Sie stehen derzeit mit Robert De Niro für die Komödie 'Manuale d’Amore 3' in Rom vor der Kamera. Im Mai kam Ihre zweite Tochter zur Welt. Wie stehen Sie zur Diskussion um berufstätige „Rabenmütter“? Monica Bellucci: Die Politik sollte sich viel mehr um Kinderbetreuung kümmern. Als Schauspielerin habe ich Glück: Ich kann meine Kinder überallhin mitnehmen, wo ich arbeite. Die meisten anderen Mütter müssen ihr Kind zu einer Tagesmutter geben oder in einen Kindergarten bringen. Eine Frau sollte mindestens ein Jahr lang zu Hause bleiben, nachdem sie ein Kind bekommen hat. Mutter zu werden ist eine der wichtigsten Erfahrungen im Leben einer Frau. Wenn man sich dazu entschließt, soll man sie auskosten. Weil die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, auch die Entscheidung ist, an einer besseren Gesellschaft mitzuarbeiten. Einem Kind seine Zeit und Zuwendung zu schenken, bedeutet, Gutes zu tun. Leider erlaubt die heutige Arbeitsrealität nur den wenigsten Frauen ein solches Leben. Sie müssen sich zwischen einer Karriere oder Kindern entscheiden. Frauen sollten sich aber nicht schuldig fühlen müssen, wenn sie sich Kinder wünschen. In diesem Punkt läuft in unserer Gesellschaft etwas schief; das muss sich dringend ändern.
In vielen Rollen setzen Sie Ihre körperlichen Vorzüge bewusst ein; Ihre Schönheit ist Arbeitsmittel für Sie. Wenn man Sie über Kinder reden hört, könnte man meinen, Sie seien Feministin. Passt das zusammen? Bellucci: Dass man seine Weiblichkeit nicht zeigt und seine körperlichen Vorzüge nicht einsetzen darf als emanzipierte Frau, ist doch ein uraltes, total verstaubtes Konzept aus den 70ern! Damals mussten Frauen, wenn sie als emanzipiert gelten wollten, möglichst schlampig und ungepflegt aussehen. Wenn man sich um sein Aussehen gekümmert hat, hieß es, man wolle nur den Männern gefallen. Frauen, die sich dafür entscheiden, schön auszusehen, tun das nie für Männer, sondern für sich selbst. Weiblich zu sein und elegant heißt nicht, dass man dadurch zum Objekt wird – beglotzt von Männeraugen. Als Frau muss man seine Weiblichkeit respektieren. Gleichzeitig darf man sich aber auch der Tatsache bewusst sein, dass man ein Gehirn hat, das größer ist als eine Erbse. So ein feminines Leben ist ein wunderschönes Konzept!
Sie sind seit 20 Jahren als Schauspielerin erfolgreich und gefragt wie eh und je. Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um? Bellucci: Die Welt ist heute ja förmlich besessen von der Jugend. Ich fühle mich dagegen sehr wohl mit dem Bild, das ich von mir selbst habe: Eine gesunde Frau in den Vierzigern. Mir ist es wichtig, eine Verbindung zu meinem Alter zu haben. Kinder helfen einem dabei. Wenn man sie aufwachsen sieht, versteht man viel besser, wie die Zeit vergeht. Man ist weniger fixiert auf sich selbst, da fällt einem das Älterwerden nicht mehr so auf. Deshalb fällt es am Ende auch nicht mehr so schwer, zu altern.
Hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie die 40 überschritten haben? Bellucci: Ich fühle mich so stark wie noch nie. Obwohl ich eigentlich todmüde bin, weil ich nachts alle drei Stunden aufstehen muss, um meiner Tochter die Brust zu geben. Ich schlafe nicht, ich arbeite und fliege ständig um die Welt. Aber wenn mich meine kleine Tochter anstrahlt, geht es mir wieder gut. Alles im Leben lässt sich mit Liebe lösen, auch die Müdigkeit. Und wenn man viel gibt, bekommt man auch viel zurück.
Stillen Sie Ihr Kind? Bellucci: Ja. Das ist eine persönliche, sehr private Entscheidung. Es ist zunächst einmal sehr gesund für das Kind. Und durch das Stillen entsteht eine ganz besondere, natürliche Beziehung zwischen Mutter und Kind, die für immer bleibt. Dieses Kind wird mein letztes sein, deshalb möchte ich das noch einmal erleben.
Genießt man eine späte Mutterschaft mehr und intensiver? Bellucci: Mit Sicherheit. Meine Botschaft an Frauen in den Dreißigern ist: „Schaut mich an, ihr könnt euch sogar Zeit lassen, bis ihr 45 seid, bevor ihr Kinder bekommt!“
Sie machen ja sowieso einiges anders: Sie leben auch nicht ständig mit Ihrem Mann zusammen, sondern pendeln zwischen Wohnungen in London, Paris und Rom. Gehört es zu den Geheimnissen einer dauerhaften Beziehung, möglichst viel Zeit getrennt voneinander zu verbringen? Bellucci: Diese Art von Leben ist sicher nicht für jeden das Richtige, aber für Vincent und mich funktioniert es seit 15 Jahren. Und wir sind immer noch ein sehr glückliches Ehepaar!
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