Mirko C. (39) hatte fünf Banken und zwei Postämter überfallen.
Am Dienstag ist im Wiener Straflandesgericht das mit 1,65 Meter kleinste Mitglied der sogenannten Daltons-Bande rechtskräftig zu einer 13-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Mirko C. (39) hatte im Zeitraum November 2007 bis Mai 2009 in Wien und Wels fünf Banken und zwei Postämter überfallen und dabei insgesamt 960.000 Euro erbeutet.
Falsche Bärte, Schlapphüte
Zwei weitere Coups der nach
den bekannten Comic-Bösewichten benannten Verbrecher, die wie ihre Vorbilder
mit auffallend unterschiedlichen Körpergrößen ins Auge stachen und stets mit
Schlapphüten und falschen Bärten maskiert waren, scheiterten: Im einen Fall
war ein überfallener Bankangestellter derart nervös, dass er nicht den
richtigen Code für den Tresor parat hatte, in einem weiteren ließ sich der
Tresorschlüssel nicht auftreiben.
Vorstrafen-Katalog
Für Mirko C., der in Österreich bereits drei
einschlägige Vorstrafen aufweist, wäre als Rückfalltäter ein Strafrahmen von
bis zu 20 Jahren zur Verfügung gestanden. Er kam bei der Strafbemessung
deshalb vergleichsweise milde davon, weil er sich in der Verhandlung
umfassend geständig gezeigt, vor allem aber im Vorfeld mit der
Strafverfolgungsbehörde kooperiert hatte, wie Richterin Karin Burtscher in
der Urteilsbegründung ausführte.
Gebürtiger Italiener
Der gebürtige Italiener war im
September 2009 bei einer Nachbehandlung im Wiener AKH nach einem
vertraulichen Hinweis festgenommen worden. Der nierenkranke Mann hatte sich
kurz vorher unter falschem Namen und auf betrügerische Weise - nämlich mit
einer gefälschten E-Card - einer Nierentransplantation unterzogen, nachdem
er sich zuvor jahrelang mehrmals wöchentlich einer Dialyse unterziehen hatte
müssen.
Kopf der Bande ein Argentinier
Aufgrund seines Leidens war er
nicht in der Lage, einen Beruf auszuüben. Einer Karriere als Serienräuber
stand seine Krankheit aber offenbar nicht im Weg: Nach einem
Gefängnisaufenthalt in Italien hatte er im Jahr 2007 den 55-jährigen Alfredo
S. kennengelernt, einen gebürtigen Argentinier, der sich als Kopf der "Daltons"-Bande
erweisen sollte.
"Aldo", wie er sich nannte, überredete Mirko C., nach Österreich zu übersiedeln, wo seit mehr als zehn Jahren dessen Familie lebt, eine kleine Wohnung in Wien anzumieten und diese als "Schlupfloch" für geplante Raubüberfälle zur Verfügung zu stellen. Sodann reiste "Aldo" mit dem dritten fixen Mitglied der "Daltons", einem Monegassen namens Maurizio, mehrmals jährlich aus Mailand an, spazierte mit seinen Komplizen durch die Bundeshauptstadt und suchte sich die Banken aus, die er ausrauben wollte.
"Musste nur dolmetschen"
"Er hat alles gemacht.
Ich musste nur dolmetschen und mitmachen. Bei den Überfällen hab' ich
aufpassen müssen auf die Leute", schilderte Mirko C. seine Rolle. "Es
waren keine Soft-Überfälle", betonte Staatsanwältin Ursula
Kropiunig. Die Täter hätten die Kunden und Angestellten, die sich immer auf
den Boden legen mussten, mit Messern, echten oder täuschend echt aussehenden
Pistolen bedroht und eingeschüchtert. Bei den Räubern habe es sich um Profis
gehandelt, die keine DNA-Spuren hinterließen, meistens mit Fahrrädern
flüchteten, diese dann in einem unweit vom Tatort abgestellten VW-Bus
verbargen, sich selbst in dem geräumigen Fahrzeug hinlegten und mit Decken
zudeckten: "Dann haben sie oft stundenlang abgewartet, bis die Luft
rein war."
Geständnis und Chef ans Messer geliefert
Nach seiner
Festnahme legte Mirko C. nicht nur ein Geständnis ab. Er lieferte auch "Aldo"
ans Messer, der ohne seine Hilfe nicht vor wenigen Wochen in Mailand
verhaftet hätte werden können und demnächst ausgeliefert werden soll. Der
kleinste "Dalton" gab auch den Vornamen des dritten Komplizen
preis, der bisher noch nicht ausgeforscht werden konnte. Und Mirko C. gab
zu, dass bei einem Bankraub im April 2009 sein Nachbar beteiligt war, der -
ohne in die konkrete Planung eingeweiht worden zu sein - den Chauffeur
gespielt hatte. Dieser Mann wurde am Dienstag ebenfalls rechtskräftig
verurteilt: Er erhielt eineinhalb Jahre Haft, davon sechs Monate unbedingt.