Schauspiel-Star Portia de Rossi im Interview
'Ich wäre fast verhungert'
14.10.2011
Portia de Rossi litt 18 Jahre lang an Magersucht. Das Interview über Sucht, Sexualität und Heilung.
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass in vielen Fällen gerade diejenigen, die am schönsten und attraktivsten auf uns wirken, sich selbst als hässlich und minderwertig betrachten. Die gebürtige Australierin Portia de Rossi (38) ist eine Traumfrau, modelt seit ihrem zwölften Lebensjahr und wurde als sexy Anwältin Nelle Porter an der Seite von Ally McBeal (gespielt von Calista Flockhart) zum Serienstar. Doch hinter der vermeintlich selbstbewussten Fassade verbargen sich seit ihrer Kindheit Selbstzweifel und sogar Selbsthass, der sich in einer schweren Magersucht manifestierte. Mit 12 begann de Rossi mit ihrer ersten Diät, Mitte zwanzig wog die 1,70-Meter-Frau nur mehr 37 Kilo – ihr Körper und ihr Geist streikten.
Zweites Leben
Vor acht Jahren zog de Rossi die Notbremse. Nach einer gescheiterten Ehe bekannte sie sich zu ihrer Homosexualität und fand in US-Star Ellen DeGeneres ihre Lebensliebe. In ihrem neuen Buch „Das schwere Los der Leichtigkeit“ arbeitet die Schauspielerin ihren lebensbedrohlichen Kampf mit dem eigenen Körper auf. Im Talk spricht sie über ihr, von der Anorexie bestimmtes, Leben, ihre große Liebe und Heilung.
Sie arbeiten in Ihrem Buch Dekaden der Anorexie auf. Zum Schluss gibt es ein Happy End, Ihre Heilung. Wie schwer war es, Ihre Leidensgeschichte aufzuarbeiten? Portia de Rossi: Es war schlimm, mich daran zu erinnern, wie es war, panisch Kalorien zu zählen und stundenlang die Stiegen auf- und abzulaufen. Ich habe großen Respekt vor der Krankheit Anorexie, schließlich kostete es mich 15 Jahre meines Lebens, sie zu besiegen. Ellen hat, während ich das Buch geschrieben habe, sehr auf mich aufgepasst. Es gab Zeiten, da habe ich mir wieder eingebildet, ich wäre so fett, dass ich keinen Hals mehr habe. Aber ich wusste, dass ich diese kranken Gedanken im Zuge des Verfassens dieses Buchs haben werde. Am Ende war es dennoch gut, dass ich das alles im Geiste noch einmal durchgemacht habe. Wie präsent ist die Krankheit Magersucht noch für Sie? de Rossi: Gar nicht mehr. Das ist auch die Message, die ich mit dem Buch vermitteln will. Du kannst sehr lange und schrecklich darunter leiden, aber wenn man geheilt ist, denkt man kein einziges Mal mehr ans Kalorienzählen. Wie ist heute Ihr Verhältnis zum Essen? de Rossi: Gesund, im Sinne von: Ich esse, was ich möchte, wann ich möchte. Ich werde mir das Essen nie wieder verbieten – nicht für meine Hochzeit, nicht für meinen Job. Können Sie das durchhalten? de Rossi: Die Diäten haben meine Essstörungen ausgelöst. Meine erste machte ich mit 12 und ich wurde high, wenn ich ein Kilo abgenommen habe. Und ich war zerstört, wenn ich wieder zugenommen habe. Dieser Teufelskreis dauerte bis zu meinem 30. Lebensjahr. Erst dann kam ich darauf, dass die Diäten schuld waren an meinem mangelnden Selbstwertgefühl und der Unfähigkeit, mich zu akzeptieren. Ich habe mich nur mehr schwach gefühlt, wog 37 Kilo (Anm..: bei einer Größe von 170 cm), da versagten beinahe meine Organe. Hatten Sie nicht die ganze Zeit furchtbaren Hunger? de Rossi: Ich erinnere mich nicht. Ich schätze, ich hatte Hunger, habe es aber nicht wahrgenommen. Ich habe geraucht wie eine Verrückte. Ich habe mit einigen Frauen gesprochen, die das Gleiche erlebt haben wie ich, und es ist lustig. Sie sagen alle, dass das Gehirn nicht mehr richtig funktioniert und die Wahrnehmung leidet. Ich hatte zum Beispiel ganz viele kleine Autounfälle, weil ich keine Reaktion mehr hatte. Ich habe nicht mehr funktioniert. Essen ist Treibstoff und ein Mangel daran ruiniert nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Welche Auswirkungen hatte Ihre Arbeit an der Serie Ally McBeal? Da war Dünnsein wohl oberstes Gebot. de Rossi: Es wäre naiv zu sagen, dass es gar keinen Einfluss hatte. Aber es war eher der Beruf an sich. Schauspielerinnen haben damals den Job von Models übernommen, wurden für große Kampagnen gebucht und waren auf Magazincovern. Da ist so viel Druck da. |
Das ganze Interview mit Portia de Rossi lesen Sie in Ihrer aktuellen MADONNA.