Alarm: Neue Zahlen

133.000 Flüchtlinge auf dem Weg

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Flüchtlingsansturm führt an unseren Grenzen öfter zu dramatischen Szenen.

Der nahende Winter bremst den Flüchtlingsstrom nicht. 15.000 reisten am Wochenende von Kroatien nach Slowenien. Insgesamt sind 77.000 Menschen in der Fluchtbewegung am Balkan unterwegs (siehe Grafik), und weitere 60.000 bereiten sich gerade in der Türkei auf den Abmarsch vor.

OÖ: 3.500 verbrachten die Nacht unter freiem Himmel
Schon jetzt ist die Lage an den Grenzen alarmierend.

Flüchtlinge
© DPA


OÖ. Unwürdiges Schauspiel an deutschen Grenzen:

Die Übergänge in Braunau, Kollerschlag und Achleiten wurden Sonntagnacht zeitweise gesperrt. Deutschland ist mit den 15.000 Menschen, die es am Wochenende einreisen ließ, völlig überfordert. Vor Passau etwa wurden 3.600 Flüchtlinge abgesetzt. „Wir saufen heute ab“, alarmierte Polizeisprecher Frank Koller. Konsequenz: 3.500 Menschen strandeten in Oberösterreich und schliefen bei fünf Grad im Freien.

133.000 Flüchtlinge auf dem Weg
© oe24

Stmk. Aggression in Spielfeld: Die Polizei muss immer wieder Schlägereien in der Menge schlichten (siehe unten). 5.000 Menschen warteten am Montagmittag auf den Weitertransport mit einem von 49 Bussen. Für zwischenzeitliche Unterbringung in steirischen Transitquartieren gab es gestern nur noch 200 Plätze. Wer es sich leisten kann, reist deshalb gleich per Taxi um 400 bis 600 Euro weiter.

Ansturm
Rund 5.000 Menschen warteten Montagmittag an der Grenze in Spielfeld auf den Weitertransport. Trotz einiger Handgemenge haben Polizei und die aufgestockte Armee die Lage unter Kontrolle. Rund 70 Rechtsextreme demonstrierten mit Österreich-Fahnen gegen die Flüchtlinge.


Völkerwanderung über den Balkan

mohsen
© privat
× mohsen

Rotes Kreuz rechnet 2016 mit 120.000 Asylwerbern
Dieses Chaos droht Dauerzustand zu werden. 2016 erwartet Bundesrettungskommandant Gerry Foitik 120.000 Asylwerber. 2015 markiert mit 80.000 bereits den Rekordwert. Er fordert eine Wohnbauoffensive: 40.000 Plätze für Flüchtlinge fehlen.

Immerhin: Der EU-Gipfel am Sonntag signalisierte die Bereitschaft der betroffenen Länder, in der Flüchtlingsfrage an einem Strang zu ziehen und zurück zur Normalität zu finden.

mohsen
© privat


"Polizisten haben uns verprügelt"

ÖSTERREICH-Reporterin Larissa Eckhardt sprach in Spielfeld mit Mohsen, einem Flüchtling aus dem Iran. Der 29-Jährige floh vor Verfolgung zuerst über das Mittelmeer, dann über den Balkan, nach Österreich. Jetzt will er nach Skandinavien.

ÖSTERREICH: Wie ist Ihre Flucht genau abgelaufen?
Mohsen M.: Zuerst bin ich zu Fuß zur Grenze zwischen dem Iran und der Türkei marschiert. Das hat ganze zwei Tage gedauert. Von dort aus habe ich mit meiner Gruppe dann einen Bus nach Istanbul genommen. Mit Glück konnten wir uns in ­einem privaten Haus eine Zeit lang verstecken.
ÖSTERREICH: Sind Sie per Boot nach Griechenland gefahren?
M.: Ja, und die Überfahrt war extrem gefährlich: Wir sind als Gruppe von 45 Menschen auf ein Boot gepfercht worden, das eigentlich nur 15 Leu­te aushalten kann. Von der Grenze aus sind wir wieder mit dem Schiff nach Athen weitergefahren.
ÖSTERREICH: Welche Erfahrungen haben Sie am Balkan gemacht?
M.: Am schlimmsten war es in Serbien. Die Polizisten dort verachten alle Flüchtlinge. Sie sind zu uns ins ­Lager gekommen und haben uns einfach verprügelt. Stundenlang sind wir angestanden, um das Land endlich verlassen zu dürfen.
ÖSTERREICH: Wohin wollen Sie jetzt weiterreisen?
M.: Zuerst einmal nach Deutschland, dann weiter nach Skandinavien.
 
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