Wer zu Beginn des 20. Jahrhunderts behauptet hätte, dass Fisch in den Meeren jemals so gut wie verschwinden könnte, wäre wohl für verrückt erklärt worden.
Doch innerhalb weniger Jahrzehnte schafften es die Menschen, die Bestände der wichtigsten Speisefische bis auf einen winzigen Bruchteil zu plündern.
Der technische Fortschritt eroberte die Meere
Lange wurde geglaubt, dass das Meer die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung auf lange Sicht sichern könnte – dies wäre wahrscheinlich auch möglich gewesen, doch der industrielle Fischfang ließ die Gier nach Fisch in den Menschen steigen. Mit den neuen Technologien war es möglich mit Sonargeräten, digitalen Karten und Satellitennavigation auch in Riffen, Buchten und sogar in der Tiefsee zu fischen. Im Jahr 2019 wurden 80 Millionen Tonnen Fisch gefangen – mit gravierenden Folgen, denn der Bestand der Thunfische, Schwertfische und Haie ist um ganze 90% zurückgegangen.
Nach Angaben der WHO gelten etwa 33% der weltweiten Fischbestände als bis an die biologische Grenze befischt. Im Mittelmeer ist die Situation noch dramatischer: 62% der Bestände gelten als überfischt (Stand: 2018).
Der bittere Beigeschmack der neuen Methoden
Trotz der bereits oben genannten „fortschrittlichen“ Methoden, wird dennoch oft mit einfachen Netzen gefischt. Der große Nachteil dabei ist, dass der Fischer erst dann sieht, was er im Netz gefangen hat, wenn der Fang sterbend an Bord liegt. Häufig werden auch Jungfische größer werdender Arten, Krabben, Seesterne oder andere Meerestiere mitgefischt, ohne dass diese dann sinnvoll genutzt werden können. Wie viel Beifang genau ungenutzt bleibt, weiß man bis heute nicht. Viele Länder machen nur sehr lückenhafte oder falsche Angaben über ihre Fangmengen. Allerdings gehen Wissenschaftler davon aus, dass ca. ein Drittel des Gefangenen aus Beifang besteht und dann wieder (halbtot) ins Meer geschmissen wird.
Hoffnung am Meereshorizont
Zahlreiche Fischvorkommen sind bereits ganz zusammengebrochen. Aber die Situation ist (noch) nicht hoffnungslos. Auch Streaming-Giganten wie Netflix machen die Überfischung in ihrer Dokumentation „Seaspiracy“ nun erfolgreich zum Thema. Diese zeigt nicht nur die fatalen Zustände in den Meeren, sondern versucht auch Lösungen aufzuzeigen. Einige Länder arbeiten bereits intensiv an der Lösung dieses Problems, denn nach Berechnungen des UN-Umweltprogramms ist spätestens 2050 weltweit keine kommerzielle Fischerei mehr möglich.
Einige Staaten, wie beispielsweise Neuseeland oder Australien, haben daher inzwischen Schutzgebiete eingerichtet. Dort darf in der Tiefsee grundsätzlich gar nicht mehr gefischt werden. In der EU wurde 2013 eine Reform beschlossen, die vorsieht, dass der Beifang von 30% auf 5% gesenkt werden soll. Zudem werden in der EU die Fangquoten nicht mehr jährlich, sondern längerfristig festgesetzt, um den Meerestieren eine Chance zur Erholung zu bieten.