Sara Nuru im MADONNA-Talk

Topmodel mit Bodenhaftung

19.10.2011

Topmodel Sara Nuru besuchte die MADONNA-Charity-Ausstellung „Faces of Ethiopia“ in Wien. Der Talk über ihr Leben zwischen Glamour-Welt und Äthiopien.

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© obs/Stiftung Menschen für Menschen
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Auch wenn Sara Nuru 1989 im deutschen Erding als eines von vier Kindern zur Welt kam, fühlt sich die 22-jährige Beauty auch als Äthiopierin. Mit ein Grund für die Siegerin der vierten Staffel von Heidi Klums Germany’s Next Topmodel, die seit 2009 als Botschafterin für „Menschen für Menschen“ fungiert, als Star-Gast die von MADONNA und „Menschen für Menschen“ initiierte Charity-Ausstellung „Faces of Ethiopia“ zu besuchen. Der Talk.

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie Sie diese Bilder aus Äthiopien, der Heimat Ihrer Eltern, sehen?
Sara Nuru:
Mich verbindet so viel mit diesem Land! Ein Teil meiner Familie lebt immer noch in Äthiopien und meine Eltern kommen beide von dort. Zu Hause sprechen wir Amharisch, essen mit den Händen und das Haus ist immer mit dem Duft von gerösteten Kaffeebohnen erfüllt. All diese Dinge verbinden mich sehr mit diesem Land und ich sehe mich selbst auch als Äthiopierin.

Wie haben Sie die Armut erlebt, als Sie das erste Mal in Äthiopien waren?
Nuru:
Ich war schon öfters dort, um Verwandte und Bekannte zu besuchen. Da haben wir hauptsächlich die schönen Seiten Äthiopiens gesehen. Als ich aber mit „Menschen für Menschen“ dorthin gereist bin, sind wir ins Landesinnere gefahren. Ich war erschüttert, weil ich das so nicht kannte. Mir wurde bewusst, unter welch tollen Bedingungen ich aufwachsen durfte und welche Privilegien ich hatte. Man wird demütig und bekommt fast ein schlechtes Gewissen. Wir leben im Überfluss und die Menschen dort haben so wenig. Trotzdem sind sie überhaupt nicht verbittert, sondern sehr stolz und offen.

Hat sich Ihr Leben durch diese Reise verändert?
Nuru:
Ich lebe bewusster. Nichts ist mehr selbstverständlich für mich und ich lege weniger Wert auf materielle Dinge.

Erscheint Ihnen dadurch die Welt, in der Sie arbeiten, nicht manchmal direkt lächerlich?
Nuru:
Lächerlich würde ich nicht unbedingt sagen. Ich nehme das Ganze aber nicht ganz so ernst. Es ist alles schön und toll, aber im Vergleich zu Problemen wie in Afrika nichtig. Ich will es gar nicht schlechtreden. Ich weiß meine Arbeit auch zu schätzen, aber es ist wichtig, dass man diese Welt nicht in sein Privatleben mitnimmt. Es muss nicht immer Champagner sein, ein Bier tut es auch (lacht).

Viele verlieren im Modelbusiness die Bodenhaftung. Warum ist Ihnen das nicht passiert?
Nuru:
Wenn man keinen Halt durch die Familie hat so wie ich, kann man sich schon in dieser Welt verlieren. Meine Familie hat mir glücklicherweise nie Raum zum Abheben gegeben. Sobald ich daheim bin, muss ich genauso den Tisch abräumen und mich einbringen wie vorher auch. Ich habe auch noch immer dieselben Freunde und den gleichen Freund.

So eine lange Beziehung ist ja heute eine Seltenheit...
Nuru:
Ja, wir sind schon seit einem halben Jahrzehnt ein Paar. Ich bin wahnsinnig glücklich, dass wir uns so gut verstehen und so eine harmonische Beziehung haben.

Ihr Freund hat Sie damals dazu überredet, bei ‚Germany’s Next Topmodel‘ mitzumachen. Hat er das manchmal bereut?
Nuru:
Nein, ich glaube nicht. Er hat Gott sei Dank überhaupt kein Problem damit und ist ebenso weltoffen wie ich.  

Stichwort Magerwahn im Modelbusiness – eine unglaubliche Ironie in Anbetracht der Tatsache, dass in Afrika Millionen Menschen verhungern?
Nuru:
Absolut! Aber der Druck im Business ist sehr groß und viele Mädchen können nicht damit umgehen. Ich muss natürlich auch sehr auf meine Figur achten, aber dennoch esse ich ganz bewusst, bin dankbar, immer etwas zu essen zu haben – und ich bin auch so erzogen worden, immer aufzuessen!

Sie sind seit 2009 „Menschen für Menschen“-Botschafterin...  
Nuru:
„Menschen für Menschen“ hat mich noch vor meinem Sieg bei GNTM gefragt, ob ich Interesse hätte. Ich habe mich wahnsinnig geehrt gefühlt! Meine Mama hat sogar geweint, weil sie sich so darüber gefreut hat, dass ich mich für ihre Heimat einsetze und das so ernst nehme. Ich glaube, meinen Eltern hat das ebenso viel bedeutet wie mein Sieg.

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