MADONNA-Redakteurin Julia wollte wissen, wie man als vollverschleierte Frau in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird
Während derzeit auch in Österreich debattiert wird, ob Vollverschleierung in Form von Burka oder Niqab in Orten des öffentlichen Raumes verboten werden sollte, hat eine MADONNA-Redakteurin einen Tag lang ein Selbstexperiment gewagt: „Ein wenig mulmig ist mir schon zumute, als ich mir in der Früh den Tschador, das lange Gewand muslimischer Frauen, und den Niqab, einen lediglich die Augen frei lassenden Gesichtsschleier, überziehe."
Diese Kleidungsform ist bei uns nur ein Minderheitenprogramm, wie Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich erklärt. Getragen wird der Niqab vornehmlich auf der Arabischen Halbinsel, außerdem auch teilweise in Ägypten, Syrien, Jordanien oder dem Irak. Obwohl es Frauen gibt, die diesen als Ausdruck ihrer Frömmigkeit freiwillig tragen sollen, wird die Vollverschleierung sehr wohl auch vom fundamentalistischen Patriarchat auferlegt. Begründet wird dies mit der Interpretation einer Passage aus dem Koran in der es heißt, dass durch die Vollverschleierung gewährleistet werden soll, dass „ Frauen als ‚ehrbar‘ erkannt und daraufhin nicht belästigt werden“In den vom IS eroberten Gebieten zum Beispiel sind Frauen dazu gezwungen sich zu verschleiern, wer sich weigert muss mit scharfen Strafen rechnen, oder sogar dem Tod.
In Europa wiederum gibt es in Ländern wie Belgien oder Frankreich Gesetze, die das Tragen von Burka oder Niqab in bestimmten Orten des öffentlichen Raumes verbieten. In Deutschland und Österreich wird derzeit auch über ein solches Gesetz debattiert.
„Angefeindet werde ich hauptsächlich von älteren Menschen.“
„Wie ich bei meinem Selbstversuch höre, denken auch einige Österreicher, dass ein solches Gesetz bei uns gilt. Als ich die Simmeringer Hauptstraße entlanggehe, schreit mir eine ältere Frau feindselig „Burka ist verboten!“ entgegen.
Foto: Oliver Topf / Klemens Oezelt
„Auch die beiden Fotografen, die mich im Hintergrund begleiten, erzählen mir im Nachhinein davon, wie ich von vielen misstrauisch beäugt wurde.“
„In der Innenstadt hingegen, oder rund um die Mariahilferstraße sind die Passanten von meinem Aufzug maximal überrascht, von negativen Reaktionen ist kaum was zu spüren“.
„Ich fühle mich von meiner Umwelt isoliert“
Doch durch den Selbstversuch im Niqab lerne ich auch etwas über das Leben hinter dem Schleier. „Es ist ein warmer Tag und während die anderen Frauen um mich herum, in kurzen Hosen und Tanktops vorbeigehen, schwitze ich in meinen Gewändern. Es ist heiß, stickig, durch den Gesichtsschleier kann ich nicht frei atmen. Mein Gesichtsfeld ist eingeschränkt, ich fühle mich von meiner Umwelt isoliert“.
Die vollständige Reportage erscheint am Samstag in der neuen MADONNA.