Ausgerechnet Klima-Ikone Greta Thunberg befürwortet nun das, wogegen die von ihr initiierte "Fridays for Future"-Bewegung wettert: laufende Atomkraftwerke. Ein Skandal in der grünen Szene.
Da staunten ihre Anhänger: innen nicht schlecht, als die inzwischen 19-jährige Klimaschutz-Ikone Greta Thunberg jüngst im Interview bei Sandra Maischberger im deutschen Fernsehen sagte: "Ich persönlich denke, dass es eine schlechte Idee ist, auf Kohle zu setzen, solange die AKWs noch laufen." Und, so die weltberühmte Symbolfigur der "Fridays for Future"-Bewegung: "Wenn sie schon laufen, glaube ich, dass es ein Fehler wäre, sie abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden." Das saß - und sorgt nun - zumindest hinter vorgehaltener Hand vor allem bei den Grünen in Deutschland - für Aufregung.
Ihr erstes Interview im deutschen TV seit drei Jahren gab Thunberg, die als 15-Jährige mit ihren "Schulstreiks für das Klima" 2018 für Furore sorgte. Und bis heute widmet die Schwedin, die auch stets offen mit ihrem Asperger Syndrom umging, ihr Leben dem Kampf für eine bessere Welt. Am 27. Oktober erscheint ihr "Klima-Buch", in dem die 19-Jährige erklärt, warum wir endlich auf die Wissenschaft hören müssen und in dem sie auch konkret auf die Auslöser und Auswirkungen der Energiekrise eingeht. "Wir haben uns selbst abhängig gemacht von fossiler Energie und autoritären Systemen und eine Gesellschaft geschaffen, in der wir nicht in der Lage sind, mehr als ein Jahr in die Zukunft zu schauen. Das ist nicht nachhaltig", erklärt Greta im ARD-Interview mit Maischberger, die Thunberg in Stockholm besuchte.
Alles schön und gut, auch aus Sicht der Thunberg-Anhänger:innen, die sich jedoch heftig an ihrer Aussage betreffend der Atomkraftwerke stießen. Schließlich demonstrieren sie seit Monaten dafür, dass AKWs in Deutschland abgeschaltet werden. Eine Spaltung in der "Fridays for Future"-Bewegung wollte man dann aber wohl doch nicht offenkundig zeigen. Auf Anfrage der "Bild"-Zeitung wollte sich etwa Klimaaktivistin Luisa Neubauer, die als wichtigste Vertreterin der deutschen Bewegung gilt, nicht über das Interview von Greta Thunberg äußern. Stattdessen trug sie bei ihrem letzten Auftritt ein gelbes X auf der Brust, das Symbol für Gegner:innen der Atommülltransporte und somit auch der Atomkraft.
Überrascht waren viele auch über Thunbergs Pläne, ihre wöchentlichen Streiks auf den Straßen Stockholms zu beenden. Weil sie sich in ihrem letzten Schuljahr befinde und danach Sozialwissenschaften studieren wolle, würden sich dann "Schulstreiks für das Klima komisch anfühlen", sagte sie zu Maischberger. Bestimmt aber wird Greta dennoch weiter von sich reden machen.
Wenn Atomkraftwerke schon laufen, glaube ich, dass es ein Fehler wäre, sie abzuschalten ... Thunberg bei Maischberger über den Einsatz von Kohle statt Atomkraft.