Familiendrama

Die Madoff-Abrechnung

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2008 wurde er als größter Betrüger der Finanzgeschichte entlarvt und zu 150 Jahren Haft verurteilt. Jetzt rechnet die Schwiegertochter mit Bernie Madoff ab.

Am 11. Dezember 2010 erhängte sich ihr Mann Mark Madoff mit einer Hundeleine in der gemeinsamen Wohnung. Sein damals 22 Monate alter Sohn Nicholas war zum Zeitpunkt des Selbstmordes im Zimmer nebenan. Mark Madoff, damals 37 Jahre alt und Vater von insgesamt vier Kindern aus zwei Ehen, hatte die Schuld, die sein Vater Bernie Madoff mit Milliardenbetrügereien über die Familie gebracht hat, nicht mehr ausgehalten. Zum Schluss, so Stephanie Mack (37), ehemals Madoff, habe sich die Familie gegenseitig ­beschuldigt und zerfleischt. Mark habe die Demütigungen und die Scham nicht mehr ertragen. Stephanie Mack, zweite Ehefrau von Mark Madoff und Mutter von zwei Kindern, hat nun ein Buch – The End of Normal (übersetzt: „Das Ende des Normalen“) – über ihr Leben mit dem Madoff-Clan geschrieben. Es sei, so die Witwe, Therapie für sie selbst und soll ihrem toten Mann „eine Stimme geben“, um „diesen Albtraum endlich loszuwerden.“

Milliardenbetrug
Den Namen Mack hat sie schon letztes Jahr angenommen, denn Madoff empfand sie als „Schandmal“. Es sei der Name des Mannes, so die aparte Blondine, der „der meistgehasste in New York“ sei. Auch sie hasst den Großvater ihrer Kinder „aus ganzem Herzen“. Madoff hatte über Jahre alle getäuscht und betrogen. Insgesamt 65 Mil­liarden Dollar hat er über Jahrzehnte von Prominenten (darunter Steven Spielberg und ­Michael Douglas) gesammelt, um sie mit Renditen von 20 Prozent zu vermehren. Madoff, er stammt aus bescheidenen Verhältnissen und gründete mit 22 Jahren seine erste Börsenmaklerfirma, hat das wohl größte Finanz-Schneeballsystem der Welt aufgezogen und alles verzockt. Am Ende zahlte er mit dem Geld neuer Anleger nur noch die alten, bis das betrügerische System im Sog der Finanzkrise 2008 zusammenbrach. Madoff, größter Betrüger der Finanzgeschichte, wurde zu 150 Jahren Haft verurteilt.
 

Die Madoff-Abrechnung
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Bild: (c) Getty Images

Bernie, Ruth und Mark Madoff, der sich am 11. 12. 2010 mit einer ­Hundeleine erhängte. Sein 22 Monate alter Sohn war im Nebenzimmer.


Psychopath
Er habe, so seine Schwiegertochter heute, im Zuge seiner Milliardengeschäfte jeglichen Realitätssinn verloren und lasse sich auch heute im Gefängnis als Star feiern. „Bernie Madoff ist krank, er leidet unter Wahrnehmungsstörungen. Er ist ein krankhafter Narziss.“ Das und viel mehr habe sie ihm auch ins Gefängnis geschrieben. „Ich wollte ihn quälen, ihm ein schlechtes Gewissen machen. Schließlich hat er das Leben seines Sohnes und das furchtbare Unglück seiner Familie auf dem Gewissen.“ Stephanie Mack will mit ihm nie wieder etwas zu tun haben, so wie auch nicht mit dem Rest der Familie. Allein zu Schwiegermutter Ruth lässt sie eine Tür auf, „falls meine Kinder ihre Großmutter kennenlernen wollen“.
Superreich. Dabei waren ihr die Madoffs einst sympathisch, als Stephanie Mack 2002 – sie arbeitete damals als Mode­assistentin und war kein typisches Upper-Class-Girl – Mark kennen und lieben lernte.

Die superreiche Welt der Madoffs mit Jachten, Villen und Designerkleidung war ihr damals fremd. Bernie sei früher aber „charmant, lebhaft, mit scharfem Humor“ gewesen. „Wenn er mit mir einkaufen ging, legte er die Kreditkarten auf den Tisch und sagte zum Verkäufer: Alles, was sie anfasst, kriegt sie.“ Allein sein obsessiver Ordnungs- und Reinlichkeitswahn sei ihr immer schon absurd erschienen. Im New Yorker Luxus-Penthouse der Madoffs seien fast nie Gäste gewesen, die etwas dreckig machen konnten. „Besucher durften die Familienjacht nur mit gewaschenen Füssen betreten.“ Doch das viele Geld habe die Familie verändert. Hass, Betrug und Bösartigkeit hielten Einzug. Beim Abend­essen wurden Mitarbeiter gemobbt, es wurde intrigiert – auch gegen die eigene Familie.

Selbstmord
Als Bernie 2008 seinen Söhnen Mark und Andrew vom drohenden Eklat um seinen Milliardenbetrug erzählt, zeigen sie ihren Vater an. Im Buch beschreibt Stephanie ihren Mann Mark als „Held“, der nie etwas mit den Machenschaften seines Vaters zu tun hatte. Mark leitete die Börsenmaklerfirma seines Vaters, die unabhängig von der Vermögensverwaltung lief. Auch warf die Staatsanwaltschaft keinem Sohn eine Mitwisserschaft vor. Trotzdem erhängte sich Mark Madoff am 11. Dezember 2010, exakt zwei Jahre, nachdem sein Vater 2008 als größter Betrüger der Finanzgeschichte entlarvt worden war. Mack sagt: „Bernie Madoff hat das Leben seines Sohnes auf dem Gewissen.“

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Im Buch „The End of Normal“, Blue Rider Press, 18,95 Euro, rechnet Stephanie mit Schwiegervater Bernie Madoff ab.
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