'Pink Ribbon'-Talk

Bessere Heilungs-Chancen bei Brustkrebs

03.09.2010

Im Talk. Krebshilfe-Präsident Sevelda fordert mehr zertifizierte Zentren. Und: So beugen Sie Burstkrebs vor.

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© Singer, Prader
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Die Schreckensdiagnose Brustkrebs trifft hierzulande jede achte bis neunte Frau im Laufe ihres Lebens: Brustkrebs ist damit die häufigste Tumor-Art bei Frauen.  

Ausgezeichnet
Ob eine Patientin die Erkrankung überlebt, wird entscheidend von der Qualität ihrer Erstbehandlung beeinflusst: „Studien zeigen eine viel bessere Prognose für Patientinnen, die in spezialisierten Zentren behandelt werden“, weiß Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe und Leiter des Brustgesundheitszentrums Hietzing. Dieses Zentrum wurde nun von einer unabhängigen Expertenkommission zertifiziert. Sevelda: „Damit wird Brustkrebspatientinnen hier der international geforderte Standard einer umfassenden Diagnostik, Therapie und Nachbetreuung garantiert.“

Newton-John kommt
Auch US-Sängerin Olivia Newton- John („Grease“), die zu Beginn   der 90er Jahre selbst an Brustkrebs erkrankte und seither weltweit für Betroffene und Prävention kämpft, konnte sich im Vorjahr vom Top-Standard des Zentrums überzeugen. Sie wird auch heuer zur großen Pink Ribbon Night am 30. September in Wien erwartet.

Doch geht es nach Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda, sollen noch mehr zertifizierte Zentren in Österreich entstehen (derzeit gibt es acht). Eine Forderung, die auch von Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin wfe, massiv unterstützt wird.
MADONNA traf den engagierten Gynäkologen und Krebshilfe-Präsidenten zum Gesund-Talk.

Spielt es wirklich eine Rolle, wo Brustkrebspatientinnen in Österreich behandelt werden?
Paul Sevelda:
Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass die Prognose der Patientin für das Überleben auch davon abhängt, wie viele Brustkrebsfälle an einer Institution behandelt werden. Und daher kam die Grundüberlegung, hier gewisse Standards einzufordern, um jeder Frau in Österreich  die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen.

Was sind diese Standards?
Sevelda:
Es sollte eine gewisse Mindestzahl an Fällen pro Jahr an einer Abteilung durchgeführt werden. Das hat damit zu tun, dass wenn Dinge sehr selten gemacht werden, die Infrastruktur sowie die Erfahrung in Bezug auf das Markieren und Abklären von Tumoren und in der Nachbehandlung nicht ausreichend vorhanden ist. Daher haben wir in Österreich für ein Brustkrebszentrum die Mindestzahl von hundert primär diagnostizierten Brustkrebsfällen pro Jahr als Grundvoraussetzung genommen.  Und es gibt auch die Möglichkeit, dass Brustzentren, die weniger Fälle haben, sich an dieses zertifizierte Zentrum anbinden. Das ist dann ein assoziiertes Zentrum; hier ist die Untergrenze 30 Fälle pro Jahr. Krankenhäuser, die auch diese 30 nicht erreichen – das sind in Österreich doch fast die Hälfte aller Spitäler –, sollten in einem längerfristigen Konzept diese Fälle an die zertifizierten Zentren weiter geben.

Wie viele zertifizierte Zentren sollen denn noch entstehen?
Sevelada:
Derzeit gibt es acht in Österreich – das ist noch lange nicht flächendeckend. In Niederösterreich zum Beispiel gibt es kein einziges. Erst 25 Prozent der Frauen werden in zertifizierten Zentren behandelt. In den nächsten Wochen und Monaten werden es aber mehr werden. Wir haben auf der Internet-Seite der Krebshilfe eine aktualisierte Liste. Auf www.krebshilfe.net kann man nachsehen, welche Zentren dieses Zertifikat bereits haben. Die Zertifizierung erfolgt von einer unabhängigen Kommission und kostet ein Jahr Vorbereitungsarbeit; das ist ein ziemlich großer Aufwand. Aber als Optimist hoffe ich, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren eine flächendeckende Versorgung gewährleisten können.

