Sabine Oberhauser
Dafür kämpfte sie noch trotz schwerer Krankheit
24.02.2017
Ende Jänner gab uns Sabine Oberhauser dieses Interview in "Gesund&fit".
Gesundheitsministerin Dr. Sabine Oberhauser hat gestern im Alter von 53 Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren. Ihrem Tod wurde auch am gestrigen Opernball mit einer Schweigeminute gedacht. Vor drei Wochen zeigte sie sich in einem Interview noch zuversichtlich und sprach über ein neues Gesetz, dass es Arbeitnehmern erleichtert, nach langer Krankheit wieder in den Beruf einzusteigen.
Ministerin Oberhauser im Talk
Sieben Jahren haben Gesundheitsministerin Dr. Sabine Oberhauser und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (gestorben am 2. August 2014), darum gekämpft, dass der Wiedereinstieg nach einer langen Krankenstandszeit - wie bei einer Krebserkrankung der Fall - sanfter und somit gesünder für ArbeitnehmerInnen gestaltet wird. Mit Juli 2017 tritt nun das Wiedereingliederungsteilzeitgesetz in Kraft. Es ermöglicht nicht nur die schrittweise Rückkehr ins Berufsleben, sondern bietet auch finanzielle Vorteile für Menschen, die durch schwere physische wie psychische Leiden mindestens und ununterbrochen sechs Wochen in Krankenstand waren.
Ende Jänner gab uns Dr. Oberhauser in "Gesund und Fit" noch ein Interview über die Gesetzesnovelle, für die sie so lange gekämpft hat.
Mit Juli 2017 tritt das Wiedereingliederungsteilzeitgesetz in Kraft für das Barbara Prammer und Sie viele Jahre gekämpft haben, wie stolz sind Sie auf diesen Erfolg?
Dr. Sabine Oberhauser: Sehr sogar! Dieses Gesetz ist aus sozialpolitischer und gesundheitspolitischer Sicht ein großer Fortschritt.
An wen genau haben Sie gedacht, als Sie sich für die Wiedereingliederungsteilzeit eingesetzt haben. Wer wird besonders profitieren?
Dr. Oberhauser: An die ArbeitnehmerInnen: Wenn man plötzlich schwer krank wird, muss man auf viele Dinge verzichten, die sonst zum Alltag gehören und einem Freude machen -dazu gehört auch die Arbeit. Arbeit liefert eine gewisse Struktur und man weiß, dass man etwas Sinnvolles gemacht hat. Viele Menschen wollen nach einem langen Krankenstand wieder zu arbeiten beginnen, die Rückkehr gestaltet sich aber oft schwierig. Das neue Gesetz soll das erleichtern.
Welche Vorteile, welche Unterstützung bietet das Modell der Wiedereingliederungsteilzeit für Menschen, die nach langer Krankheit in den Beruf zurückkehren?
Dr. Oberhauser: Hervorzuheben sind sowohl der gleitende, also langsame Wiedereinstieg, wie auch der finanzielle Aspekt: Neben dem Entgelt, dass einem zusteht, bezieht man ein Wiedereingliederungsgeld von der Krankenversicherung. Insgesamt ist das höher, als das Krankengeld.
Auf welches Novum sind Sie besonders stolz?
Dr. Oberhauser: Ich finde es wichtig, dass ArbeitnehmerInnen innerhalb eines gewissen Rahmens selbst entscheiden können, wie viel sie arbeiten. So kann man sich selbst anschauen, was machbar ist. Niemand soll sich überfordern, sonst ist das Wiedereingliederungsmodell umsonst. Aus diesem Grund gibt es auch im Vorfeld Beratungsgespräche.
Die Vereinbarung ist beiderseits freiwillig. Haben Sie vor, dies zu ändern? Was kann ein Arbeitnehmer tun, dem keine Teilzeit gewährt wird?
Dr. Oberhauser: Mehr war hier aktuell politisch nicht möglich. Meine Hoffnung ist, dass viele ArbeitgeberInnen ihren MitarbeiterInnen nach langer Krankheit die Möglichkeit eines sanften Wiedereinstiegs ins Arbeitsleben ermöglichen.
Das Gesetz tritt bald in Kraft, werden Sie die Wiedereingliederungsteilzeit selbst in Anspruch nehmen? Wie geht es Ihnen derzeit?
Dr. Oberhauser: Ich habe das Glück, dass ich keine fixen Arbeitszeiten habe und damit etwas flexibler bin als andere. Als Mensch der gerne arbeitet, bin ich froh, auch jetzt aktiv sein zu können. Viele Menschen haben den gleichen Wunsch -es war höchste Zeit, dass ab Juli der Wiedereinstieg erleichtert wird. Gesundheitlich wechseln sich bei mir bessere und schlechtere Phasen ab, aber auch durch schwerere Phasen hilft mir meine positive Einstellung.