Schöne Hülle, glückliche Seele?
Wahre Schönheit kommt von außen?
02.05.2011
Wird die Gesellschaft immer oberflächlicher? Macht uns eine schöne Hülle zu erfolgreicheren Menschen?
Einmal sind es „dicke Muttis mit ihren Chipstüten“, die Karl Lagerfelds Auge und sein Gefühl für Ästhetik beleidigen, dann sind es wieder die opulenten Kurven von Sängerin Beth Ditto, die ihn inspirieren. Wenn selbst DER Meinungsmacher der Modewelt sich nicht entscheiden kann, seiner Linie – eigentlich liebt er superschlanke Top-Models wie Österreicherin Iris Strubegger – nicht treu bleiben kann, wie sollen wir uns selbst treu bleiben? Wie wird Schönheit definiert und macht uns eine perfekte Hülle zu glücklicheren und erfolgreicheren Menschen?
Thema Nr. 1.
Zahlreiche Autoren und Experten beschäftigen sich aktuell mit dem Thema Schönheitswahn und Körperkult. Motivforscherin Helena Karmasin stellt in ihrem Buch „Wahre Schönheit kommt von außen“ gleichnamige provokante These auf. Sie stellt in den Raum, dass sich die Gesellschaft intensiv wie nie mit dem Thema Schönheit beschäftigt, und hinterfragt, ob der Geist den Körper beherrscht oder umgekehrt.
Mehr Möglichkeiten.
„Seit Jahrtausenden“, so Greta Nehrer, Fachärztin für plastische Chirurgie, „streben Menschen nach Schönheitsidealen. Nur heute ist es viel einfacher, sich optisch verändern zu lassen.“ Zudem, sagt Nehrer, wäre durch die Omnipräsenz der Modewelt und der Magermodels der mediale Druck in den letzten Jahren erheblich gewachsen – vor allem auf junge Menschen. Top-Model Strubegger appelliert immer wieder an junge Frauen: „Die Modelwelt ist eine Scheinwelt. Ihr seid alle perfekt, wie ihr seid, lasst euch das nicht nehmen. Bleibt euch treu.“ Das Glücksgeheimnis der Wahl-New -Yorkerin liegt, wie sie sagt, nicht in ihrem Äußeren, sondern in ihrer Heimat Pongau, wo ihre Familie und ihr Verlobter leben.
Durchschnitt ist schön.
Auch eine Studie bestätigt, dass Schönheit allein nicht gleichzeitig glücklicher macht. Für 86 Prozent aller Österreicher bedeutet laut Studie Glück Gesundheit, gefolgt von einer Tätigkeit, die ausfüllt. Schönheit liegt abgeschlagen auf den hinteren Plätzen (aus „Wahnsinnig schön“, s. Info li.). Warum ist dann das Äußere so wichtig für uns? Macht es uns erfolgreicher? „Ja“, sagt Greta Nehrer.“ 50 Prozent aller Österreicher, so die fünf Autorinnen von „Wahnsinnig schön“, glauben, dass attraktive Menschen öfter anderen überlegen sind und schneller ernst genommen werden; sie ergattern leichter einen Partner und werden sozial als kompetenter eingestuft. Die Attraktivitätsforschung beweist jedoch, dass dies lediglich subjektive Annahmen sind. „Der Mensch mag den Durchschnitt. Das Bekannte ist attraktiv.“
Schönheit als Bürde?
Irene Mayer, die offen zu ihren Beauty-OPs – wie u. a. einer Brustvergrößerung steht – sagt sogar: „Schöne Menschen haben ein leichteres Entrée, aber am Ende müssen sie sich doppelt beweisen – gegen Vorurteile und Neider ankämpfen.“ Warum sich Mayer unters Messer legte? „Ich will frisch aussehen, habe es aus ästhetischen Gründen gemacht und ausschließlich für mich.“
Schönheit?
Ja, aber nicht zu jedem Preis, sagt Dagmar Koller, die mit 71 Jahren noch nie beim Beauty-Doc war. „Meine Falten“, so Koller, „spiegeln mein Leben wider. Sie machen mich aus und deshalb auch schön. Denn Schönheit ist subjektiv und es gilt, zwischen dem Inneren und dem Äußeren die richtige Balance zu finden. Wer sich selbst schön findet, ist auch schön!“
Weitere Artikel