Mit dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, am 25. November, startet die weltweite Aktion „16 Tage gegen Gewalt“. Die Zahlen zeigen, warum die Kampagne noch immer wichtig ist. Der Report.
Genau 16 Tage liegen zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und dem Internationalen Tag der Menschenrechte. Seit nunmehr 28 Jahren wird diese Periode weltweit dazu genutzt, um für häusliche Gewalt, Femizide, Sexualverbrechen und jegliche andere Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren. In diesen „16 Tagen gegen Gewalt“ – mit all den Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Straßenaktionen, die im Rahmen der Kampagne organisiert werden – wird das erschreckende Ausmaß dieses globalen Problems jedes Jahr besonders deutlich.
Auch im Jahr 2019 darf ab Montag also nicht geschwiegen werden, denn die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache. Und wenn nur eine Zahl aufrütteln sollte, dann ist es diese: Jede dritte Frau (33 %) in der EU hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. In Österreich ist es jede Fünfte (20 %).
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Mega-Studie
Darüber hinaus war fast jede vierte Frau in der EU psychischer Gewalt ausgesetzt. Jede dritte Frau musste seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren, und jede siebente Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr von Stalking betroffen. Diese Zahlen stammen aus einer besonders umfangreichen Erhebung der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA), die Erste ihrer Art. Im Jahr 2014 wurden für die Studie 42.000 Frauen aus 28 Mitgliedsstaaten der EU befragt. Die FRA kommt zu dem Schluss, dass in dem Jahr vor der Erhebung geschätzte 13 Millionen Frauen EU-weit körperliche und geschätzte 3,7 Millionen Frauen in der EU sexuelle Gewalt erfahren haben. Das Geschlecht der Täter? Bei körperlicher Gewalt handelte es sich zu 67 % um Männer, bei sexueller Gewalt gar zu 97 %, wie die EU-weite Studie ergab.
Darüber hinaus war fast jede vierte Frau in der EU psychischer Gewalt ausgesetzt. Jede dritte Frau musste seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren, und jede siebente Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr von Stalking betroffen. Diese Zahlen stammen aus einer besonders umfangreichen Erhebung der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA), die Erste ihrer Art. Im Jahr 2014 wurden für die Studie 42.000 Frauen aus 28 Mitgliedsstaaten der EU befragt. Die FRA kommt zu dem Schluss, dass in dem Jahr vor der Erhebung geschätzte 13 Millionen Frauen EU-weit körperliche und geschätzte 3,7 Millionen Frauen in der EU sexuelle Gewalt erfahren haben. Das Geschlecht der Täter? Bei körperlicher Gewalt handelte es sich zu 67 % um Männer, bei sexueller Gewalt gar zu 97 %, wie die EU-weite Studie ergab.
Sie gibt außerdem Einblicke in die Auswirkungen, die Gewalttaten auf betroffene Frauen haben: So leiden etwa 23 % der Opfer sexueller Gewalt an Depressionen, 37 % an Angstzuständen, 29 % an Schlafstörungen und 40 % an Verlust des Selbstvertrauens. Über die Hälfte der befragten Frauen (53 %) ändert übrigens ihr alltägliches Verhalten aus Angst vor Übergriffen und meidet etwa bestimmte Straßen und Orte.
Feind im Bett
Aufschlussreich auch eine andere, eine nationale Zahl: Bei etwa zwei Drittel der Gewalttaten gegen Frauen bestand 2018 eine Beziehung zum Täter. Die größte Gefahr, Opfer einer Gewalttat zu werden, geht in Österreich für Frauen also nicht von Unbekannten aus, sondern von Menschen, die sie kennen – in besonders vielen Fällen vom eigenen Partner. Maria Rösslhumer, Chefin der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF), erklärt im MADONNA-Gespräch, dass „viele Frauen, die Gewalt erfahren, sich nicht trauen, sich zu trennen“, weil ihnen vom Ehemann bereits mit Mord gedroht wird. Denn: „Femizide passieren nicht von heute auf morgen – der Täter hat das schon im Kopf.“
Aufschlussreich auch eine andere, eine nationale Zahl: Bei etwa zwei Drittel der Gewalttaten gegen Frauen bestand 2018 eine Beziehung zum Täter. Die größte Gefahr, Opfer einer Gewalttat zu werden, geht in Österreich für Frauen also nicht von Unbekannten aus, sondern von Menschen, die sie kennen – in besonders vielen Fällen vom eigenen Partner. Maria Rösslhumer, Chefin der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF), erklärt im MADONNA-Gespräch, dass „viele Frauen, die Gewalt erfahren, sich nicht trauen, sich zu trennen“, weil ihnen vom Ehemann bereits mit Mord gedroht wird. Denn: „Femizide passieren nicht von heute auf morgen – der Täter hat das schon im Kopf.“
2018 gab es in Österreich 41 Morde an Frauen – ein trauriger Rekord. Und auch heuer sind schon 18 weibliche Mordopfer zu beklagen. Darunter eine Tirolerin, deren ganze Familie im Herbst vom Ex-Freund der jungen Frau ausgelöscht wurde, nachdem diese ihn rausgeworfen hatte. Und wenige Wochen später eine junge Niederösterreicherin, deren Mann zum Messer griff und sie sowie die gemeinsamen Kinder tötete, als seine Frau ihn verlassen wollte. Das Problem sei „ein wirklich patriarchales Männlichkeitsbild, aufgebaut auf Macht und Kontrolle, das zum Teil noch sehr tief verankert ist“, erklärt Expertin Rösslhumer.
