Die Kunstmäzenin präsentierte in Istanbul ihr neues Projekt und ist am 8. Juni für den Leading Ladies Award nominiert.
Die Leidenschaft, mit der Francesca Habsburg ihr jüngstes Kunstprojekt beschreibt, überträgt sich sogleich auf den Zuhörer. So emotional wird sie, wenn es um die aktuelle Arbeit geht.
„Es gibt so viele Stellen“, so die Mäzenin, „wo man einsteigen kann. Physisch und intellektuell. Man kann von der Form fasziniert sein, oder einfach von der Kunst.“ Und fasziniert waren jüngst viele, als die attraktive Erzherzogin mitten in Istanbul ihren jüngsten Coup, die Soundskulptur „The Morning Line“ – ein filigranes Gebilde aus 20 Tonnen Aluminium, das im Inneren mit Musik bespielt wird – vorstellte.
Hunderte waren trotz heftiger Regenschauer gekommen, um zu sehen, was Francesca – die Ehefrau des österreichischen Kaiserenkels ist sehr frei von Standesdünkel – in die Stadt am Bosporus just zwischen zwei Moscheen installiert hatte. Es ist Francesca Habsburgs Mission, die Kunst mitten unter die Leute zu bringen, sie erlebbar, fühlbar zu machen – fernab jeglicher intellektueller Diskurse. Kunst für alle, das ist ihr Prinzip. Im Leben der Stahlerbin nämlich haben Bilder und Skulpturen schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Ihr Vater, Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza, zählte zu den bedeutendsten Kunstsammlern des 20. Jahrhunderts.
„Von ihm habe ich die Kunstsucht abbekommen“, so Habsburg. Sie definiert den Virus, der sie infiziert hat, so: „Kunst lässt mich jeden Tag aufstehen. Wenn es nicht meine Kinder sind, dann ist es die Kunst, die mich auf die Beine bringt.“
Leading Ladies Award
Ihre Wiener Galerie „Thyssen-Bornemisza Art Contemporary“, kurz tba 21, ist längst Mekka für Kunstinteressierte aus aller Welt, vor allem aber für junge Künstler weltweit, die von Habsburg strategisch klug, voll Empathie und mit Vision für die Zukunft gefördert werden. Ob ihres persönlichen Engagements im Kulturbetrieb wurde die Mutter dreier Kinder dieses Jahr für den Leading Ladies Award in der Kategorie Kunst und Kultur nominiert. Ein Umstand, der die umtriebige Kreative natürlich mit großer Freude erfüllt.
Obwohl sie ja das, was sie tut, einfach „von Herzen gern tut“. Das Prinzip der Lust am Tun zieht sich wie ein Leitfaden durch ihr Leben. In strengen Schweizer Internaten aufgewachsen, studierte die Aristokratin in den 80er Jahren Kunst in London und genoss das begleitende Nightlife in vollen Zügen. Den Titel „Party-Prinzessin“ wurde sie seitdem nie mehr richtig los.
„Es gibt da diese romantische Idee, dass ich zu diesem braven Mädchen geworden bin“, schmunzelt sie heute. „Das stimmt nicht. Ich genieße Partys immer noch. Sie sind ein wichtiger Teil meiner Persönlichkeit, weil ich es mag, Spaß zu haben.“ Zusatz: „Ich arbeite ja auch hart.“
Kunst & Herz
Doch neben dem Spaß leistet sie sich den Luxus der Wohltätigkeit. Ein Prinzip übrigens, dass Habsburg auch ihren drei Kindern schon früh angedeihen ließ. Sie sollen ihre privilegierte Situation erkennen und aus diesem Bewusstsein heraus anderen helfen. Die Mutter tut dies mit diversen Projekten und natürlich vor allem in der Kunst.
Im ehemaligen Jugoslawien ließ sie nach dem Krieg mit Hilfe einer Stiftung Kulturgüter wieder erbauen. Den Theatermacher Christoph Schlingensief unterstützt sie beim Lebensprojekt in Afrika. Und auch, als der Aktionist vor zwei Jahren an Lungenkrebs erkrankte, war Francesca Habsburg einfach da. Unterstützte ihn und sein Team emotional und finanziell. Half, in Wien die besten Ärzte und alternative Behandlungsmöglichkeiten zu finden.
Denn die Erzherzogin hat neben ihrer Leidenschaft für Kunst und für Partys vor allem eines:
Sie hat das, was man Herzensbildung nennt.