Es sind vor allem seine Rüstigkeit und Fröhlichkeit, die den Niederländer auch mit 106 Jahren noch auszeichnen. Trotz seines biblischen Alters träumt Heesters von einer eigenen Charakterrolle.
"Ich hoffe, dass die Zeit kommt, dass jemand ein Buch schreibt mit einer schönen Rolle für mich", sagte er in München bei der Vorstellung der Dokumentation "Johannes "Jopie" Heesters", die die ARD am 23. Dezember um 21.45 Uhr in der Reihe "Legenden" zeigt. Lächelnd saß der Star im Blitzlichtgewitter der Fotografen, umsorgt von seiner Ehefrau Simone Rethel und seinen Töchtern Wiesje und Nicole. Sogar Zigaretten genehmigte sich der fast erblindete Heesters, der am Starnberger See lebt, nach der Filmvorführung.
Gedanken an das Ende liegen dem Film- und Operettenstar fern, das bestätigte auch seine Frau Simone Rethel. "Tod ist für uns beide kein Thema, weil wir das bewusst wegschieben", sagte im Film die Schauspielerin, die seit 1992 mit ihm verheiratet ist. "Wenn wir darüber nachgedacht hätten, hätten wie die 23 Jahre, die wir jetzt zusammen sind, kaputt gemacht." Als Legende auf einem Sockel will sich Jopie nicht sehen, ist Rethel überzeugt. "Er will ja einfach aktiv dabei bleiben, das ist das, was sein Lebenscredo ist."
Und das gelingt ihm, bekommt er doch sogar Briefe von jungen Mädchen. Das Schwelgen in Erinnerungen liegt dem 106-Jährige deshalb fern. "Er lebt nicht in der Vergangenheit, er redet nicht von früher, er lebt im heute und in der Zukunft", sagte Rethel. Die Meinung vieler Menschen, Jopie solle lieber abtreten von der Bühne, kann die 60-Jährige nicht teilen: "Ich bin der Überzeugung, dass das sich zur Ruhe setzen gefährlich ist für Körper und Geist, ich glaube, dass es gesund ist, wenn man dran bleibt."
Die Dokumentation schildert, wie der Sohn einer Kaufmannsfamilie aus den Niederlanden Schauspieler und Sänger wurde und in den dreißiger Jahren zum Star avancierte. Auch seine Beliebtheit bei den Nazis, allen voran Adolf Hitler, wird thematisiert. Regisseur Philipp Engel zeigt Heesters als Mann, der die Nazis tolerierte, um seine Karriere ausleben zu können, der das Terrorregime aber nie aktiv unterstützte. Heesters umstrittener Besuch mit anderen Sängern 1941 im Konzentrationslager Dachau wird auch angeschnitten. Was die Hintergründe dieses Besuchs waren, bleibt aber offen. Ausschnitte aus Ufa-Filmen, etwa mit Marika Rökk wie in "Der Bettelstudent" oder als galanter Graf Danilo in Franz Lehárs "Die lustige Witwe", wechseln mit Interviews. Seine Frau kommt ebenso zu Wort wie seine Töchter und natürlich Heesters selbst, der sogar singt.