Forderungen
Sie beklagt zu wenig Mittel für die österreichischen Frauenhäuser – darauf soll bei „16 Tage gegen Gewalt“ aufmerksam gemacht werden. 2018 haben 26 Frauenhäuser insgesamt 3.284 Personen betreut, davon waren 1.664 Frauen und 1.620 Kinder – doch die Einrichtungen platzen aus allen Nähten, die Wartelisten sind jedes Jahr lang. Vergangenes Jahr waren es 300 Frauen, die Hilfe brauchten und nicht aufgenommen werden konnten. Dabei sind diese Einrichtungen zur Unterstützung von Frauen, die zu Hause Gewalt erfahren, unentbehrlich. Die Frauenhaus-Chefin fordert deshalb von der künftigen Regierung ein Budgetplus von 210 Millionen Euro mehr pro Jahr – für zusätzliche Plätze sowie für Kampagnen, um von Gewalt bedrohte Frauen besser über ihre Möglichkeiten informieren zu können. Denn: „Viele Frauen wissen nicht, wo sie sich Hilfe holen können“, so Rösslhumer.
Sie beklagt zu wenig Mittel für die österreichischen Frauenhäuser – darauf soll bei „16 Tage gegen Gewalt“ aufmerksam gemacht werden. 2018 haben 26 Frauenhäuser insgesamt 3.284 Personen betreut, davon waren 1.664 Frauen und 1.620 Kinder – doch die Einrichtungen platzen aus allen Nähten, die Wartelisten sind jedes Jahr lang. Vergangenes Jahr waren es 300 Frauen, die Hilfe brauchten und nicht aufgenommen werden konnten. Dabei sind diese Einrichtungen zur Unterstützung von Frauen, die zu Hause Gewalt erfahren, unentbehrlich. Die Frauenhaus-Chefin fordert deshalb von der künftigen Regierung ein Budgetplus von 210 Millionen Euro mehr pro Jahr – für zusätzliche Plätze sowie für Kampagnen, um von Gewalt bedrohte Frauen besser über ihre Möglichkeiten informieren zu können. Denn: „Viele Frauen wissen nicht, wo sie sich Hilfe holen können“, so Rösslhumer.
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Auch von der SPÖ kamen diese Woche anlässlich „16 Tage gegen Gewalt“ eine Reihe an Forderungen in Sachen Gewaltschutz: Es brauche ein Soforthilfepaket von 4 Mio. Euro und langfristig noch mehr Mittel für Ausbau der Gewaltschutzeinrichtungen und der Anti-Gewalt-Trainings für Täter sowie auch einen nationalen Aktionsplan. „Das eigene Zuhause ist für viele Frauen ein gefährlicher Ort. Noch immer ist das ein Tabuthema, über das viel zu wenig gesprochen wird“, so SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek.
Betretungsverbote
Auch die Statistik zeigt: Gewalt in der Familie ist hierzulande noch immer ein weitverbreitetes Problem: So ist die Zahl der Betretungsverbote seit den späten 1990er-Jahren stetig gestiegen: 2018 wurden über 8.000 solcher Betretungsverbote von der Polizei verhängt (siehe Grafik links), vor 20 Jahren waren es noch um die 2.000. Das muss freilich nicht unbedingt mit einem tatsächlichen Anstieg der Gewalt zu Hause zu tun haben, sondern kann auch auf schrittweise Enttabuisierung des Themas und Stärkung der Frauenrechte zurückzuführen sein.
Auch die Statistik zeigt: Gewalt in der Familie ist hierzulande noch immer ein weitverbreitetes Problem: So ist die Zahl der Betretungsverbote seit den späten 1990er-Jahren stetig gestiegen: 2018 wurden über 8.000 solcher Betretungsverbote von der Polizei verhängt (siehe Grafik links), vor 20 Jahren waren es noch um die 2.000. Das muss freilich nicht unbedingt mit einem tatsächlichen Anstieg der Gewalt zu Hause zu tun haben, sondern kann auch auf schrittweise Enttabuisierung des Themas und Stärkung der Frauenrechte zurückzuführen sein.
Hilfe
Bei der österreichweiten Frauen-Helpline gegen Gewalt finden Betroffene und ihr Umfeld an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr anonym, kostenlos und mehrsprachig Hilfe und Unterstützung (unter 0800 222 555).
Bei der österreichweiten Frauen-Helpline gegen Gewalt finden Betroffene und ihr Umfeld an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr anonym, kostenlos und mehrsprachig Hilfe und Unterstützung (unter 0800 222 555).