Das liebe Geld: Wer hat wieviel? Und wie sorgt frau richtig vor? Über das große Tabuthema unserer Zeit.
Die drei Säulen des Lebens“, stellt Mag. Susanne Höllinger zu Beginn des Interviews fest, „sind Gesundheit, Liebe – und: Finanzen!“ Die Chefin des „Private Banking“ der Erste Bank weiß, wovon sie spricht, sind doch Vorsorge, Vermögensanlage und Kapitalansparpläne ihr täglich Brot. Umso mehr stört die sympathische Karriere-Lady, die es als eine der wenigen Frauen in der Finanzwelt ganz nach oben geschafft hat, der traurige Umstand, dass Geldangelegenheiten immer noch als Männerdomäne wahrgenommen werden. Wieso das so ist und was sie Frauen rät, wenn es um das Thema Geld geht, erklärt Mag. Susanne Höllinger im Talk mit MADONNA.
Wie firm sind die Österreicherinnen in Sachen Finanzen? Susanne Höllinger: Leider zu wenig firm! Das liegt schlichtweg daran, dass dieses Thema unter Frauen kaum besprochen wird. Seit jeher gelten Finanzen als typisches Männerthema. Während Männer meistens über Business und Finanzen sprechen, unterhalten sich Frauen häufiger über Beziehungen, Nachwuchs und Probleme im Job. Geld ist ein Thema, das unter Frauen einen viel zu geringen Stellenwert hat. Wieso wäre es so wichtig, auch mit Freundinnen über Finanzielles zu sprechen? Höllinger: Je mehr man über etwas spricht, desto mehr kommt die vorhandene Bildung über ein Thema zum Tragen. Und der Austausch von Bildung bildet bekanntlich. Liegt es an den klassischen Rollenbildern, dass Frauen Finanzen den Männern überlassen? Höllinger: Eine kürzlich veröffentlichte Studie besagt, dass selbst Frauen nur zu 25 Prozent der Meinung sind, dass Finanzangelegenheiten Frauensache sind. Ich würde mir noch einreden lassen, wenn Männer das so sehen würden, aber hier überlassen die Frauen das Feld relativ kritiklos anderen. In den letzten Jahrzehnten haben wir Frauen begriffen, wie irrsinnig wichtig es ist, selbst Themen zu besetzen. Meistens stellt sich das als Vorteil heraus, weil Frauen wahnsinnig viele Talente haben. Aber eines der letzten Themen, die noch viel zu wenig selbstbewusst diskutiert werden, sind leider die Finanzen. Dabei sagt man doch, dass Frauen besser mit Geld umgehen können, als Männer … Höllinger: Im Fall finanziell schwieriger Situationen einer Familie sind in der Regel die Frauen es, die alles in die Hand nehmen. Wenn es also ums Sparen geht, um Zusammenhalt und schwierige Situationen, dann wird oft auf diese starke weibliche Kraft zurückgegriffen. Wenn aber genügend Geld vorhanden ist und es darum geht, es gut anzulegen und über die Anschaffung von Luxusgütern zu entscheiden, dann wird Geld auf einmal wieder mehr zur Männersache. Wo holt man sich am besten kompetenten und seriösen Rat, um genau das zu ändern? Höllinger: Wenn man an andere Lebensbereiche denkt, fällt sofort der positive Faktor ins Auge, dass wir Frauen uns immer trauen, Experten in Anspruch zu nehmen. Wir sind nicht diejenigen, die fünf Mal im Kreis fahren, bevor wir nach dem Weg fragen. Das unterscheidet uns vielleicht von Männern. Warum machen wir das bei den Finanzen anders? Wir sollten Experten aufsuchen, in einer Bank, einer Versicherung oder sonst wo, wo Menschen sich hauptberuflich mit diesem Thema beschäftigen. Wichtig ist aber auch der Erfahrungsaustausch mit Freundinnen, Kolleginnen und der Familie. Warum ist das Thema Vorsorge gerade für Frauen so wichtig? Und wann sollte man damit beginnen, vorzusorgen? Höllinger: Sobald das erste Gehalt da ist. Die konkrete Summe, die auf die Seite gelegt werden kann, ist nicht das Entscheidende, sondern die Tatsache, dass man damit anfängt. Was tun wir denn, wenn wir als junge Frauen vorsorgen? Wir starten den Weg in die Unabhängigkeit, und der beginnt mit dem ersten Job. Es muss zu einer Selbstverständlichkeit werden, dass man als Frau von der Stunde null an für sich selbst eine Vorsorge aufbaut – unabhängig von gemeinsamen Vorsorgemodellen mit dem Ehemann oder für die Kinder. Sie spielen auf gemeinsame Verträge an, die im Falle einer Scheidung zum Streitpunkt werden können … Höllinger: Oft hört man: „Wir haben gut vorgesorgt“, „Wir haben ein Wertpapierdepot“ … Das Wörtchen „wir“ schwingt immer mit, aber das Depot lautet oft nur auf den Namen des Mannes. Beim Kredit für das Haus hat man zwar mitunterschrieben, aber im Grundbuch ist man nicht eingetragen. Dabei sollte es auch Sinne des Mannes sein, dass die Frau, die er liebt, gesondert und ganz für sich alleine abgesichert ist. Angenommen, wir führen in zehn Jahren ein Interview – welche Frage würden Sie gerne gestellt bekommen? Höllinger: Es wäre schön, wenn Sie mir gleich die erste Frage, die Sie mir gestellt haben, gar nicht mehr stellen müssten. Ich würde es gerne sehen, dass Frauen sich über finanzielle Fragen austauschen und einander um Hilfe bitten. Und wenn Sie zu mir sagen würden: „Bevor wir mit dem Interview beginnen, möchte ich Sie fragen, ob diese oder jene Finanzanlage eine günstige ist …“ |