Sie haben gerade einen neuen Bildband herausgebracht... Manfred
Baumann: ...der eine Art „Best of“ meiner Arbeit der letzten
zehn bis zwölf Jahre darstellt. Erstmals enthält eines meiner Bücher
Bilder aus verschiedenen Sparten – der Akt-, Celebrity-, Reise- und
Porträtfotografie.
Haben Sie ein Lieblingsbild? M. Baumann: Mein
Lieblingsfoto ziert die Titelseite, denn das zeigt den Po meiner Frau.
Es ist zufällig auf dem Weg nach Las Vegas entstanden. Und das
New-York-Bild markiert meinen internationalen Durchbruch, denn Roger
Moore hat es vor Jahren gekauft. Aber generell sind meine Fotos alle
wie Babys für mich. Nelly Baumann: Viele, viele Babys!
(lacht)
Welche Vorbilder haben Sie? M. Baumann: Es gibt einige
Fotografen, die mich inspirieren. Zu ihnen zählen Rudolf Koppitz – ein
Aktfotograf, der in den 1940er-Jahren verstorben ist –, Alfred
Eisenstaedt – der tolle Fotos in den 1960er-Jahren gemacht hat – und
natürlich Helmut Newton.
Gibt es auch Tage, an denen die Kamera nicht dabei ist? M.
Baumann: Bei mir ist Fotografie weniger ein Beruf, eher eine Sucht
und Kunst. Und das Künstlern kann ich nicht lassen. Abschalten geht
gar nicht. Denn ich möchte in der Champions League der Fotografen
weltweit mitspielen. N. Baumann: Fotografie ist ein Teil
unseres gemeinsamen Lebens und für uns beide nicht wegzudenken.
Und Ihr Erfolgsgeheimnis? M. Baumann: Nelly. Sie war
ausschlaggebend. Und natürlich die Arbeit selbst. Wenn das Produkt
nicht stimmt, kommen auch keine Stars. Was oft an uns geschätzt wird,
ist unsere Natürlichkeit und die familiäre Atmosphäre am Set.
Wie ist es für Sie, Frau Baumann, mit einem Aktfotografen
verheiratet zu sein? N. Baumann: Als ich Manfred kennengelernt
habe, war ich noch sehr jung. Bevor wir ein Paar wurden, habe ich
mir natürlich angesehen, wie das mit den Models so läuft und ob ich
damit leben kann. Für mich ist sein Beruf überhaupt kein Problem,
ich kann ihm vertrauen. Ich werde oft gefragt, ob ich eifersüchtig
bin. Und nein, ich bin es nicht! Gott sei Dank. Mit einer
eifersüchtigen Ehefrau am Set hätten wir alle keinen Spaß, das wäre
furchtbar. Neid, Missgunst und Eifersucht sind mir zum Glück völlig
fremd.
Gibt es Grenzen? N. Baumann: Ich bin generell kein Mensch,
der Grenzen setzt. Ich würde ihn damit nur in seiner Arbeit
blockieren.
Würden Sie sich von einem anderen Fotografen nackt fotografieren
lassen? N. Baumann: Ich bin ausschließlich für Manfred Model.
Es hätte sonst ein bisschen etwas von Fremdgehen.
Herr Baumann, wo ziehen Sie Ihre künstlerischen Grenzen? N.
Baumann: Es gibt einen Unterschied zwischen Erotik und
Pornografie, obwohl natürlich in jeder Erotik ein bisschen Pornografie
steckt. Aber eben nicht umgekehrt. Das ist meine Grenze. Ein Model
hat uns einmal angebaggert. Nach dem Shooting hat sie gemeint, ob es
üblich wäre, jetzt zu uns zu fahren... (lacht)
Wie wäre es umgekehrt: Dürfte Ihre Frau zum Beispiel als
Go-go-Tänzerin arbeiten? M. Baumann: Ich hätte damit kein
Problem. Allerdings glaube ich, dass sich das kein Mann leisten
könnte. Und auch jetzt könnte ich Angst haben, dass mir jemand Nelly
wegschnappt. Wir lernen viele Stars, wie Colin Farrell und Ashton
Kutcher, kennen. Und sie ist halt eine sehr hübsche Frau. Wir wollten
zum Beispiel Dr. House fotografieren, aber er wollte nicht mit mir
arbeiten. Als er dann jedoch Nelly gesehen hat, änderte er seine
Meinung. „You got 50 minutes“, hat er dann gesagt. Aber zwischen Nelly
und mir gibt es ein großes Vertrauen. Wir wissen, wie wertvoll
unsere Beziehung ist. Es ist nicht nur eine Partnerschaft, sondern
eine Seelenverwandtschaft.
Wie lernten Sie sich kennen? N. Baumann: Manfred hat vor
14 Jahren eine Assistentin gesucht, und ich habe mich beworben. Er war
damals ein junger Fotograf, von Erfolg und Ruhm war noch lange nicht
die Rede. Knapp ein Jahr lang haben wir zusammen gearbeitet, ohne
uns zu lieben.
Herr Baumann, Sie haben eine behinderte Schwester... M.
Baumann: Sie hat das „Williams-Beuren-Syndrom“, ist geistig
behindert und kann ihre Gefühle am besten bei Tieren oder beim Malen
ausdrücken. Um das zu finanzieren, unterstütze ich sie durch
Ausstellungen ihrer Werke.
Ist sie schon einmal vor Ihrer Kamera gestanden? M. Baumann:
Ja, selbstverständlich. Sie sagt jedes Mal, wenn sie mich sieht,
dass sie jetzt auch wieder Model sein möchte. Ich kann ihr das
natürlich nicht verwehren...
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