Karriere: Frauen führen anders und leiden am "Bienenköniginnen-Syndrom".
Die gläserne Decke zu durchbrechen, mit Männern gleichzuziehen und eine Top-Karriere hinzulegen, gelingt erfreulicherweise immer mehr Frauen. Auch wenn die Zahlen noch nicht ganz dafür sprechen – Frauenpower ist aus den Führungsetagen nicht mehr wegzudenken.
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Wirtschaftscoach Christine Bauer-Jelinek kennt "Die geheimen Spielregeln der Macht" (Ecowin, 22 Euro).
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Wirtschaftscoach Christine Bauer-Jelinek kennt "Die geheimen Spielregeln der Macht" (Ecowin, 22 Euro).
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Das Sinnbild weiblicher Macht: Meryl Streep als Miranda Priestly in „Der Teufel trägt Prada“.
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Natalie Massenet. Die Gründerin von „Net-A-Porter“ (hier mit VIP-Kundin Sophie Ellis-Bextor) ist seit 10 Jahren erfolgreich. Doch: „Wenn ich gewusst hätte, wie hart es wird, hätte ich es wohl sein lassen.“
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Megha Mittal. Mit erst 34 Jahren hat die Schwiegertochter eines indischen Stahlmagnaten bereits eine Karriere als Investmentbankerin hinter sich. Jetzt ist sie Chefin von Escada.
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Jette Joop. Die Tochter des Star-Designers gilt als ehrgeizig. Mitarbeiterinnen haben es nicht einfach, mit ihrem Tempo mitzuhalten.
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Arianna Huffington (60). Die Huffington-Post-Chefredakteurin verkaufte soeben die erfolgreichste Online-zeitung der USA an AOL. Die Griechin hat Macht-Strategien schon lange für sich entdeckt.
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Angela Merkel (56). Die deutsche Bundeskanzlerin verfolgte stets zielstrebig ihren Karriereweg. Ihr Motto „Hart, aber herzlich“ bringt ihr Sympathien bei Männern und Frauen ein.
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Pprah Winfrey (57). Die Star-Talkerin ist 2,7 Milliarden Dollar schwer. In ihrer Firma „Harpo-Production“ gilt sie unter ihren MitarbeiterInnen als gefürchtet – aber als tolle Lehrmeisterin.
Bestes Beispiel: Österreichs Bundesregierung, die kürzlich mit gleich drei Frauen in neuen Spitzenpositionen durchstartete. Seither Thema Nummer eins unter den Mitarbeiterinnen in den Ministerien von Maria Fekter (Finanzministerium), Johanna Mikl-Leitner (Innenministerium) und Beatrix Karl (Justizministerium): „Was bringt uns Frauen die neue weibliche Führung?“ Denn fest steht: Frauen führen anders. Doch wie steht es um die Förderung von Frauen durch weibliche Bosse?
Frauen maches es Frauen schwer
Während zwar die einen Studien belegen, dass Managerinnen bei sämtlichen Führungskriterien wie „Motivieren“, „Strukturieren“, „Teamaufbau“ und „Emotionale Intelligenz“ besser abschneiden als ihre männlichen Kollegen, bringt eine aktuelle Studie eine völlig neue Erkenntnis ins Spiel: Psychologen der Universität von Cincinnati fanden heraus, dass ausgerechnet Frauen ihren Geschlechtsgenossinnen den Weg nach oben erschweren.
Bienenköniginnen-Syndrom
So nennt sich das Phänomen, das im Rahmen der Studie mit 2.000 Probanden erforscht wurde. Die Erklärung: In einem Bienenvolk kann es nur eine Königin geben. Noch bevor die Geschlechtsgenossinnen zur gefährlichen Konkurrenz heranreifen, werden sie von der Königin gestochen. Tatsächlich konnte ein ebensolches Verhalten von den Experten auch bei Frauen in Top-Führungspositionen festgestellt werden. „Viele Frauen denken bewusst oder auch unbewusst: Ich musste mir meinen Erfolg hart verdienen – warum sollen es andere leichter haben als ich?“, erklärt Professor Cary Cooper von der britischen Universität Lancaster. „Diese Frauen glauben auch, dass sie ihre Position nur halten können, wenn sie genauso hart sind wie ihre männlichen Kollegen.“
Gläserne Decke
Und genau hier liegt der Knackpunkt, wie auch Österreichs Top-Wirtschaftscoach Christine Bauer-Jelinek im Gespräch mit MADONNA bestätigt (siehe Seite 17) bestätigt. „Der Auslöser für die Probleme zwischen Frauen in einem Unternehmen ist meist nicht Ehrgeiz oder Neid, sondern der Fakt, dass viele Frauen die Spielregeln der Macht noch nicht beherrschen“, erklärt Bauer-Jelinek. „Sie wissen nicht mit Hierarchien umzugehen.“ Die fatale Folge: Die untergeordneten Mitarbeiterinnen reagieren völlig falsch auf ihre weiblichen Vorgesetzten. Diese wiederum fühlt sich gemobbt und rückt von ihrem frauensolidarischen Gedanken ab – und setzt künftig auf männliche Mitarbeiter. „Genau deshalb gelingt es so wenigen Frauen, die gläserne Decke zu durchbrechen“, so Christine Bauer-Jelinek.
Mehr zum Thema lesen Sie in Ihrer aktuellen MADONNA-Ausgabe.
Karriere-Irrtümer über Frauen.
Frauen verdienen vom ersten Tag an weniger
Irrtum! Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung verdienen weibliche Führungskräfte unter 30 im Schnitt sieben Prozent mehr. Grund: bessere Schulabschlüsse und größere soziale Kompetenz. Je älter sie werden, desto mehr kippt der Vorsprung. Denn: Frauen ordnen ihre Karriere eher der Familie unter und sind in der Gehaltsverhandlung zaghafter.
Muttersein disqualifiziert für den Beruf
Falsch! Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt: Mütter sind die besseren Führungskräfte. Grund: Familie ist die beste Management-Schule.
Akademikerinnen bleiben eher kinderlos
Irrtum! Vor allem in Deutschland haben mehr studierte Frauen Kinder als bisher angenommen. Nicht vier von zehn, sondern nur zwei von zehn bleiben kinderlos.
Frauen werden meist von Männern gemobbt
Nein! Männer schimpfen zwar eher drauflos, viel schlimmer sind aber die Feinde in den eigenen Reihen. Und Frauen sind meist die härteren Feinde, auch wenn sie subtiler vorgehen, z.B. süß-bittere Komplimente machen oder pseudo-sorgenvolle Bemerkungen wie „Du siehst aber kaputt aus – hast du schlecht geschlafen?“
Frauen und Männer bewerben sich gleich
Falsch! Männer gehen bei der Jobsuche beherzter vor als Frauen. Sie versuchen es sogar bei Firmen, wo sie kaum Chancen sehen. Frauen schicken erst gar keine Bewerbung ab, wenn ihnen der Erfolg gering erscheint, und lassen sich generell von den Anforderungen leichter abschrecken.