Neue Umfrage:
72 Prozent der beliebtesten Wirte wollen verpflichtende Herkunftskennzeichnung
02.11.2023Wien (OTS) - Tausende Menschen haben sich am großen FALSTAFF-Voting im Sommer 2023 beteiligt und die 10 beliebtesten Schnitzellokale je Bundesland gekürt.
"Die Konsumenten verlangen sie, die Bauern brauchen sie und sogar die Wirte begrüßen sie inzwischen – die Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln in der Gastronomie muss kommen. Die Wirtschaftskammer soll aufhören gegen die Interessen der Bürger und ihrer Mitglieder zu agieren. Wir fordern die Politik auf dieses Stimmungsbild ernstzunehmen und den Weg dafür noch in dieser Amtszeit zu ebnen" - Sebastian Bohrn Mena, oekreich
Aufbauend darauf hat die Bürgerinitiative oekoreich im Oktober mit den 90 Siegern direkt Kontakt aufgenommen, um zu erfragen, wie die Gastronomen es mit der Transparenz bei ihren Speisen halten. Die Ergebnisse mögen nicht repräsentativ für alle Wirte in Österreich sein, aber sie sind dafür umso deutlicher.
Mit 72 Prozent spricht sich eine überwältigende Mehrheit der teilnehmenden Wirte für eine verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch nach Herkunft und Haltung in der Gastronomie aus. In manchen Bundesländern, etwa in Niederösterreich, beträgt der Anteil der Zustimmung zu mehr Transparenz sogar fast 90 Prozent. Damit kommt der Wirtschaftskammer, mittlerweile die einzigen verbliebenen Gegner der Kennzeichnung, ihre zentrale Argumentationsgrundlage abhanden:
Gesetzgeber muss Weg für Transparenz in Gastronomie ebnen
„Die Konsumenten verlangen sie, die Bauern brauchen sie und sogar die Wirte begrüßen sie inzwischen – die Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln in der Gastronomie muss kommen. Die Wirtschaftskammer soll aufhören gegen die Interessen der Bürger und ihrer Mitglieder zu agieren. Wir fordern die Politik auf dieses Stimmungsbild ernstzunehmen und den Weg dafür noch in dieser Amtszeit zu ebnen“ so oekoreich-Sprecher Sebastian Bohrn Mena.
Mit einigen der Wirte konnte auch intensiver über das Thema gesprochen werden. Dabei unterstrichen die Befragten die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung, sonst würden diejenigen, die auf billige Import und systematische Intransparenz setzen, weiterhin bevorzugt. Freiwilligkeit würde nachweislich nicht funktionieren, es fehle außerdem ein Anreizsystem. Bei flächendeckender Einführung sei ein starkes Kontrollsystem eine wichtige Grundlage für den Erfolg, so die Wirte.
Zentrale Forderung harrt seit 2021 ihrer Umsetzung
Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln, in Kantinen und in der Gastronomie, war eine zentrale Forderung des erfolgreichen Tierschutzvolksbegehrens, das im Jahr 2021 von über 416.000 Menschen unterschrieben wurde. In Großküchen ist sie inzwischen eingeführt worden, in der Gastronomie wird sie aber nach wie vor blockiert. Das führt dazu, dass massenhaft Fleisch auf den Tellern landet, dessen Erzeugung in Österreich aus Tierschutzgründen verboten ist.
Die Befragung wurde im Oktober 2023 schriftlich von oekoreich durchgeführt, Grundlage waren die 90 Sieger-Lokale im FALSTAFF-Voting. Fast 60 Prozent der Lokale haben an der Umfrage mitgewirkt, in manchen Regionen - etwa in der Steiermark oder in Niederösterreich - sogar 70 bzw. 80 Prozent. In den meisten Lokalen wird Schnitzel vom Schwein angeboten, in der Hälfte etwa auch vom Kalb. Die Preise liegen im Schnitt bei 17 Euro bzw. 27 Euro.