Mit „Last Tango in Berlin“ gastiert Ute Lemper im November beim Salzburger Jazz-Herbst. In MADONNA spricht die Bühnendiva über ihr Leben als Weltbürgerin und Mutter von vier Kindern.
Vor genau einem Jahr sorgte sie für Schlagzeilen: Mit 48 Jahren wurde Musical-Star und Chansonnière Ute Lemper zum vierten Mal Mutter. Am 10. Oktober feiert Söhnchen Jonas seinen ersten Geburtstag – freilich im Beisein seines Bruders Julian (6), seiner Halbgeschwister Stella (15) und Max (18), seines Papas, dem Musiker Todd Turkisher und seiner berühmten Mama. Erst Anfang November heißt es für die gebürtige Deutsche, die ihre Karriere in Wien startete und seit bereits 15 Jahren in New York lebt, wieder kurzzeitig Abschied nehmen von ihrer Familie. Im Rahmen des 17. Salzburger Jazz-Herbstes tritt Lemper mit „Last Tango in Berlin“ im Großen Festspielhaus auf. Das Interview.
Frau Lemper, was erwartet uns mit „Last Tango in Berlin“?
Ute Lemper: Ein Konzert, das durch viele Repertoires durchgeht und viele Kapitel meines eigenen Lebens behandelt. Von der Dreigroschenoper über meine eigenen Lieder bis hin zu Edith Piaf. Alles natürlich sehr zeitgenössisch interpretiert. Es behandelt meine Zeit in Paris, ebenso wie meine Liebe für Jazz und mein Leben in New York. Und natürlich ist auch viel Tango enthalten. Wir unternehmen eine Reise mit viel Berlin-Bezug.
Zieht es Sie manchmal zurück zu Ihren deutschen Wurzeln?
Lemper: Die Wurzeln sind auf jeden Fall da und in meiner Kunst ja auch sehr dominant. Ich bin sehr oft in Deutschland, schließlich lebt meine ganze Familie hier. Doch im Herzen bin ich nicht mehr wirklich eine Deutsche. Ich fühle mich mehr als Weltbürgerin. Zwar trage ich ein Stück Deutschland in mir, aber eben auch viele andere Stücke, die das Puzzle dann ausmachen. Es sind Stücke von Freiheit, von Frankreich, von New York... Hier fühle ich mich einfach am wohlsten, weil es so ungehemmt und relaxt ist.
Hatten Sie diese Freiheitsliebe immer schon in sich?
Lemper: Ja, ich hatte immer schon diese Ausbruchs-Mentalität. Meine Eltern können ganz furchtbare Geschichten davon erzählen (lacht). Ich war ein rebellischer Teenager, sehr schwer zu zähmen. Vor allem sehr allergisch gegen Autorität und all das, was man in den 60er- und 70er-Jahren so zu Hause mitbekam. Ich bin da so schnell wie möglich raus und wollte so weit weg, wie nur ging. Ein Jahr vor meinem Abitur bin ich ausgezogen und habe dann mit ein paar Musikern zusammen gewohnt, mit denen ich in einer Rock Band gespielt habe. Als ich mit der Schule fertig war, bin ich sofort nach Wien gegangen, um dort Schauspiel zu studieren.
Das Wiener Publikum wird oft als besonders kritisch bezeichnet. Wie sehen Sie das?
Lemper: Das kann ich eigentlich nicht bestätigen. Es ist im Grunde immer so, dass man seine Maßstäbe als Künstler höher setzen muss, wenn man für eine eher intellektuelle Szene spielt. Wenn man populäre Kunst macht, hat man auch ein anderes Publikum.
Sie haben sich ein sehr spezielles Genre ausgesucht. Haben Sie es je bereut, nicht ein populäres gewählt zu haben?
Lemper: Natürlich hätte es auch passieren können, dass ich mehr in die Pop-Schiene gegangen wäre und vielleicht mal einen großen Hit gehabt hätte. Das Leben liegt vor einem und es passiert, was eben passiert. Dadurch, dass ich sehr bodenständig und überhaupt nicht materialistisch veranlagt bin, bin ich in diesem Leben so glücklich. Ich habe meine künstlerische Freiheit. Gut, ich habe vier Kinder, da muss die Kohle natürlich schon irgendwie reinkommen – und klar denke ich hin und wieder ans Finanzielle. Aber ansonsten bin ich sehr leidenschaftlich in meinem Beruf und froh, dass ich ihn so frei wählen konnte...
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