Beautyskandal um Gift-Implantate
Der geplatzte Traum vom schönen Busen
09.01.2012
Auch Frauen in Österreich tragen die gefährlichen Billig-Implantate. Wir sprachen mit einem Opfer.
Ein sexy Dekolleté – und das möglichst kostengünstig: Das wünschen sich viele Frauen, die sich zwecks Brustvergrößerung unters Messer legen (alleine in Österreich etwa 8.000 pro Jahr). Doch für einige entwickelt sich der Traum vom Top-Busen zusehends zum Albtraum: Frauen, die sich Billig-Implantate der Firma Poly Implant Prothèse (PIP) einsetzen ließen, fürchten sich nun vor erheblichen Gesund-Risiken. Der Grund: Die Firma hatte ihre Silikonkissen mit minderwertigem und verunreinigtem Gel gefüllt. Tritt dieses aus, kommt es im Körper zu gefährlichen Reaktionen wie Entzündungen; auch Krebserkrankungen werden damit in Zusammenhang gebracht.
Unter Schock
Was zunächst als französischer Medizin-Skandal für Schlagzeilen sorgte (in Frankreich tragen etwa 30.000 Frauen die Billig-Implantate), weitet sich nun aus: Die Gift-Kissen wurden auch Frauen in Österreich eingesetzt. Eine von ihnen ist die 32-jährige Wienerin Katharina H., die sich nach dem ersten Schock die PIP-Implantate vom Wiener Brustchirurgen Thomas Aigner entfernen ließ. Der Talk.
Katharina H. im Gesund-Talk mit MADONNA.
Wo hat man Ihnen die Billig- Implantate eingesetzt? Katharina H.: In Prag. Die OP hat nicht einmal 3.000 Euro gekostet – also weniger als die Hälfte von dem, was ich bei den meisten Chirurgen hier bezahlt hätte. Ich hatte schon meine Bedenken – aber der Wunsch nach einem tollen Busen war einfach größer. Waren Sie mit dem Ergebnis zufrieden? K. H.: Nicht zu hundert Prozent. Ich wollte eigentlich Körbchengröße D, bekam aber ein volles E. Die Brust war also ziemlich groß und auch die Brustwarzen waren zu weit oben. Aber es war besser als vorher. Es wurden damals gleich mehrere Frauen operiert; eine Agentur hat das organisiert. Ich war eine Nacht lang in einem Prager Hotel, eine in der Klinik. War die Wahl der Implantate ein Thema? K. H.: Nein, mir wurden keine Alternativen zu den PIP-Implantaten angeboten. Zum Glück aber bekam ich einen Implantatspass, auf dem die Herstellerfirma vermerkt war. Wie erfuhren Sie, dass Ihre Implantate ein Gesundheitsrisiko darstellen? K. H.: Es war ein paar Tage vor Weihnachten, als ich auf der ORF-Homepage von dem Skandal erfuhr. Es war dort auch das PIP-Firmenlogo abgebildet und da realisierte ich sofort: Ah, das kommt mir bekannt vor. Wie in Trance habe ich dann in meinem Implantatspass nachgesehen – und wusste in der Sekunde: Das betrifft mich! Was haben Sie dann gemacht? K. H.: Ich hatte einen Schock. Ich habe im Internet weiter recherchiert und bekam immer mehr Panik: Ich las von gefährlichen Entzündungen, von Krebsfällen… Ich hatte solche Angst! Mir gingen tausend Dinge durch den Kopf. Dann haben Sie Hilfe gesucht… K. H.: Ja, ich habe in meiner Panik eine Mail an mehrere Chirurgen geschickt und wollte wissen, welche Möglichkeiten es gibt. Das war am 23. Dezember. Schon ein paar Stunden später hat sich Dr. Aigner via Mail zurückgemeldet. Konnte er sie beruhigen? K. H.: Er hat mir für den 26. Dezember ein Beratungsgespräch angeboten, obwohl das ein Feiertag ist. Schon einen Tag später hat er mir die gefährlichen Implantate herausoperiert (siehe Bilder nächste Seite) und neue eingesetzt. Es war höchste Zeit: Eines der PIP-Implantate war schon verfärbt; es hatte also schon ein Gewebeaustausch stattgefunden. Wollten Sie jetzt nicht lieber ganz auf Implantate verzichten? K. H.: Zunächst schon. Aber Dr. Aigner hat mir davon abgeraten. Zu Recht: Mit meinem neuen Busen fühle ich mich schon eine Woche nach der OP wohl und sicher. Er ist jetzt perfekt! |