Was wirklich hinter Gen-Mais & Co. steckt

Gentechnik: Fluch oder Segen?

12.08.2021

Ist Gentechnik ein Wunderwerk der Moderne oder wird es sich doch als Fluch entpuppen? Diese Frage stellen sich Viele, wenn sie vor den Supermarktregalen stehen und ihr Gemüse auswählen. Ihre Fragen werden hier beantwortet. 

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Wenn das Thema Gentechnik diskutiert wird, dann meist in Form von gentechnisch verändertem Gemüse. Jede*r kennt die Diskussionen rund um den "Gen-Mais" oder das Futtermittel-Soja, welches Nutztieren gefüttert wird. Aber was steckt wirklich dahinter?

Wie funktioniert Gentechnik?

Mit dem Begriff "Gentechnik" werden Verfahren bezeichnet, mit denen das Erbgut von Organismen künstlich verändert werden. Gene, welche auch Erbgut genannt werden, sind in allen Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren und Menschen enthalten. In ihnen sind alle Informationen, welche ein Individuum ausmachen, enthalten: Bei Blumen zum Beispiel die Blütenfarbe. Bei der Gentechnik werden also Teile dieses Erbgutes künstlich verändert oder mit anderen Teilen vermischt. Je nach Einsatzgebiet wird auch die Art von Gentechnik differenziert:

  • Grüne Gentechnik nennt man die Veränderung von Pflanzen
  • Rote Gentechnik wird in der Pharmazie und Medizin eingesetzt

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Die Geschichte der Gentechnik

Die Ansätze der Gentechnik entstanden schon vor 8000 Jahren. Die gezielte Kreuzung von natürlich vorkommenden Mutationen wurde genutzt, um den Ernteertrag zu erhöhen. Wirklich gentechnische Veränderungen im heutigen Sinn kamen erstmals 1971 auf, als es Ellen Taylor und Ray Wu gelang die Gen-Sequenz eines Lambdavirus zu kürzen.

In den späten 1970ern wurden zum ersten Mal Pflanzen gentechnisch verändert und 1982 kam in den USA das Insulin, das erste gentechnisch hergestellte Medikament, auf den Markt. Die Gentechnik hat viel Gutes gebracht, was für unser modernes Leben fast unabdingbar ist, wie zum Beispiel widerstandsfähige Nutzpflanzen oder Medikamente. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch gentechnisch veränderte Organismen (GVOs), vor allem gentechnisch veränderte Lebensmittel, stark kritisiert. Woran kann das liegen?

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Heißes Eisen: Der Gen-Mais

Die Maispflanze zum Beispiel wird oft heiß diskutiert: Gentechnisch veränderter Bt-Mais ist ein insektenresistenter Mais, der ein Protein aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis (Bt) bildet, welches ein Toxin produziert, dass bestimmte Schädlinge abhält. Dieses Protein ist für Mensch und Umwelt ungefährlich.

In der EU darf nur eine gentechnisch veränderte Maissorte angebaut werden, nämlich MON810. In Österreich ist das immer noch verboten. Dennoch werden einige GVO-Produkte nach Österreich importiert. Meistens handelt es sich dabei um Futtermittel für Nutztiere aus konventioneller Haltung. Bio-Lebensmittel sind grundsätzlich gentechnikfrei.

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Vorteile der Gen-Technik

  • Es ist unbestritten, dass GVOs weniger Ernteverluste durch Schädlinge, Trockenheit oder Kälte mit sich bringen.
  • Auch der Pilzbefahl kann durch richtige Genmanipulation ausgemerzt werden. Wenn sich zum Beispiel Pilze in einer Pflanze einnisten, bleiben die Gifte meist in der Pflanze enthalten, werden dann den Masttieren gefüttert und kommen somit sogar bis in unsere Küche. Mit gentechnisch immunen Pflanzen kann das eben nicht passieren.
  • Außerdem kann man Pflanzen theoretisch mittels Gentechnik auch so manipulieren, dass sie einen höheren Vitamin- oder Mineraliengehalt aufweisen. Ein Beispiel hierfür wäre „Golden Rice“, der seit über 20 Jahren erforscht wird, aber noch nicht zugelassen ist.

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Nachteile der Gentechnik

Das Problem an der Gentechnik ist, dass genauso viele Gefahren damit einhergehen wie positive Entwicklungen.

  • Als erstes muss man sich bewusst machen, dass die Langzeitfolgen von gentechnischen Verfahren noch nicht ausreichend erforscht sind. Oft kann es zu „off-target Effekten“ kommen. Dabei werden Gene verändert, die sich eigentlich nicht verändern sollten. Die Gentechnik ist noch immer eine sehr ungenaue Methode.
  • Auch kann der positive Effekt, dass Pflanzen Schädlinge selbst bekämpfen können, mögliche negative Nebeneffekte haben: Unkräuter und Insekten können sich an die GVO-Pflanze anpassen und Resistenzen entwickeln, was zum Beispiel zu „Superunkräutern“ führen kann. Dadurch muss oft intensiver gespritzt werden – auch auf Nicht-GVO-Feldern. 
  • Experten warnen auch davor, dass sich zu stark abgehärtete gentechnisch veränderte Pflanzen unkontrollierbar ausbreiten und mit anderen wilden oder normalen Nutzpflanzen mischen könnten. Damit würde das Gleichgewicht ganzer Ökosysteme beeinträchtigt werden.

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Qualitätszeichen "Ohne Gentechnik hergestellt"

Seit 1998 bietet das Qualitätszeichen "Ohne Gentechnik hergestellt" Sicherheit für Hersteller, Vermarkter und Konsument*innen in Österreich. Mit dieser Kennzeichnung verfügt Österreich über das europaweit erste durchgängige Kennzeichnungssystem. Lebensmittel mit dem grünen Kontrollzeichen geben den Konsumenten die Gewissheit, dass sie vom Feld bis zum fertigen Produkt ohne den Einsatz von Gentechnik hergestellt wurden. 

Die meisten gekennzeichneten Produkte sind bei Milch und Milchprodukten, Brot & Backwaren, Eiern, Soja & Sojaprodukten, Geflügelfleisch sowie bei Obst und Gemüse zu finden. 

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