eines Abenteurers. Das Ziel von Felix Baumgartner ist klar definiert: Der Salzburger Extremsportler (41) möchte eine Legende werden, seinen Namen in den Geschichtsbüchern lesen. Dafür sprang er von den höchsten Gebäuden der Welt, überquerte den Ärmelkanal mit Hilfe eines Carbonflügels. Doch das reicht Felix Baumgartner noch nicht. Noch dieses Jahr wird er mit dem Red Bull Stratos-Projekt für einen noch nie da gewesen Weltrekord sorgen: Als erster Mensch wird der mutige Base-Jumper mit einem Heliumballon in die Stratosphäre aufsteigen und von dort schneller als der Schall – mit 1.300 km/h – zur Erde stürzen.
Seltenes Interview
Wenn Felix Baumgartner im Herbst 2010 die
Türe seiner Kapsel öffnet und sich freiwillig aus 36 Kilometern Höhe zur
Erde stürzt, steht eine Frau auf der Erde und bangt um sein Leben. Seine
Mutter Eva Baumgartner. Natürlich hätte die Salzburgerin es lieber, wenn ihr
Sohn mit einem „normalen“ Job sein Geld verdient. Auch wenn die Angst um
sein Leben ihr ständiger Begleiter ist, steht die Salzburgerin voll hinter
ihrem Sohn. Sie weiß, er sucht die Herausforderung, aber nicht die
Lebensgefahr.
In einem ihrer seltenen Interviews erzählt die Mutter des mutigsten Österreichers, wie sie die Angst bewältigt und warum sie ihn zu seinem „größten Fall“ begleiten wird.
Frau Baumgartner, Ihr Sohn wird sich aus 36 Kilometern Höhe schneller
als der Schall zur Erde stürzen. Haben Sie Angst um Felix?
Eva
Baumgartner: Die Angst ist immer da. Gerade bei diesem Projekt ist mein
Bauchgefühl besonders mulmig, weil niemand weiß, wie der menschliche Körper
auf die Schallgeschwindigkeit reagieren wird.
Wie haben Sie reagiert, als Ihnen Ihr Sohn eröffnete, dass er
Base-Jumper werden will?
Baumgartner: Meine erste Reaktion war, dass
ich ihn gefragt habe, ob er jetzt spinnt. Denn Felix war damals schon
professioneller Fallschirmspringer. Das Risiko schien mir schon hoch genug
zu sein. Aber Kinder kann auf ihrem Weg sowieso niemand aufhalten. Felix
sucht eben immer die Herausforderung.
Begleiten Sie Ihren Sohn eigentlich zu seinen spektakulären Jumps von
den höchsten Gebäuden der Welt?
Baumgartner: Bis jetzt
war ich noch nie bei einem seiner mutigen Sprünge dabei. Ich habe lieber zu
Hause gezittert. Aber wenn er als erster Mensch schneller als der Schall
fliegen wird, werden mein Mann und ich auch in die USA reisen, um am
entscheidenden Tag bei Felix zu sein. Das wird eine Premiere, auch für
Felix.
Bild: (c) Kernmayer
Felix Baumgartner mit 'Born to fly'-Tattoo.
Warum wollen Sie ausgerechnet bei seinem mutigsten Projekt vor Ort sein?
Baumgartner:
Falls beim Sprung aus 36 Kilometern Höhe etwas schief geht, möchte ich bei
ihm sein. Die Anreise in die USA dauert doch etwas länger. Ich würde es mir
nicht verzeihen, wenn ich ihn nicht mehr sehe und ihn nur mehr im Sarg nach
Hause bringen könnte.
Sie haben ein sehr gutes Verhältnis zu Ihrem Sohn; wohnt er noch bei
Ihnen, wenn er in Österreich ist?
Baumgartner: Nein, es ist
eher umgekehrt (lacht). Wenn Felix in den USA ist, dann wohnen wir hier in
seinem Haus in der Nähe von Salzburg. Er hat einen sehr schönen Garten mit
einem Teich, der benötigt sehr viel Pflege. Mein Mann und ich kümmern uns um
seinen Garten. Wenn Felix in Österreich ist, übersiedeln wir dann wieder in
unsere eigenen vier Wände.
Ihr Sohn sprang von den Petronas-Towers in Kuala Lumpur, der
Jesus-Statue in Rio oder flog über den Ärmelkanal nur mit einem
Carbonflügel. Wie erleben Sie diese Abenteuer Ihres Sohnes?
Baumgartner:
Seine Freunde und die Red Bull-Betreuer halten mich telefonisch ständig am
Laufenden. Als er sich beispielsweise auf dem Weg zur Jesus-Statue oder zu
den Petronas Towers machte, wurde ich informiert. Der nächste Anruf
informierte mich dann, kurz bevor Felix wegsprang. Und sobald er gut
gelandet ist, ruft mich Felix selbst an, um mir zu sagen, dass alles okay
ist. Das ist dann eine Erlösung für mich. Trotzdem bin ich am „Tag X“
natürlich extrem nervös, kann kaum schlafen und laufe ständig durch das
ganze Haus, um mich irgendwie abzulenken. Denn jeder Sprung von Felix kann
der letzte sein. Wenn er einmal wegspringt, dann gibt es kein Zurück mehr.
Jeder andere Sportler kann abschwingen oder stehen bleiben, wenn es zu
gefährlich wird. Beim Base-Jumping geht das nicht.
Wie versucht Ihr Sohn, Ihnen die Angst zu nehmen?
Baumgartner: Er
spielt die Gefahr gegenüber mir und seinem Vater natürlich runter. Aber ich
weiß, dass er sich extrem gut auf jeden Sprung vorbereitet. Er kalkuliert
alle Gefahren und versucht sie dann auszuschalten. Denn Felix setzt sein
Leben nicht unvorsichtig aufs Spie. Er hängt an seinem Leben! Felix sucht
die Herausforderung, aber nicht die Lebensgefahr.
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MADONNA-Redakteurin Ida Metzger mit Eva Baumgartner beim Interview im Hangar-7 in Salzburg.
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