Wie man die emotionale Bombe entschärft – und den neuen Singlestatus als Chance wahrnimmt.
Ich kann es einfach nicht glauben, dass man sich so schlecht fühlen kann und nicht ins Krankenhaus muss“, erzählt Caroline (41) im Buch Trennungsschmerz. „Ich fühle mich körperlich und seelisch krank, kann nicht schlafen, nicht essen – ich kann nur darüber nachdenken, was passiert ist.“ Das Gefühl in einem tiefen schwarzen Loch gefangen zu sein, für immer allein, ohne jegliche Chance, jemals wieder Glück empfinden zu können – all diese Gefühle teilt Caroline mit Hunderttausenden Frauen.
Jung, reif, prominent oder nicht – der Schmerz nach einer Trennung ist mit nichts zu vergleichen. Christina Basciano, Autorin und Gründerin der amerikanischen Selbsthilfegruppe „Single again“, geht sogar so weit zu behaupten: „Eine Trennung ist schlimmer als ein Trauerfall.“ Denn: „Wenn jemand stirbt, den wir lieben, können wir uns in den meisten Fällen zumindest sicher sein, dass er uns nicht aus freiem Willen verlassen hat. Bei einer Trennung ist das Loslassen jedoch um einiges schwieriger als bei einem Trauerfall.“ Nicht umsonst ist rund um das schmerzvolle Thema bereits eine regelrechte Industrie entstanden.
Die Liebeskümmerer
Single-Treffs, Single-Hotels, Internet-Plattformen für einsame Herzen – und nicht zuletzt Einrichtungen wie die „Liebeskummerambulanz (www.liebeskummerambulanz.at) oder „Die Liebeskümmerer“ (siehe die große Single-Sommer-Reportage ab Seite 12) boomen mehr denn je. Die Literaturliste über den richtigen Umgang mit dem Verlassen und Verlassen-Werden ist unendlich.
Erste Hilfe
„Sich mit dem Schmerz auseinanderzusetzen“, so Christina Basciano, die aufgrund einer leidvollen Scheidung weiß, wovon sie spricht, „ist der erste Weg zur Besserung.“ In ihrem Buch Trennungsschmerz (mvg-Verlag, 9,99 Euro) erklärt sie deshalb auch die Phasen, die unweigerlich auf jeden unfreiwillig getrennten zukommen: Schock, Wut, Angst, Depression, Isolation, Selbstzweifel, Überaktivität und Insomnie (chronische Schlaflosigkeit) sind die häufigsten Reaktionen von Psyche und Körper. „Wenn Sie Ihre Gefühle als richtig akzeptiert haben, werden Sie erkennen, dass Sie soeben den ersten Schritt aus dem Tal der Verzweiflung gemacht haben. Jetzt können Sie den emotionalen Scherbenhaufen sichten und nach dem tieferen Sinn des Ganzen suchen“, erklärt Basciano, die davor warnt, Gefühle jeglicher Art zu unterdrücken. „Eines Tages werden Sie diese Gefühle einholen.“
Wut, Zorn & Vergeltungswünsche seien etwa völlig legitime Gefühle, die uns – in natürlicher Dosis – Kraft zum Weitermachen geben. Entscheidend ist der konstruktive Umgang mit der Wut. „Finden Sie Wege, Ihre Wut auszudrücken: Schreiben Sie zum Beispiel ein Tagebuch oder drehen Sie die Musik ganz laut auf und tanzen Sie“, so einige der Ratschläge der Expertin.
Nicht betäuben
Bei den meisten Menschen in einer derartigen Ausnahmesituation entsteht ein gewisser Wunsch nach Betäubung. „Negative Formen der Stressbewältigung, wie etwa exzessiver Alkoholkonsum, sind nichts weiter als ein Versuch, mit einer traumatischen Erfahrung fertig zu werden. Problematisch wird es, wenn die Situation ausufert. Dauert unser Fluchtverhalten, egal welche Form wir gewählt haben, übermäßig lang, sollten bei uns die Alarmglocken läuten – und ein Experte sollte aufgesucht werden.“
Der Heilungsprozess nach einer Trennung ist ein langwieriger – doch man kann ihn gezielt fördern (siehe links). „Schaffen Sie sich ein eigenes Reich oder eine neue Lebensaufgabe“, schreibt Basciano. „Die Trennung ist der Anfang einer Entdeckungsreise, deren Ziel wir selbst sind.“