ÖSTERREICH: Sind Sie vor der Wien-Premiere Ihres Musicals sehr
nervös? Udo Jürgens: Ja, das ist mit ganz viel
Herzklopfen verbunden. Jede Premiere, jeder Auftritt, jedes Konzert
ist eine große neue Herausforderung, die ich bestehen muss.
Beklemmungen, schlaflose Nächte, die werden alle kommen. Das ist ganz
klar. Aber es überwiegt natürlich die Freude, dass da viele junge
Menschen auf der Bühne stehen und meine Lieder interpretieren.
ÖSTERREICH: Haben Sie Angst vor Kritik oder sind Sie siegessicher? Jürgens:
Das soll man in unserem Beruf nie werden! Man weiß auch genau, wie
leicht sich Kritiker tun, ein Musical zu zerreißen. Wir hoffen auf
Vergleiche mit großen Musicals.
ÖSTERREICH: Geht mit dem Musical einer Ihrer Träume in Erfüllung? Jürgens:
Ja, das kann man wohl sagen. Es ist nach so vielen Jahren als
Komponist, Musiker und Sänger mit zahllosen eigenen Konzertauftritten
ein Traum wahr geworden. Meine Lieder werden in einem Musiktheater zu
hören sein. Das Publikum sehnt sich doch nach verständlichen,
emotionalen Geschichten!
ÖSTERREICH: Waren Sie am Anfang trotzdem skeptisch? Jürgens:
Ja, natürlich war ich skeptisch. Es gibt ja keine Garantie für
den Erfolg. Ich habe schon viele Angebote für Musicals erhalten und
1972 mit „Helden, Helden“ schon mal ein Musical komponiert. Für mich
war die Geschichte entscheidend. Sie muss so gut sein, dass sie auch
als reines Theaterstück bestehen kann.
ÖSTERREICH: Was hat Sie an der Geschichte überzeugt? Jürgens:
Die zwei Alten sagen: ,Jetzt machen wir’s!‘ Und reisen nach New
York. Das ist eine Lebenseinstellung, die ich voll unterschreibe.
Mann kann auch in älteren Jahren die Weichen seines Lebens neu
stellen. Ich habe das selber einige Male praktiziert. Es ist nie zu
spät, wenn man sich bedrängt fühlt, beengt fühlt, seinem Leben eine
Wende zu geben. Das ist der Stoff, aus dem auch Musicals sind.
ÖSTERREICH: Wie oft waren Sie in New York? Jürgens:
Ich hab’s nicht gezählt, aber ich schätze sechzigmal.
|