Sind Behandlungen in nicht-zertifizierten Zentren schlecht?
Sevelada:
Das will ich gar nicht sagen.  Aber es hat für die Patientin große Vorteile, wenn alles unter einem Dach ist – von der Strahlentherapie bis zur medikamentösen Nachversorgung. Was ich aber leider oft erlebe: Frauen mit Verdachtsdiagnose geraten in Panik. Der Radiologe vermittelt dann an einen befreundeten Chirurgen weiter und am nächsten Tag wird die Frau schon operiert. Dabei ist es ist wesentlich entscheidender, dass man in die richtigen Hände kommt, als dass sofort operiert wird! Brustkrebs entwickelt sich über Jahre und nicht innerhalb von Wochen. Meine Botschaft lautet daher: Den Verdacht ordnungsgemäß abklären – das dauert ein paar Tage. Aber bitte dort, wo man sich sicher sein kann, dass die höchsten Qualitätsstandards für die Diagnostik, Therapie und Nachbetreuung gewährleistet sind.


So beugen Sie Brustkrebs vor

Bewegung
Brustkrebs-Spezialist Paul Sevelda: „Nützen Sie jede Gelegenheit, Bewegung zu machen. Es ist dabei egal, welche körperliche Aktivität Sie bevorzugen. Entscheidend ist die Regelmäßigkeit.“ Menschen, die sich viel bewegen, erkranken statistisch gesehen seltener an Darm- oder Brustkrebs. Die sportwissenschaftliche Empfehlung lautet: 30 Minuten, dreimal pro Woche aktiv sein!

Ernährung
Auch gesunde Ernährung kann wesentlich dazu beitragen, das Krebsrisiko zu senken: „Obst und Gemüse sind aufgrund ihrer sekundären Pflanzeninhaltsstoffe besonders wertvoll. Essen Sie daher jeden Tag fünf Portionen Obst und Gemüse in verschiedenen Farben und schränken Sie die Ernährung mit tierischen Fetten wie etwa Fleisch ein“, rät Sevelda.

Alkohol
1/8 Liter Rotwein hat positiven Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem. Alles, was darüber hinaus geht (wie etwa auch harte Drinks) schadet nicht nur der Leber, sondern steigert auch das Risiko, an Krebs zu erkranken.

Idealgewicht
Ein hoher BMI (Body Mass Index), also Übergewicht, steht mit signifikant höheren Sterberaten für Krebserkrankungen der Verdauungsorgane sowie der Brust, Gebärmutter oder Eierstöcke in Zusammenhang. Daher: Idealgewicht anstreben!

Nicht rauchen
Tabakrauch enthält Schadstoffe, die ihre zellschädigende Wirkung unter anderem in der Lunge, im Rachen, in der Harnblase oder der Brust entfalten.

Checks
Tasten Sie monatlich selbst die Brust ab und gehen Sie zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt.

© Singer

Bild: (c) Singer
Prof. Dr. Paul Sevelda im Talk mit Gesund-Chefin Kristin Pelzl-Scheruga.

Wann waren Sie das letzte Mal beim Arzt?
Früherkennung kann Leben retten! Gerade bei Krebserkrankungen der Frau kann man durch einfache Untersuchungen (wie Krebsabstrich oder Mammografie) eine äußerst wirksame Früherkennung erreichen. Die Österreichische Krebshilfe bietet einen kostenlosen Service an: Sie erinnert per E-Mail oder SMS rechtzeitig und regelmäßig an mögliche Früherkennungsuntersuchungen. Anmeldungen ganz einfach und anonym auf: www.krebshilfe.net. Dort erhalten Sie auch die aktuellen Info-Broschüren kostenlos zum Download. 

© Österreichische Krebshilfe
© Österreichische Krebshilfe

 

Richtiger Schritt!
Die Krebshilfe-Frontfrau Doris Kiefhaber über zertifizierte Zentren.

Brustkrebspatientinnen erwarten zurecht, dass sie in dem Moment, in dem sie um das Wichtigste im Leben fürchten – ihre Gesundheit, ihr Leben! –, in verständlicher Sprache, einfühlsam und kompetent über Diagnose, Therapie und Prognose informiert und in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden. Frauen erzählen uns immer wieder, wie belastend sie es empfinden, Termine, Untersuchungen und nächste Schritte selbst „erfragen“ und „organisieren“ und den jeweils zuständigen Arzt über den „Letztstand“ informieren zu müssen. PatientInnen brauchen das Gefühl, dass sie ohne ihr Mitwirken zur richtigen Zeit vom richtigen Arzt richtig versorgt werden. So „unaussprechlich“ auch das Wort „Interdisziplinarität“ klingen mag, so wichtig ist es: Eine reibungslose und lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen Chirurg, Onkologe, Radiologe, Gynäkologe, Strahlentherapeut, Pathologe, Psychoonkologe, Pflegepersonal – zum Besten der Patientin. Die „zertifizierten Brustkrebszentren“ sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung!

 

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