Der Familiennachzug sprengt das Schulsystem in Wien. Kinder von anerkannten Asylwerbern kommen via Familiennachzug.
Wien. Anerkannte Flüchtlinge holen derzeit rund 350 Kinder pro Monat im schulpflichtigen Alter zu sich nach Wien. Und das jeden Monat. Umgerechnet sind das 12 Klassen im Monat oder eben 144 Klassen im Jahr. Für diese rund 4.000 Kinder, die in nur einem Jahr neu nach Wien kommen, fehlen die Schulplätze, die Lehrer und Sonderpädagogen Länge mal Breite. „Kippendes Klassenzimmer“.
Mit dem Familiennachzug gerät das Wiener Bildungssystem an seine Grenzen. Lehrer warnen vor „kippenden Klassenzimmern“. Das Mega-Problem für Wien ist: Eine Umverteilung in die Bundesländer funktioniert kaum. Wien zahlt mehr Sozialhilfe und in Wien sind die größten migrantischen Communities. Beides hat einen Pull-Effekt. Alle Parteien sagen: „Wir müssen handeln“. Doch Bund und Stadt Wien schieben einander gegenseitig die Verantwortung zu. Die Flüchtlingskoordinatoren scheinen untergetaucht.
Warnung: »Geringe praktische Intelligenz«
Lehrer am Limit. Die Situation zwingt die Stadt Wien dazu, neue Containerschulen aufzustellen. Die stehen teils auf Sportplätzen, Proteste formieren sich dagegen. Elternvertreter und Lehrer sind längst aufgebracht, die Überforderung ist überall zu spüren. Überfordert sind auch viele Kinder, die erstmals in ihrem Leben in eine westliche Schule kommen.
„Angesichts von kriegstraumatisierten Kindern fehlen uns multiprofessionelle Teams an den Schulen – Sozialtherapeuten, Sozialarbeiterinnen und Schulpsychologen. Beziehungsarbeit“, klagt Lehrergewerkschafter Thomas Bulant. Vielen Kindern fehle praktische Intelligenz. Lehrer müssen Grundkompetenzen vermitteln, teils sogar, wie man eine Schere richtig hält.